Interessenschwerpunkt: Geschichte von Südosteuropa

Ein Kurzgespräch mit Bernhard Heigl, Mitarbeiter im Archiv und in der Bibliothek der Honterusgemeinde

Bernhard Heigl an seinem Arbeitstisch im Archiv der Honterusgemeinde.

Das Gebäude in dessen Erdgeschoss sich das Archiv der Honterusgemeinde befindet (Bildmitte), eingefasst von dem alten (links) und dem neuen (rechts) Schulgebäude des Honteruslyzeums.
Fotos: Hans Butmaloiu

Die dritte Seite der Wochenschrift Karpatenrundschau, war und ist seit geraumer Zeit, Beiträgen und Texten vorbehalten welche sehr oft auf direktem Wege, manchmal auch auf leichten Umwegen mit dem verbunden sind, was ein spitzzüngiger Engländer als Definition des Archivs benutze: Der letzte eben geschriebene Buchstabe gehört der Vergangenheit an, ist also im Archiv zu suchen. Viel ernster gehen die Mitarbeiter des Archivs und der Bibliothek der Honterusgemeinde mit dem Bestand um, aus dem, wie oben erwähnt, so mancher Beitrag für unsere Zeitung entsteht.  In diesem Archiv, geleitet von Thomas Şindilariu, führten wir ein Gespräch mit Bernhard Heigl, gebürtiger Österreicher, aus Leoben, Steiermark, 30 Jahre alt, Geschichtsstudium in Graz und für  ein Jahr in Klausenburg als Austauschstudent.


Herr Heigl, Sie arbeiten mit Thomas Şindilariu zusammen. Ihre Namen sind öfters in den letzten Jahren gemeinsam erschienen; wann und unter welchen Umständen hat die Mitarbeit begonnen?

Das war ungefähr 2005, oder genauer 2006, glaube ich. Damals haben wir zusammen mit einer Kollegin das Gemeindearchiv von Deutsch Weißkirch aufgearbeitet und in diesem Zusammenhang haben wir uns kennengelernt. Wir sind eben durch die Arbeit zusammengekommen. Daraus hat sich dann eine äußerst mannigfaltige Zusammenarbeit ergeben: wir haben gemeinsam, das war 2007, das Büchlein „Hermannstadt und Siebenbürgen“ herausgegeben, die Protokolle der Nationsuniversität und des Hermannstädter Rates. Dann folgte das Praktikum hier vor Ort, in diesem Archiv der Honterusgemeinde. Das war meistens in den Sommerferien während der Studienzeit, dabei haben wir Bestände hier digitalisiert. So ist es weiter gegangen, irgendwann 2010 haben wir das Büchlein „Das alte Kronstadt“ zusammen herausgebracht. Es folgte „Kronstadt und das Burzenland“ als gemeinsame Arbeit.

Welches ist die allerletzte gemeinsame Arbeit, welche Sie mit Thomas Şindilariu hatten oder haben? 

Hatten, denn wir haben letztes Jahr gemeinsam einen Archivführer geschrieben, der noch nicht erschienen, aber eben fertig ist. Er soll übrigens 2015 erscheinen, so hoffen wir zumindest und die Zeichen stehen sehr gut.

Das ist sehr viel innerhalb einer relativ kurzen Zeitspanne. Wieso und weshalb dieses besondere Interesse für dieses Welteckchen?

Mein berufliches Interesse für diesen Teil der Welt? Nun, ich habe  südosteuropäische Geschichte studiert und mein Interesse lag eigentlich immer eher in Osteuropa und Südosteuropa als in Westeuropa. Warum? Es ist für mich einfach spannend, aufgrund seiner ethnischen und religiösen Vielfalt. Insbesondere Siebenbürgen, wo es eigentlich immer etwas toleranter und um etwas friedlicher als in anderen Teilen Europas zuging, gerade in Bezug auf die Religionsfreiheit - man bedenke nur vergleichend den Verlauf der Reformation. Das beruht vermutlich auch auf der Tatsache, dass die Habsburger ihre Hand nicht gerade so fest drauf hatten...

...Siebenbürgen lag ja am entlegensten, äußersten Zipfel des Reiches...

...und in diesem Sinne war das auch sehr gut!  

Beruht ein Teil des Interesses auch auf dem Abschnitt der gemeinsamen Geschichte, als Siebenbürgen Teil des Reiches, wenn auch nicht immer direkt abhängig, war?

Das trägt auch dazu bei: es war Teil des Reiches als Österreich sich „Alt-Österreich“ nannte! In diesem Sinne der übergreifenden Verbindungen etwas Kurzes: bei einer Suche nach etwas ganz anderem, habe ich irgendwo um 1800 herum, im Register, unter Buchstabe „H“ entdeckt, dass nicht ich der erste mit diesem Namen hier bin. Es gab in Kronstadt damals einen Schuster mit dem Namen Heigl. Weiter verfolgt habe ich das Ganze aber nicht!

Über die laufenden Projekte und jene, sagen wir, der nächsten Zukunft, was können Sie uns sagen?

Also, an erster Stelle ist der erwähnte Archivführer. Was das Archiv aber als solches betrifft, da haben wir als oberste und höchste Dringlichkeit die räumliche Erweiterung, damit wir endlich den notwendigen Platz haben, um uns entfalten zu können. Ansonsten bleibe ich der Forschung treu.

Vielen Dank für die Ausführungen!    

Die Fragen stellte Hans Butmaloiu