Gustav Mahler und Richard Strauss - zwei gute Freunde (Teil III)

Propheten der Moderne im musikalischen Universum der ersten Hälfte des vergangenen Jahrhunderts

Gustav Mahler litt sehr: „Meine Zeit wird kommen..."
Symbolfoto: Zoltan Pazmany

Den Freundschaftsbekundungenzwischen Strauss und Mahler standen auch Gefühle der Rivalität gegenüber. Die berühmte Mahler-Aussage „meine Zeit wird kommen“, ist eine bittere Reflexion des Komponisten, die den Unterschied seiner Musik zu jener seines Freundes hervorhebt. „Es wird die Zeit kommen, in der sich die Menschen Rechenschaft geben werden, dass die Menschen von meiner Musik vertreten, beschrieben und identifiziert werden und sie werden verstehen, das diese Musik sich in ihrem Inneren schon immer befunden hat“.

Mahler fotografiert die westliche Gesellschaft in dem Augenblick ihrer Ruinierung, die von ihrer kulturellenDekadenz ausgeht. Er ist überzeugt, dass von da alle Niederlagen und Katastrophen ausgehen, die der Mensch im neuen Jahrhundert erleben wird.

Er besingt die tragische Prophezeiung mit verzweifelter Resignation, in all seinen Werken. „Sehr kurios und sehr neu ist alles, was ich schreibe. Meine Sprache scheint ohne Sinn und ohne verstanden zu werden und meine Werke sind Ereignisse aus der Zukunft“.

Im Jahr 1905 ist sogar seine Gattin Alma der Meinung, dass ihr Gatte nicht mehr würdig ist, mit Strauss verglichen zu werden. Traurig erklärt Mahler in einem Interview aus dem Jahr 1906 dem Reporter Bernard Scharlitt, von der „Neuen Freien Presse“: „So lange ich lebe, werde ich als Komponist nicht geschätzt. So lange ich Mahler bin, der unter Euch ist, ein Mensch unter Menschen, muss ich mich mit einer all zu humanen Betrachtung meines Werkes begnügen. Erst dann, wenn ich diesen irdischen Staub von mir abgeschüttelt habe, erst dann wird Gerechtigkeit geschaffen. Ich bin das, was F.W. Nietzsche einen ´Nichtaktuellen´ genannt hat. Der einzig wahrhaftig ´Aktuelle´ ist Richard Strauss. Deshalb ist er unsterblich geworden.“

Das Debüt von Mahler als Komponist war kein besonders Glückliches. Die Erstaufführung der 1. Symphonie von 1889 überschneidet sich mit der Präsentation in Weimar der Symphonischen Dichtung „Don Juan“ von Richard Strauss. Während das Werk von Mahler mit recht viel Gleichgültigkeit aufgenommen wird, erfreut sich Strauss eines großen Erfolges. In der Presse jener Zeit wird Mahler scharf kritisiert und durch die Bemerkungen des Komponisten Arnold Schönberg, der später zu einem großen Bewunderer Mahlers wird. Sogar seine Gattin, Alma Mahler, sagt, dass die Erstaufführung ihr nicht gefallen hat. „Noch mehr, mich störte sie und weckte in mir ein Gefühl der Empörung“. Einige Jahre später, im Jahr 1905, als die 5. Symphonie uraufgeführt wurde, lädt Alma Mahler Arnold Schönberg zum Konzert ein, doch dieser antwortet ihr: „Wenn Mahler nicht im Stande war, etwas Gutes bei der 1. Symphonie zu leisten, wie könnte er etwas Besonderes in der 5. bringen.

(Fortsetzung folgt)