Grüne Woche Berlin 2017: Regional ist wiederum Trumpf

Siebenbürgen mit neun Ausstellern im rumänischen Messekomplex stark vertreten

Thüringer Fee Katja Hüther mit Ioan Barbut am Messestand „Priscarii Hercules“: Berliner Familie verkostet feinen Honig aus Rumänien.
Foto: Berndt Brussig

Morgen schließt die 82. Internationale Grüne Woche Berlin ihre Pforten, an der sich das rumänische Ministerium für Agrarwirtschaft und Ländliche Entwicklung mit 13 Unternehmen, davon neun aus Siebenbürgen, beteiligt. Am 29. Januar endet diese weltgrößte Leistungsschau der Land- und Ernährungswirtschaft nach zehn erlebnisreichen Messetagen mit 1650 Ausstellern aus 66 Ländern. Russland blieb wie 2016 der Messe fern. Grund sind die politischen Spannungen.

Wurde Rumänien 2012 die Ehre zuteil, als offizielles Partnerland der Grünen Woche zu agieren, ist es diesmal Ungarn, für das Deutschland der wichtigste Exportmarkt im Bereich der Agar- und Lebensmittelwirtschaft ist. Gehörte der erste Messetag, der 20. Januar, ausschließlich den in- und ausländischen Fachbesuchern der Branche, steht diese Messe ab dem nächsten Tag allen Besuchern offen, angezogen von einer Erlebniswelt mit ihrem reichhaltigen Genuss- und Produktangebot. Besuchermagnet ist auch die Tierhalle 25 mit Ausstellungen von bekannten Tierrassen, zudem von gefährdeten Nutztierrassen wie Deutsche Pekingente. Highlight auf der 82. Grünen Woche auch die Blumenhalle, ein absolutes „Muss“ für jeden Besucher. Das geflügelte Wort von Martin Luther „Das Paradies ist überall“ ist im Jahr 2017 eine Veranstaltungsreihe der Firma Kulturprojekte Berlin GmbH anlässlich der Feierlichkeiten zum 500. Reformationsjubiläum. Den Auftakt bildet die Blumenhalle der Grünen Woche 2017, die das berühmte Luther-Zitat in ein gartenarchitektonisches Gesamtkunstwerk umsetzt.

Grüne Woche als Dauerbrenner seit 1926

Die Internationale Grüne Woche Berlin zählt zu den traditionsreichsten Berliner Messen und zu den bekanntesten Veranstaltungen in Deutschland überhaupt. Im Jahr 2017 blickt sie auf eine 91-jährige wechselvolle Geschichte zurück und öffnete nun schon zum 82. Mal ihre Pforten. Keine andere internationale Ausstellung mit direkter Einbindung von jährlich Hunderttausenden Konsumenten fand in Deutschland häufiger statt als die Grüne Woche. Aus einer schlichten lokalen Warenbörse hat sich die weltgrößte Verbraucherschau für Landwirtschaft, Ernährung und Gartenbau entwickelt. Seit 1926 präsentierten sich fast 87.000 Aussteller aus 128 Ländern den 32,4 Millionen Fach- und Privatbesuchern mit einem umfassenden Produktangebot aus allen Kontinenten.Dr. Christian Göke, Vorsitzender der Geschäftsführung der Messe Berlin GmbH, betonte auf der Pressekonferenz zur Eröffnung der 82. Internationalen Grünen Woche: „Spitzentreffen der internationalen Agrarpolitik und einzigartige Erlebniswelt für das Publikum: Zwischen diesen Polen bewegt sich die Grüne Woche auch in diesem Jahr. Hier trifft Tradition auf Innovation. Das Faszinosum ‘Grüne Woche’ mobilisiert Hunderttausende Besucher und führt das weltweite Agribusiness nach Berlin. Diese Symbiose aus Fach- und Publikums-Event macht die Grüne Woche seit 1926 zum Dauerbrenner.“

Martin Luther auf der Berliner Messe

Findige Marketingstrategen, wohl inspiriert vom Lutherjahr, hoben so manchen ulkigen Namen aus der Taufe, etwa „Luthers Tinte“, eine Eiscreme, eingefärbt mit blauen Algen, zu vernaschen in der Messehalle vom Bundesland Sachsen-Anhalt. Oder: „Luther-Traube“ als Namensgeber für Weißburgunder. Luther mit seinem Humor und deftigen Sprüchen wie „Wer kein Bier hat, hat nichts zu trinken“ hätt`s wohl nicht krummgenommen. Mit Luthers süffigem Slogan versucht eine Thüringer Brauerei in der Nähe der Wartburg ihr Bier an den Mann zu bringen.Überhaupt ist Regional auch 2017 Trumpf, sowohl bei den rund 500 Ausstellern aus 14 deutschen Bundesländern, als auch bei den ausländischen Teilnehmern, vorbildhaft im rumänischen Messekomplex erkennbar an der Präsentation des Vereins „Produs de Cluj”. Dieser Verein nimmt zum dritten Mal an der Grünen Woche teil und präsentiert authentische Produkte von fünf Handwerkern und Künstlern der Klausenburger Region. Das Spektrum reicht dabei von Imkerei-und Lavendel-Produkten bis hin zu liebevoll gestalteten siebenbürgischen Volkstrachten und Schnitzereien.

Messe als Kontakt- und Kooperationsbörse

Geradezu ein Paradebeispiel dafür, dass die Grüne Woche viel mehr als nur ein Schaufenster zur Präsentation von Produkten ist, sondern auch als Kontakt- und Kooperationsbörse funktioniert, sind die Erfahrungen von Josef Freisz, Inhaber der Firma FML BIO GARDENA TRADITIONAL aus Bokschan/Bocşa (Karasch-Severin): „Ich bin ein großer Fan der Grünen Woche, an der ich seit 2013 teilnehme. Hier in Berlin konnte ich zu einem Fachbesucher aus München, mit dem ich hier an meinem Messestand ins Gespräch kam, die Weichen für eine gut funktionierende Kooperation stellen: Seit drei Jahren werden meine Produkte, produziert nach alten schwäbischen Originalrezepten in Handarbeit, zum Beispiel Brotaufstrich aus Auberginen mit Gemüse Sauce, im Münchner Delikatessengeschäft `Casa noastră romanescă` verkauft. Zusatzeffekt: Die Teilnahme meiner Firma an der prestigevollen Grünen Woche in Berlin bewirkt eine besondere Reputation in Rumänien, wo ich 33 Filialen der französischen Handelskette Auchuan mit Delikatessen, die ich mit meiner Frau Lidia ausschließlich per Handarbeit produziere, beliefere.“

Gern gesehen auf dem Messestand: Botschafter und blonde Fee

Der Botschafter Rumäniens, Emil Hurezeanu, ließ es sich nicht nehmen, jeden der Messestände des rumänischen Messekomplexes zu besuchen. Er würdigte das Engagement der Aussteller, Rumänien auf dieser weltgrößten Leistungsschau der Land- und Ernährungswirtschaft in Berlin zu präsentieren. Sehr erfreulich die Tatsache, dass ein Großteil der Aussteller wiederholt auf der Grünen Woche präsent ist. Beispiele: die Fleischereien aus der Maramuresch, PFA Stauder von Agnes Stauder aus Seini und TOTO SRL des Teams Iustin Tira und Valentin Meteş aus Baia Mare, der Verein „Produs de Cluj”, aber auch die Imkerei PFA HOTEA IOAN aus Baia Mare und Ioan Barbut von PRISCARII HERCULES / Cooperativa Apicol˛ aus Mehadia-Herculane, sowie FML BIO GARDENA SRL von Josef und Lidia  Freisz aus Bokschan und der Gastronomiebetrieb SC ROZS IMPEX SRL von Alexandru Rosz aus Bukarest sowie die Winzerei SC VITISIM COTESTI SRL aus Coteşti/Vrancea.Die schöne Fee mit Blumenkranz im blonden Haar sowie mit Libellenflügeln, Katja Hüther, von den berühmten Saalfelder Feengrotten (Guinness-Buch der Rekorde!) ließ sich vom rumänischen Messestand magisch anziehen, wo sie sofort zum Shooting Star avancierte – und einen Heiratsantrag erhielt. Doch zu spät, denn die Fee ist schon vergeben.

Im Visier:  Grüne Woche 2018

Die junge Unternehmerin Alina Günter, die 2008 die Firma EL GRECO in Baia Mare gründete und Naturprodukte aus Ziegenmilch produziert, ist erstmalig auf der Grünen Woche präsent: „Ich bin fasziniert von der Atmosphäre. Nette Kollegen und Besucher aus vielen Ländern. Auch marokkanische Standbetreuer vom marokkanischen Messestand aus der Nachbarschaft kommen zum Plausch. Hier ist ein Mikrokosmos der Freundlichkeit und Freundschaft. Müsste überall so sein!“ Auf jeden Fall möchte Alina mit ihrem Team auch auf der Grünen Woche im nächsten Jahr wieder präsent sein: 19. – 28. Januar 2018.Rund 400.000 Privat- und Fachbesucher werden die Grüne Woche 2017, die morgen schließt, besucht haben. Etwa 5000 Journalisten sind akkreditiert, sie produzieren rund 2000 Hörfunk- und TV-Beiträge sowie 7000 Online-Nachrichten und 15.000 Artikel.