Hoffnung auf ein Hospiz in Bukarest

Eröffnung aber erst dann möglich, wenn Finanzierung steht

Das Hospiz Casa Speranţei in Kronstadt hat schon vielen todkranken Menschen und ihren Familien geholfen.
Foto: Ralf Sudrigian

Er war nie besonders einflussreich, aber immerhin war er Abteilungsleiter in einer größeren Firma, wo man ihn achtete. Das ist jetzt alles unbedeutend. Er wird sterben. Wahrscheinlich schon sehr bald. Das rückt alles in ein anderes Licht. Das Einzige, was jetzt noch zählt, sind die endlosen Schmerzen und diese totale Hilflosigkeit. Seine und die seiner Familie. Und dass er jetzt niemand mehr ist. Nicht mehr wichtig für die Gesellschaft. Seine ehemaligen Kollegen, Mitarbeiter, die Welt um ihn herum – sie alle leben ihr Leben, während seines in der Schwebe hängt. Wenn es wenigstens schnell enden würde! Wenn er bloß nicht durch diese Hölle müsste – Tag und Nacht, Nacht und Tag. Wenn bloß …

Stefan ist nur einer von zwei Millionen Einwohnern Bukarests. Aber er braucht dringend eines der wenigen Hospizbetten, die es hier gibt. Als sich seine Krebserkrankung zum Rückgrat ausdehnte, bekam er epileptische Anfälle. Beim ersten Mal kam der Krankenwagen schnell. Nachdem die Krankengeschichte zeigte, dass es sich um einen Todkranken handelte, reagierte der Krankenwagen nicht mehr auf weitere Anrufe. Er wurde gebraucht für diejenigen, die eine Überlebenschance hatten. Nur Todkranke, die sich einen Aufenthalt in einer Privatklinik leisten können, haben Aussicht auf ein weitgehend schmerzfreies Sterben. Patienten, die dem Tod ins Auge sehen und „austherapiert” sind, werden von den Krankenhäusern in der Regel nach Hause geschickt.

Ein Rumäne von fünf ist als Patient oder Familienmitglied von einer unheilbaren Krankheit betroffen. Allein in Bukarest besteht ein Bedarf für die palliative Behandlung von mindestens 15.000 Menschen. Das Gesundheitssystem in Rumänien fordert die Angehörigen erheblich. So bekommt man in einem Krankenhaus außer einem Bett nicht sehr viel. Die Familie muss den Kranken waschen, pflegen und füttern. Sie bringt Essen mit und beschafft Medikamente. Vor allem für Krebspatienten gibt es zu wenig Behandlungsmöglichkeiten und Arzneimittel.

Des Weiteren gibt es für diese Krankheit kaum Vorsorgeuntersuchungen, was vor allem an den bürokratischen Hürden liegt. Insbesondere Menschen auf dem Land fallen häufig durch das soziale Netz. In 75 Prozent der Fälle wird die Krankheit zu spät festgestellt, sodass kaum noch eine Chance auf Heilung besteht.

Bukarest braucht also dringend ein Hospiz, denn für Tausende todkranker Menschen der Hauptstadt sind die letzten Lebensmonate die reine Hölle. Die Behandlung im Hospiz würde eine Verbesserung der verbleibenden Lebensqualität und eine humanere Sterbebegleitung todkranker Menschen ermöglichen, was in Krankenhäusern in der Qualität nicht möglich ist. Laut Weltgesundheitsorganisation sollten einer Stadt der Größe Bukarests 250 Hospizbetten zur Verfügung stehen. „Hospice Casa Speranţei”, Vorreiter der Hospizbetreuung in Rumänien, betreut seit 20 Jahren kostenlos todkranke Kinder und Erwachsene sowie deren Familien. Das Hospiz in Kronstadt/Braşov wurde als „Centre of Excellence” ausgezeichnet. Nun soll auch in Bukarest ein dringend benötigtes Lehr-Hospiz errichtet werden.

Das neue Hospiz wird nach der Fertigstellung folgende Leistungen kostenlos für die Patienten und deren Angehörige anbieten: Es werden 30 Betten bereitgestellt, die etwa 700 Patienten pro Jahr beherbergen sollen, ein ambulanter Bereich mit jährlich etwa 8000 durchführbaren Behandlungen wird entstehen, ebenso eine Tagesbetreuungsstätte, die ungefähr 5000 Patienten jährlich Hilfe anbieten kann, es sollen circa 11.000 Hausbesuche jährlich ermöglicht werden sowie ein spezielles Betreuungsangebot, um Patienten in der Brustpflege (bei Brustkrebspatienten), dem Umgang mit künstlichen Darmausgängen oder Harnableitungen und der Behandlung von Lymphödemen zu unterstützen. Der Baugrund ist vorhanden. Der für das Frühjahr 2012 geplante Baubeginn musste aber verschoben werden, da die zur Verfügung stehenden materiellen und finanziellen Mittel nicht ausreichend waren.

Ohne Spenden geht nichts! Durch die großzügige Unterstützung von Firmen wie GlaxoSmithKline, Vodafone, Raiffeisenbank, Unicredit, Saatchi & Saatchi, Oracle und anderen sind derzeit zwei Drittel der Kosten zugesichert. Der Bau kann jedoch nicht beginnen, bevor nicht auch das letzte Drittel vorhanden ist. Osram wird die Beleuchtung für das Hospiz spenden, das Hotel Intercontinental stellt seine VIP-Lounge für Charity-Veranstaltungen zur Verfügung, und Sterne-Koch Thomas Kammeier aus Berlin veranstaltete eine „Kitchen-Party”, bei der Spenden gesammelt wurden. Es gibt aber auch andere Wege zu spenden, ohne dass es den Geber etwas kostet.

Zum Beispiel können Mitarbeiter von Firmen zwei Prozent ihrer Steuerabgaben im Frühling eines jeden Jahres für gemeinnützige Zwecke wie Hospice Casa Speranţei bestimmen. Die Firmen selber können 20 Prozent ihrer Steuer so anweisen, insgesamt bis zu 0,3 Prozent des Gesamtumsatzes. Mit einer SMS an 8838 können schnell und einfach zwei Euro gespendet werden! Für weitere Informationen kann man folgende Internetseite besuchen: www.hospice.ro, beziehungsweise sich an folgende E-Mail-Adresse wenden: events@hospice.ro.