Immer jüngere Schüler planen ihr Studium und Berufsleben im Ausland

Internationale Universitätsmesse RIUF 2012 in Bukarest

Der DAAD-Stand zog viele Leute mit zahlreichen Studienprogrammen an.

Auf den Treppen ruhen sich die Besucher für eine Weile aus, bevor sie sich wieder auf die Suche nach einer geeigneten Universität im Ausland machen. Fotos: Aida Ivan

Vertreter von Universitäten aus Amerika, Asien und Europa haben sich vor zehn Tagen bei der größten Universitätsmesse in Rumänien RIUF (Romanian International University Fair) in der Hauptstadt versammelt, die heuer zum elften Mal stattfand. Für viele der über 5000 Besucher war es die einzige Chance, mit den berühmten internationalen Universitäten Kontakt aufzunehmen. 66 Universitäten aus sechzehn Ländern haben insgesamt 500 Bachelor- und 300 Masterprogramme präsentiert. Der deutschsprachige Raum war gut vertreten: Für Deutschland war der Deutsche Akademische Austausch Dienst (DAAD) zuständig, seitens Österreichs waren bei der Messe zwei und seitens der Schweiz fünf Hochschulinstitutionen anwesend.

Am zweiten Tag der Messe waren am Vormittag die RIUF-Räumlichkeiten im Saal des Palastes (Sala Palatului) voll. Junge und weniger junge Interessenten, mehr und weniger zielorientierte Schüler mit ihren Eltern oder sogar nur die sowieso alles besser wissenden Eltern fragten hier und da nach Studienangeboten im Ausland.

Auf dem Hauptflur stand eine Gruppe von Jugendlichen. Sie sind Schulkollegen, lernen in der 11. Klasse an einer Schule in Piteşti und schienen gegenseitig Rat zu suchen, welche Stände sie noch besuchen sollten. Sie möchten sich auf Bereiche wie Medizin, Ingenieurwissenschaften, Kommunikation oder Betriebswirtschaft konzentrieren und versuchen möglichst viele Broschüren zu sammeln, damit sie später darüber nachdenken und die richtige Entscheidung treffen können, meinen sie. Deutschland wird in Erwägung gezogen, da die zwei Mädchen und zwei Jungen Deutschunterricht haben, aber entschieden haben sie sich noch nicht. An den DAAD-Stand geht der etwas entschiedenere Sorin. Er ist auch in der 11. Klasse und lernt an der Spezialabteilung des Deutschen Goethe-Kollegs Bukarest. Flankiert von seinen Eltern, hört er der DAAD-Vertreterin ganz genau zu. Er würde gern Bauwesen studieren und spielt schon mit dem Gedanken, nach dem Studienabschluss in Deutschland zu bleiben.

„Schüler und ihre Eltern informieren sich früher. Das Interesse an Deutsch wird immer größer, immer mehrere Menschen entdecken, dass sie Deutsch brauchen“, behauptet DAAD-Vertreterin Gabriela Ghindea. Sie meint, es gäbe heuer mehrere Interessenten als letztes Jahr und die meistgefragten Bereiche seien Technik und Wirtschaft. Es läge daran, dass Menschen die Vorteile der deutschen Sprache besser verstehen: Nur in zwei Bundesländern (Bayern und Niedersachsen) gibt es noch Studiengebühren (höchstens 500 Euro) und die sind sowieso relativ klein im Vergleich zu den anderen europäischen Ländern.

Gegenüber dem DAAD-Stand befindet sich Professor Marvin Hoffland, der die Fachhochschule Kärnten in Österreich präsentiert, an der schon zwölf Rumänen studieren. Prof. Hoffland ist nicht zum ersten Mal in Rumänien, deshalb kann er die Tendenzen der letzten Jahre beschreiben: In den Jahren nach der Wirtschaftskrise haben die Interessenten vorwiegend nach Kosten und Stipendien gefragt, aber jetzt seien die Fragen „fokussiert und inhaltsorientiert“. Seiner Meinung nach sprechen unter den Kandidaten immer mehr Leute Deutsch. Im Umgang mit den Besuchern hat der Professor effiziente Lösungen parat: Einem Schüler, der kein Deutsch kann, empfiehlt er, den Bachelor am Bukarester Polytechnikum abzuschließen und mit einem Erasmus-Stipendium nach Österreich zu kommen. Auf diese Weise könnte er sich einen ersten Eindruck vom Land machen und, wenn es der Fall ist, sich nachher für ein Masterstudium auf Englisch entscheiden. Seine Fachhochschule beschreibt Prof. Hoffland als „berufsfreundlich“: Die Kurse sind so geplant, dass die Studierenden Zeit haben, einen Teilzeitjob zu haben, da das Zusammenspiel zwischen praktischen Kompetenzen und Fachkenntnissen sehr wichtig ist.

An einem Stand wartet auf Interessenten auch Yannick Lee Jacquier, der „Recruitment Director“ der schweizerischen Vatel Internationalen Kaufmannsschule für Hotel und Tourismus-Management. Für die Hochschulinstitution sind Rumänen dank ihrer guten Fremdsprachenkenntnisse und des Offenheit für andere Kulturen höchst interessant. „Laut einer Studie ist Vatel die Hotelfachschule, die die besten Vorteile für rumänische Studenten anbietet“, erwähnt Jacquier. Die Kaufmannsschule ist sehr technologieorientiert, der Campus ist nachhaltig aufgebaut und ab nächstem Jahr werden die Studenten keine Bücher benutzen, nur Pads. An der einzigen Hotelfachschule in der Schweiz, die ihr eigenes Hotel hat, studieren schon Rumänen. Der Auswahlprozess ist aber sehr streng, im Campus gibt es nur 400 Studenten und mehr will die Fachschule auch nicht haben. „Bevor wir auf diese Messe gekommen sind, haben wir sehr viele Anfragen bekommen. Wir erwarten eine große Anzahl von Bewerbungen aus Rumänien“. Stipendien werden nicht angeboten, trotzdem werden die Studenten imstande sein, ihr Studium selbst zu finanzieren: Das Programm ist so ausgedacht, dass die zwei obligatorischen Praktika bezahlt werden und die Kosten werden auf diese Weise mit den Gehältern ausgeglichen. „Viele der Absolventen kehren in ihr Heimatland zurück, nachdem sie genug Erfahrung gesammelt haben, damit sie ihr eigenes Geschäft aufbauen“, erklärt Jacquier.