Hundert Jahre „Bauhaus“ als Reisemotiv

Deutschland wirbt mit der Design-Bewegung als Tourismus-Motto 2019

Der deutsche Botschafter Cord Meier-Klodt zeigt sich als Fan der Bauhaus-Bewegung. Foto: die Verfasserin

Womit lockt Deutschland als Kulturdestination Nummer Eins in Europa dieses Jahr Besucher ins Land? Mit einer Schatzsuche der ganz besonderen Art: „Bauhaus“ nennt sich der minimalistische Stil, der Anfang des 20. Jahrhunderts in Weimar entstand und Design und Architektur revolutionierte. In der Nazi-Zeit als „entartete Kunst“ verboten, erlebte die Bewegung erneut einen Boom, der bis heute anhält. Nicht nur in deutschen Städten und Regionen kann man den Spuren dieser Kunstströmung folgen – mit ihren Zentren in Weimar, Dessau, Berlin, Krefeld, Duisburg, Oberhausen, Essen, Münster und Baden-Württemberg. Sie schwappte auch weit über die Landesgrenzen hinaus, von Europa bis nach Afrika und sogar Japan. „Bauhaus“ ist ein Konzept, das über die originale Idee hinweg – minimalistische Schlichtheit und praktische Funktionalität - ein Lebensgefühl vermittelt. Der Stil beeinflusste nicht nur die Architektur, sondern auch Kunst, Bildhauerei, Fotografie und Design von Möbeln und Alltagsgegenständen.

„Bauhaus steht für Modernität und ist sehr europäisch“, begeistert sich der deutsche Botschafter Cord Meier-Klodt in seiner Eröffnungsrede zur jährlichen Pressekonferenz der Deutschen Zentrale für Tourismus (DZT) am 19. März im Bukarester Museum für zeitgenössische Kunst (MARe).

Die Geschichte der 1919 vom Architekten Walter Gropius in Weimar initiierten Bewegung erschließen in diesem Jahr gleich drei große Ereignisse: die Eröffnung von Ausstellungen in Weimar am 6. April und in Berlin am 6. September sowie die Eröffnung des Museums in Dessau am 8. September, im ersten Gebäude, das, 1925 errichtet, den Namen der Kunstströmung trägt. 1927 wurden dort Kurse zur Ausbildung von Architekten abgehalten. 1932 hatte man die Schule dann von Dessau nach Berlin verlegt, wo sie nach einem Jahr vom Nazi-Regime verboten und geschlossen wurde.

Weitere Ausstellungen in deutschen Städten erzählen von der Siegestour der Stil-Bewegung: „Bauhaus und Amerika. Experimente in Licht und Bewegung“ war bis zum 10. März in Münster zu sehen. Weiter geht es mit „Modern am Main 1923-1933“ in Frankfurt am Main (bis 14. April). Von verschiedenen Seiten beleuchtet wird das Thema in den Ausstellungen in Dresden (bis 2. Juni), Berlin (bis 10. Juni), Weimar (6. und 7. April), Oldenburg (27. April bis 4. August), Oberhausen (28. April bis 31. Dezember), Stuttgart (7. Juni bis 20. Oktober), Mainz (6. September 2019 bis 2. Februar 2020), Hamburg (27. September 2019 bis 12. Januar 2020), Cottbus (26. Oktober 2019 bis 12. Januar 2020) und nochmal Stuttgart (15. November 2019 bis 1. März 2020). Weitere Events und genaue Informationen gibt es im Internet unter www.bauhaus100.de und www.germany.travel/bauhaus.

„Bauhaus“ erobert die Welt

Zu den bekanntesten Künstlern, die von der Bauhaus-Bewegung beeinflusst wurden, zählen der russische Maler Wassily Kandinsky, der Schweizer Paul Klee und der Holländer Piet Mondrian, Begründer des Neoplastizismus, einer Stilrichtung, die sich auf Linien, drei Grundfarben und zwei Nichtfarben reduziert.

2003 wurde Tel Aviv in Israel ins Weltkulturerbe der UNESCO aufgenommen, dank der zirka 4000 Gebäude, die jüdische Architekten – vor dem Nazi-Regime geflüchtete Schüler der Bauhaus-Künstler – dort errichtet hatten.
Auch Bukarest gehört zu den Städten, in denen „Bauhaus“ deutliche Einflüsse hinterlassen hat. „Es gibt wenige Orte auf der Welt, die so klare Spuren zeigen“, verweist Botschafter Meier-Klodt auf die Hauptstadt und regt an, sich doch mal auf eine Schatzsuche zur Wiederentdeckung dieses kulturellen Reichtums zu begeben, der Rumänien einst den Ruf von Fortschrittlichkeit und Modernität einbrachte. „Auch wenn die Gebäude nicht immer im besten Zustand sind – erstklassige historische Qualität!“ Und verweist auf die Urheber der rumänischen Bauhaus-Bewegung: Horia Creangă, Marcel Iancu, Henrieta Delavrancea, eine der ersten weiblichen Architekten der Hauptstadt, und Duiliu Marcu.

Reiseboom aus Rumänien

Deutschland ist nicht nur die beliebteste Destination für Kulturreisen und City Breaks in Europa, Reiseziel Nummer Eins für junge Europäer zwischen 15 und 24 Jahren sowie für Besucher internationaler Tourismusmessen – auch was Touristen aus Rumänien betrifft, wurde im letzten Jahr ein Rekord erreicht. Von Januar bis Dezember 2018 wurden über eine Million Übernachtungen von Besuchern aus Rumänien gezählt, ein Wachstum von 8,2 Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Damit ist Rumänien einer der wichtigsten Quellenmärkte für den Tourismus in Deutschland geworden, erklärt Cristian Sallai, Leiter des Regionalbüros der DZT für Rumänien, Bulgarien, Kroatien, Serbien, Montenegro und Bosnien-Herzegowina.

Auf der Beliebtheitsskala der Rumänen ganz oben steht Bayern (28,2 Prozent), gefolgt von Baden-Württemberg (16,4 Prozent) und Rheinland-Westfalen (13 Prozent). Bayerische Schlösser oder die Romantische Straße gehören zu den gefragtesten Rundreisezielen. Als Motivation für die Reise steht Urlaub mit 38 Prozent an der Spitze, gefolgt von Geschäftsreisen mit 33 Prozent. 45 Prozent der rumänischen Urlaubsreisenden bevorzugen Städtereisen und City Breaks, 17 Prozent suchen klassische Ferienregionen auf. Im Schnitt bleiben die Urlauber 9,3 Nächte, die Geschäftsreisenden nur zirka zwei.