„Kapital zerstört, meistens“

MET-Seminar in Hermannstadt zur dauerhaften Dorfentwicklung in Südsiebenbürgen

„Ich hätte nicht gedacht, dass wir in zwölf Jahren so viel schaffen“, sagte Caroline Fernolend (stehend).
Foto: Holger Wermke

Hermannstadt - Seit 12 Jahren engagiert sich der Mihai-Eminescu-Trust (MET) für den Erhalt des gefährdeten siebenbürgisch-sächsischen Kulturerbes. An vielen Einzelbeispielen demonstriert die Stiftung seit 2000, dass die Konservierung traditioneller Dorfbilder, die Schaffung zeitgemäßer Einkommensquellen für die Bewohner, deren Sensibilisierung für die Werte von Baudenkmälern und die – sächsische – Geschichte der Dörfer möglich sind. Im Rahmen eines Seminar, dass am Mittwoch im Hermannstädter Forumshaus stattfand, informierten die Mitarbeiter des MET über ihre Projekte und gaben anderen auf diesem Gebiet tätigen Akteuren die Möglichkeit, weitere Erfahrungen und Initiativen mitzuteilen.

Unter den zwei Dutzend Teilnehmern im Spiegelsaal waren bekannte Hermannstädter Gesichter, beispielsweise Valentin Olaru, Leiter des Museumskomplexes Astra, Gerhild Rudolf, Leiterin des Kultur- und Begegnungszentrums „Friedrich Teutsch“, Gabriel Roşca, Vorsitzender des Architektenordens Hermannstadt-Vâlcea, Michael Engel von der Stiftung Heritas oder die Architekten Hermann Fabini, Hermann Balthes und Liviu Gligore. Engagiert zeigt sich der neugewählte Bürgermeister der Kommune Birthälm/Biertan, Mircea Dragomir, der schon vor wenigen Wochen an einem anderen Seminar zur Dorfentwicklung teilnahm.

„Es ist sehr wichtig, dass sie uns unterstützen. Wir sind sehr dankbar, dass der Mihai-Eminescu-Trust sich daran gemacht hat, unsere Kulturgüter zu erhalten“, unterstrich Dr. Hans Klein. Nach der Begrüßung durch den Vorsitzenden des Demokratischen Forums der Deutschen in Hermannstadt/Sibiu präsentierte Caroline Fernolend, Vizevorsitzende des MET die Projekte der vergangenen Jahre. Über 1000 Einzelvorhaben in 26 Dörfern und vier Städten habe man in dieser Zeit durchgeführt, informierte sie. Darunter waren Restaurierungskampagnen und die Vermittlung traditioneller Handwerktechniken, den Bewohnern ausgewählter Dörfer wurden moderne Erwerbsmöglichkeiten nahegebracht, beispielsweise mittels Tourismus, Kindern und Jugendlichen sensibilisierte die Stiftung für die Geschichte ihrer Dörfer sowie die Natur, und vieles andere.

Aktuell beteiligt sich der MET an einer Baumpflanzkampagne in bislang 23 Ortschaften, für die elf Schulen als Partner gewonnen wurden. Aus Mangel an Setzlingen gründete die Stiftung kurzerhand auch noch eine eigene Baumschule. In Almen/Alma Vii läuft seit einem Jahr der Schulungsbetrieb im Stiftungseigenen Fortbildungszentrum im ehemaligen evangelischen Pfarrhaus. Jüngst inszenierten 17 Schüler aus Malmkrog/Mălăncrav, Schäßburg/Sighişoara und Arkeden/Archita die Geschichte ihrer Ortschaften vor Publikum.

Auf die Bedrohung der geschlossenen Dorfbilder durch Um- und Neubauten sowie Verfall wies der Architekt Jan Hülsemann hin. Seiner Erfahrung nach fehlt vielen Investoren und privaten Bauherren ein Gefühl für historische Werte. Seine Erfahrungen aus 10 Jahren Zusammenarbeit mit dem MET veröffentlichte er jüngst in einem Restaurierungsleitfaden für siebenbürgisch-sächsische Bauernhäuser. Besonders bedroht seien in jüngster Zeit historische Scheunen, warnte Eugen Vaida, Vorsitzender der Stiftung „Monumentum“. Ein Geschäftsmann aus Österreich animiere seit einiger Zeit Bewohner der Dörfer in Südsiebenbürgen, ihm altes Holz aus Häusern und gerade auch Scheunen zu liefern – leider auch mit einigem Erfolg, wie beispielsweise in Trappold/Apold. Vaida informierte auch über eine jüngst durchgeführte Dokumentationskampagne, in deren Rahmen mehr als 15.000 Fotografien von Bauernhäusern entstanden.

Was kann man als Ergebnis des Seminars festhalten? „Das Wichtigste ist, dass wir ein gemeinsames Ziel haben“, meinte etwa Fernolend.

Viele Anregungen für Kooperationen und neue Initiativen sammelten die Teilnehmer, etwa die Verleihung eines jährlichen Preises für die beste Hausrestaurierung, Suche neuer Nutzungskonzepte für Bauernhäuser und Scheunen oder die Erstellung einer Datenbank. Festgelegt wurde auch gleich ein nächstes Treffen, dass am 14. Dezember ebenfalls in Hermannstadt organisiert werden soll. Ein weiteres Seminar dieser Art ist laut Andrea Rost vom MET in nächster Zeit Kronstadt/Braşov geplant. Vor zwei Wochen tagte man bereits mit lokalen Akteuren in Schäßburg.