Jugendliche besuchen Jugendliche

Neun Tage aktive Jugendfreizeit in einem sozialen Brennpunkt in Karansebesch

Die Jugendlichen beim Besuch im Balta Sărată-Stadtviertel von Karansebesch

Beim Markieren des Wanderwegs
Fotos:Volkmar Raabe

Von einer nicht alltäglichen Jugendfreizeit sind am Wochenende zwölf Jugendliche der Pfarrei St. Sebastian im hessischen Michelstadt aus Karansebesch/Caransebeș nach Deutschland zurückgekehrt. Insgesamt waren die Jugendlichen neun Tage unterwegs, um mit Jugendlichen aus einem sozialen Brennpunkt – dem Balta Sărată-Viertel in Karansebesch – gemeinsame Tage zu verbringen, sich näher kennenzulernen und Freundschaften zu knüpfen.

Die Tage begannen mit dem gemeinsamen Frühstück im Kloster der Franziskanerinnen von Salzkotten in Karansebesch und endeten meist spät abends im Hof der Caritas-Sozialstation, dem Quartier der deutschen Jugendlichen. Dazwischen gab es ein Programm mit täglich wechselnden Schwerpunkten.
Beispielsweise wurde an einem Tag unter dem Motto „Gemeinsam für Caransebeș“ ein acht Kilometer langer Wanderweg durch die Jugendlichen neu markiert und entlang des Weges zehn große Müllsäcke mit achtlos weggeworfenem Abfall gesammelt. An einem ganzen Tag standen der Limes als verbindendes Element zwischen Michelstadt und Caransebeș sowie eine Exkursion in die alte römische Provinzhauptstadt Dakiens, Colonia Ulpia Traiana Augusta Dacia Sarmizegetusa, im Mittelpunkt. „Schön, dass Grenzen nicht nur trennen, sondern auch verbinden können“, freute sich einer der Jugendlichen.

Während einer Bilderrallye durch Caransebeș erkundeten die Teilnehmer die Sehenswürdigkeiten und den geschichtlichen und religiösen Hintergrund der Stadt im Banat. Bei einem Empfang durch Bürgermeister Felix-Cosmin Borcean im Rathaus bekam jeder Jugendliche von ihm ein Diplom für ihre Teilnahme, verbunden mit seinen besten Wünschen für die Zukunft.

Auch wenn die Public Viewing-Veranstaltung im Refektorium des Klosters Casa Elisabetha nicht den erwünschten Ausgang brachte, ließen sich die Teilnehmer nur ganz kurz die gute Stimmung trüben. Beim anschließenden Pizzaessen war aller Frust über das Ausscheiden der deutschen Nationalmannschaft schon wieder verflogen, und so endete der Tag wieder mit Volkstanz im Hof der Caritas-Sozialstation. Übrigens: Zum Pizzaessen haben die deutschen Jugendlichen eingeladen und „die Zeche“ von dem Preisgeld des Sparkassen-Wettbewerbes „Stille Helfer – Starke Typen“ gezahlt.

Der sicher größte emotionale Programmpunkt war die Einladung der rumänischen Jugendlichen an die deutschen Teilnehmer, sie in ihrem Zuhause in der Balta Sărată zu besuchen. Hier nahmen die für die deutschen Jugendlichen sonst nur aus dem Fernsehen bekannten Bilder sozialer Elendsviertel Realität an. „Und ich beschwere mich über mein kleines Zimmer“ kommentiere sehr betroffen eine Teilnehmerin ihre Erfahrungen nach dem Besuch bei der Partnergruppe. „Wie schaffen es die Jugendlichen, bei dieser großen Not trotzdem so lustig und froh zu sein?“ fragte ein anderer.

Alles aber hat einmal ein Ende, so auch die gemeinsamen Tage mit den rumänischen Jugendlichen. Bei einem gemeinsamen Abschiedsfest mit viel Spiel, Spaß und Spannung wurde es dann nochmals sehr emotional. Der Abschied fiel allen sehr schwer, und Papiertaschentücher waren plötzlich Mangelware. Schon auf der Heimfahrt wurden via „Neue Medien“ die neuen Freundschaften und Kontakte intensiv gepflegt.

 

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Die Verbindungen zwischen der Pfarrei St. Sebastian in Michelstadt im Bistum Mainz und Karansebesch bestehen seit 2010. So werden unter anderem die Kleiderkammer der Caritas im Kloster der Franziskanerinnen, die Caritas-Sozialstation mit Material für die häusliche Krankenpflege und der Kindergarten sowie das Mädcheninternat des Klosters mit Schulspeisungen und Nachhilfeunterricht für mittellose Kinder unterstützt. Die Gelder hierfür stammen aus Spenden an die Sternsinger der Pfarrgruppe „Am Odenwälder Einhardsweg”, und das Kindermissionswerk in Aachen übernimmt den Transfer.