Höchste Ausstellerzahl seit 44 Jahren

80. Grüne Woche Berlin als Mega-Ereignis / Rumänien mit 33 Firmen dabei

Lidia und Josef Freisz mit ihrer Firma „BIO GARDENA / FML GARDENA TRADITIONAL“ aus Bokschan. Ihr Geschäft, Vermarktung alter Schwaben-Rezepte, läuft gut. Sogar in Frankreich.

Die Ukrainerinnen Svetlana (l.) und Olga besuchen den Messestand von Aurelia Ciurte aus Prislop in der Maramuresch.
Fotos: der Verfasser

Am 16. Januar 2015 öffnete die 80. Internationale Grüne Woche (IGW) ihre Pforten. „Die traditionsreichste und besucherstärkste Berliner Messe feiert ein bemerkenswertes Jubiläum. Bei ihrer 80. Auflage unterstreicht die Internationale Grüne Woche Berlin vom 16. bis 25. Januar 2015 ihren Stellenwert als weltgrößte Ausstellung für Landwirtschaft, Ernährung und Gartenbau. Kein anderes Messeereignis mit der Einbindung von Hunderttausenden Verbrauchern fand häufiger in Deutschland statt als die Grüne Woche. Mit rund 130.000 Quadratmetern Hallenfläche präsentiert sich die Grüne Woche als größte Leistungsschau in ihrer Geschichte (2014: 124.000 qm).

Mit 1658 Ausstellern aus 68 Ländern (2014: 1650 / 69) verzeichnet die IGW 2015 die höchste Ausstellerzahl seit 44 Jahren. Knapp 40 Prozent der Aussteller stammen aus dem Ausland“, wird gleich am Anfang des Eröffnungsberichtes der Messeleitung mit berechtigtem Stolz vermerkt. Rumänien präsentiert sich in attraktiver Weise mit 33 Firmen in der Halle 10.2 auf rund 300 Quadratmetern auf dem Messegelände unter dem Berliner Funkturm. Im vorigen Jahr war Rumänien auf 260 Quadratmetern mit 22 Firmen präsent. Etwa 400.000 Besucher erwartet diese Grüne Woche.

Lettland offizielles Partnerland

Fungierte voriges Jahr Estland als offizielles Partnerland, kommt in diesem Jahr Lettland diese  Ehre zu. Vor drei Jahren hatte Rumänien diese besondere Funktion inne. Der Minister für Landwirtschaft der Republik Lettland, Jänis Düklavs, würdigte auf der Eröffnung  diese Messe nicht nur als die weltgrößte Leistungsschau für Agrarwirtschaft sowie Gartenbau und Ernährung, sondern zugleich als Kontaktbörse zum Knüpfen neuer Kontakte und Finden neuer Geschäftspartner. Das Lettische Motto „Nimm Dir die Zeit“ wirbt dafür, dass jeder sein Lebenstempo verringern und sich erholen möge. Wo? Natürlich inmitten der grünen Natur Lettlands – so jedenfalls der Wunsch der Werbefachleute.

Geschickt verknüpfen diese ihre lukullischen Angebote auf der Grünen Woche, beispielsweise Rigaer Sprotten und auf Erlenholz geräucherten Fisch, Roggenbrot sowie Moosbeeren, mit Werbung für Urlaubsmöglichkeiten in Lettland, garniert mit Naturkost und Freizeitaktivitäten. Freilich locken die Letten auch mit Bier in Berlin. Doch gerade Bierwerbung machen andere Aussteller auch, vor allem Deutschland mit zig begehrten Biersorten wie „Berliner Pilsner“ sowie „Radeberger“ und „Paulaner“.  Erfreulicherweise fließt Gerstensaft neuerdings auch im rumänischen Messekomplex für die Besucher der Grünen Messe: Aus zwei Zapfhähnen, und zwar Bier von URSUS aus Klausenburg/Cluj und „Timişoreana“ aus Temeswar/Timişoara. Dafür sorgt Marius Badea, der zuzüglich zu Milchprodukten auf seinem Messestand „Lactostar“ auch diese Biere zapft – sehr zur Freude neuer Liebhaber des rumänischen Gerstensaftes, wie die Berliner Maschinenbaustudenten Philipp und Felix.

Rumänischer Messekomplex exzellent gestaltet

Den rumänischen Messekomplex wie bereits 2014 wieder in der Messehalle 10.2 zu wählen, ist eine logistisch clevere Entscheidung. Denn: Ein Hauptstrom der Besucher führt direkt durch diese Messehalle zu weiteren Messehallen. Die Gestaltung ist ein echter Hingucker! Kompliment an die Leiterin des Messekomplexes, Livia Chivu vom Ministerium für Agrarkultur und Ländliche Entwicklung Bukarest, und an ihr Team: Attraktive Gestaltung der 33 Messestände auf rund 300 Quadratmetern, klar strukturiert nach Regionen wie Maramuresch und Banater Bergland sowie „Produkte von Cluj“. Der Messekomplex ist umgeben von drei Seiten der etwa 15 Meter hohen Messehalle mit riesigen Fotomotiven der zauberhaften Karpatenlandschaft mit großen markanten Logos „RUMÄNIEN“.

Die Angebotspalette ist enorm: Diverse Wurstwaren sowie Käseprodukte, Weine und Bienenhonig mit zahlreichen Geschmacksrichtungen dominieren das Angebot. Besonders stark präsent sind Firmen aus der Maramuresch, die es zudem gut verstehen, ihr lukullisches Angebot mit Tourismus-Offerten zu „garnieren“, nicht selten sogar in mehreren Sprachen: Deutsch, Englisch, Rumänisch. Beispiele dafür sind die ausgezeichnete Broschüre „12 reasons to visit Maramures“ vom Tourismus-Informationszentrum „MaramuresInfo Turism“ in Baia Mare sowie der Kalender 2015 „Visit Maramures“ vom Kreisrat Maramuresch, Baia Mare. Vermisst habe ich Unternehmen zum Beispiel aus Hermannstadt/Sibiu und Kronstadt/Braşov.

Mutige Firmengründer

Geradezu ein Paradebeispiel für den Mut von Unternehmern aus Rumänien: Die Firma „LUNA SOLAI“, kaltgepresste Öle, aus dem Ort Luna im Kreis Klausenburg, gegründet mit wenig Geld von den Eltern von Felicia Tulai im Jahre 1998 als Mini-Manufaktur. Felicia Tulai studierte Wirtschaft an der Babeş-Bolyai-Universität Klausenburg und übernahm vor sieben Jahren die Leitung des Unternehmens. Fakten sprechen für den Erfolg: Rund zehn Sorten kaltgepresstes Öl gehören nunmehr zum internationalen Firmen-Repertoire von „LUNA SOLAI“: so Kürbiskernöl, Hanföl, Walnussöl, Sonnenblumenöl. Seit dem vorigen Jahr beliefert sie ein Delikatessengeschäft in London. Berlin und weitere Städte sollen folgen.

Überzeugt von seiner Geschäftsidee, alte Schwaben-Rezepte des Banater Berglandes wieder aufleben zu lassen, gründete Josef Freisz das Unternehmen „BIO GARDENA“ in Bokschan/Bocşa. Unterdessen finden seine Delikatessen in Konserven wie Süß-saure Wildpilze und Austernpilze, zubereitet nach etwa 150 Jahre alten Rezepturen von Bergland-Banatern, speziell aus Wolfsberg/Gărâna, sogar Absatz in Frankreich. Die Grüne Messe Berlin verstehen Josef Freisz und seine Frau Lidia als Testmöglichkeit ihrer Angebote und Kontaktbörse für Geschäftserweiterung. „Wir kommen wieder zur Grünen Woche 2016“, so ihr Fazit.