Im Dienste der Ausgegrenzten

Pater Berno Rupp feierte seinen 80. Geburtstag

Der Salvatorianer-Pater Berno Rupp feierte seinen 80. Geburtstag in Temeswar.

Der deutsche Konsul in Temeswar, Rolf Maruhn, übergab Pater Berno das Bundesverdienstkreuz.
Foto: Zoltán Pázmány

„Ich bin als Mensch hierher gekommen und habe wie ein Mensch gehandelt“. Die Worte gehören Pater Berno, den in der Elisabethstadt so gut wie jeder kennt. Genügsam und gleichzeitig großzügig, simpel in seiner Ausdrucksweise und dennoch visionär: So ist Pater Berno. Seit Anfang der 90-er Jahre lebt der Salvatorianer in Temeswar/Timişoara. Zuerst kam er mit Hilfstransporten, er brachte Lebensmittel, Kleidung und Medikamente mit. Den Armen und Obdachlosen griff er unter die Arme, allerdings half er nicht nur materiell, sondern er sorgte sich auch um die Seelen der Menschen. Trotz seines fortgeschrittenen Alters steht der 80-jährige Salvatorianer-Pater auch heute noch im Dienste der Ausgegrenzten.

Mehr als 80 Gäste von Nah und Fern haben sich am Samstag Abend in der Mensa der Gerhardinum-Schule in Temeswar versammelt.  Sie singen gemeinsam ein Lied, das dem Salvatorianer-Pater Berno Rupp gewidmet ist. Es ist das französische „Frère Jacques“, dessen Text die Kinder aus der Bakowaer Kindertagesstätte  für Pater Berno angepasst haben. Der Pater sitzt inmitten der Leute, die heute zusammen gekommen sind, um seinen 80. Geburtstag zu feiern. Der Gefeierte singt mit, er klatscht und lacht. An seinem Tisch sitzen sein Neffe und seine Schwester, der deutsche Konsul in Temeswar, der ehemalige Temeswarer Bürgermeister Gheorghe Ciuhandu und mehrere Vertreter von Ordensgemeinschaften aus Temeswar und Deutschland. Viele Unterstützer von Pater Bernos Sozialprojekte aus dem deutschsprachigen Ausland, aus Deutschland und Österreich, sind extra zu diesem Anlass nach Temeswar gereist. Es ist eine Feier unter guten Freunden und Bekannten, und Pater Berno scheint viele davon zu haben.

Seit Anfang der 90-er Jahre lebt Pater Berno Rupp in Temeswar. Der Salvatorianer-Orden hatte ihn hierher, zu den in Temeswar verbliebenen Mitbrüdern entsandt. Seine erste Anlaufstelle in der Hauptstadt des Banats war die Pfarrei im Mehala-Stadtteil.

Die Situation der Straßenkinder, die in Kanälen lebten, ließ ihn nicht kalt. Er merkte schnell, dass im postkommunistischen Temeswar Hilfe gebraucht wird und handelte sofort. Die Straßenkinder versorgte er zunächst im Kloster in der Elisabethstadt. Mehrere Hilfstransporte aus Deutschland für die Menschen in Not wurden organisiert, wobei Pater Berno meist selbst am Steuer seines Busses saß. 

„Es scheint, als wäre es gestern gewesen, als er zu mir ins Büro gekommen ist und gesagt hat: ´Ich habe Geld bekommen, um ein Nachtasyl für Obdachlose in Temeswar zu bauen´“, erinnert sich Caritas-Geschäftsführer Herbert Grün. 1998 wurde das Haus an der Brâncoveanu-Straße gekauft und zwei Jahre später das Nachtasyl mit 80 Plätzen für Obdachlose in Betrieb genommen. „Im Nachtasyl waren damals sehr viele Kinder, die bei einer Zeichenaufgabe ihre Wünsche ausdrücken sollten. Wir haben festgestellt, dass sie sich ein Haus und einen Hof wünschten – eigentlich ein Zuhause“, fügte Herbert Grün hinzu.

Daraufhin wurde in Bakowa die ehemalige Kolchose angekauft und eine die Pater-Paulus-Farm, wo Obdachlose leben und arbeiten können, eingerichtet. Es folgten weitere Sozialprojekte: die Pater-Berno-Kindertagesstätte in Bakowa, das Frauenhaus für Frauen, Opfer häuslicher Gewalt in Temeswar, ein Altenpflegeheim für chronisch Kranke in Bakowa. 2011 beschloss man, die Pater-Berno-Stiftung zu gründen, damit die Finanzierung der Sozialprojekte langfristig gesichert wird. Pater Berno hatte 2007 einen schweren Autounfall, infolge dessen er starke Einschränkungen in Sprachfähigkeit und Beweglichkeit hinnehmen musste.

 

Pater Berno erhielt Bundesverdienstkreuz

Für sein Engagement im sozialen Bereich wurde Pater Berno anlässlich seines Geburtstags geehrt. Er erhielt das Bundesverdienstkreuz Deutschlands, das Konsul Rolf Maruhn dem Salvatorianer-Pater überbrachte. Die Laudatio sprachen außer dem deutschen Konsul auch noch zwei Menschen, die Pater Berno Rupp sehr gut kennen: Dominic Samuel Fritz, der Gründer des Timisoara Gospel Project, und Rupps Neffe, Markus Müller. „Obwohl er in den zweieinhalb Jahrzehnten seiner Arbeit in Rumänien ein weites Netz systematischer, institutioneller Hilfe aufgebaut hat, ist seine persönliche Empathie für die Probleme einzelner Menschen deshalb nie kleiner geworden. Er wurde nie zum Karitativbürokraten. Er nimmt immer Anteil und versucht, eine konkrete Lösung zu finden“, sagte Dominic Samuel Fritz. Sichtbar gerührt nahm Pater Berno den Verdienstorden der Bundesrepublik Deutschland entgegen. „Ich bin hierher gekommen, um Gutes zu tun. Aber allein hätte ich es nie geschafft. Es gibt viele Menschen, die diese Auszeichnung verdient haben, und ihnen bin ich besonders dankbar“, sagte Pater Berno. Einen Tag später, am Sonntag, ehrte ihn auch die römisch-katholische Diözese Temeswar. Generalvikar Johann Dirschl übergab ihm die Gerhards-Silbermedaille.

Der Feier wohnte auch seine Schwester, Marie-Luise Rupp, bei. Auch ihre Augen blieben nicht tränenleer, als sie über ihren Bruder sprach. „Als Kind, als er bei den Pfadfindern war, war er immer sehr hilfsbereit gewesen. In unserer Familie wird der Glaube großgeschrieben, es gab auch schon Geistliche. Wir haben Berno unterstützt, als er beschloss, diesen Weg zu gehen. Aber man hat ihm auch gesagt, dass das der schwerste Beruf im Leben ist“, sagte Marie-Luise Rupp.

Den schwersten Beruf sollte sich der aus Bergatreute gebürtige Pater Berno wählen. Nach einem sechsjährigen Studium der Theologie und Philosophie in Rom war er 20 Jahre für die Volksmission in Passau tätig. Es folgte sein Umzug nach Temeswar, wo er bis heute lebt. 2005 wurde er zum Ehrenbürger Temeswars ernannt.

Am Sonntag gab es in der römisch-katholischen Kirche in der Elisabethstadt einen Gottesdienst für den Salvatorianer-Pater Berno Rupp. Die Kirche war voll, zum Schluss gab es auch ein Überraschungskonzert für den Geistlichen: Dominic Samuel Fritz ließ einen Teil des Timisoara-Gospel-Project-Chors für Pater Berno singen, zur großen Freude des Salvatorianers, für den die Musik ein wichtiger Teil seines Lebens ist.