Innehalten und zurückdenken

Feier zur deutschen Wiedervereinigung im Bukarester Schillerhaus

Die Musiker der Blaskapelle „Karpatenshow” setzen die Instrumente an: Feierlich ertönen die Hymnen Deutschlands und Rumäniens. „Es ist eine schöne Tradition, dass das Altreich- und Bukarester Forum jedes Jahr gemeinsam zur Feier des Tages der deutschen Wiedervereinigung einladen”, begrüßt Klaus-Christian Olasz vom Kultur- und Minderheitenreferat der deutschen Botschaft die Gäste im Kulturhaus „Friedrich Schiller”.

Über ein Vierteljahrhundert ist vergangen, seit aus der DDR und der BRD einfach wieder Deutschland wurde; 27 Jahre sind es seit dem Fall der Berliner Mauer, erinnert Olasz. Ein unvergesslicher Moment, für den ihn damals viele seiner ins Ausland entsandten Kollegen beneideten. Obwohl er ja noch in der alten Hauptstadt Bonn arbeitete, fügt er schmunzelnd an. Auf diplomatischer Ebene hatte man lange auf das Ziel der Wiedervereinigung hingearbeitet, entscheidend für den Erfolg war eine klare Strategie. „Doch dass wir das noch selbst erleben würden, das hat niemand so wirklich geglaubt”, bekennt der Diplomat. Insofern solle der Jahrestag anregen, einmal innezuhalten und an die Zeit davor zu denken – vor allem dann, wenn deutsche Politiker heute beklagen, die Einheit sei noch immer nicht vollendet, meint Olasz. „So ein Prozess ist nie abgeschlossen, es muss ständig nachgearbeitet werden.” Auch sei jeder Einzelne in der Pflicht, für die errungenen demokratischen Freiheiten einen aktiven Beitrag zu leisten, anstatt sich nur auf „die da oben” zu verlassen. Das mindeste sei, zu wählen, mahnt er ganz konkret in Bezug auf die im Dezember in Rumänien bevorstehenden Parlamentswahlen.

Unterstaatssekretärin Christiane Cosmatu erinnerte daran, dass die Vereinigung Deutschlands auch die Wende in Rumänien erst ermöglicht hat. „Dafür danke ich Ihrem Land”, wendet sie sich an Olasz.

Nach den Ansprachen wurde die Fotoausstellung „Ein Tag in Hamburg” von Dr. Klaus Fabritius eröffnet: Ein stimmungsvoller Mix aus Architektur im Ensemble und charmanten Details, die dem flüchtigen Blick leicht entgehen: die Flasche „Flensburger Radler” auf dem Tresen, die unzähligen Brücken und Brunnenfiguren, Häuser, die wie Schiffe aussehen und ebensolche. Der Vortragende gibt einige Superlative zum Besten: Mit 1,79 Millionen Einwohnern ist Hamburg die zweitgrößte Stadt Deutschlands, die achtgrößte in der EU, ihr Hafen gehört zu den 20 größten Containerhäfen der Welt. Als Hansestadt blühte Hamburg 1241 durch den Freihandel auf. Wertvolle Kulturdenkmäler – etwa die Speicherstadt aus der Zeit der Industrialisierung oder das angrenzende Kontorhausviertel, seit 2016 im UNESCO-Welterbe – machen die norddeutsche Stadt zum attraktiven Touristenziel mit über 100 Millionen Tagesbesuchern pro Jahr. Nicht zu vergessen die Reeperbahn, der Altonaer Fischmarkt, die Traumschiffparade oder die Musicalszene - nach New York und London immerhin drittgrößte der Welt. Beeindruckt von den Zahlen schweifen Blicke von Bild zu Bild. Auch auf das Foto gleich neben dem Eingang. Ein Schmunzeln lässt sich nicht verkneifen: Es zeigt Schilder mit originellen Straßennamen - „Große Freiheit”, „Pippi-Weg”, „Zickenstube” und „Herbertstraße”. Ob sich der dafür Verantwortliche in der Stadtverwaltung vorher einen kräftigen Schluck „Flensburger Radler” genehmigt hat?