Kein Geld für rumänische Schienenfahrzeuge

Ausschreibungsverfahren zum Nachteil der Einheimischen

Vor Jahren wurde ein neues Straßenbahnmodell in Temeswar vorgestellt. Derzeit werden jedoch die alten saniert, die neuen Bahnen sind zu teuer.

Einst gab es in Temeswar eine Straßenbahnfabrik. Als massiv Schenkungen aus Deutschland eintrafen, wurde das Unternehmen geschlossen. Heute ist am Dâmboviţa-Boulevard von den ehemaligen Werkhallen nur noch eine Ruine übrig geblieben.
Fotos:Zoltan Pazmany

Die Industrie zur Herstellung von Schienenfahrzeugen ist in den letzten Jahren in Rumänien gewaltig zurückgegangen, doch auch in ihrer geschrumpften Form hat sie Absatzschwierigkeiten. Stadtverwaltungen und Verkehrsbetriebe haben oft kein Geld für Neuanschaffungen, andere kaufen ihre Bahnen und Busse aus dem Ausland. Mit auf der Liste der Unternehmen mit Absatzsorgen trotz Hochleistungstechnologie ist auch der Arader Reisewaggonhersteller Astra Vagoane C²l²tori. Er sei irgendwann gezwungen den Laden zu schließen, sagt Valer Blidar, Hauptaktionär des Arader Unternehmens, das Schienenfahrzeuge unter Siemens-Lizenz herstellt.

Vor der Wende von 1989 kamen die Busse und Bahnen im rumänischen Verkehrsnetz aus einheimischen Werken, heute bewerben sich Stadtwerke und Verkehrsbetriebe meist bei internationalen Unternehmen – für die rumänischen Fahrzeugbauer bleiben nur wenige Kunden und geringer Spielraum. Valer Blidar von Astra Vagoane C²l²tori in Arad zeigt sich unzufrieden mit der Art, wie in Rumänien Aufträge vergeben werden. Der Bukarester U-Bahn-Betreiber Metrorex würde Kriterien vorgeben, denen die rumänischen Betriebe nicht gewachsen sind. Dadurch würden keinesfalls Arbeitsplätze gefördert und auch keine einheimischen wirtschaftlichen Unterfangen unterstützt, so Blidar.

Metrorex will einen Auftrag von 440 Millionen Euro vergeben, doch fordert der Betreiber des Bukarester U-Bahn-Netzes für einen Vertrag zur Herstellung von 51 U-Bahn-Zügen u.a. einen minimalen Durchschnittsumsatz der letzten drei Jahre von 340 Millionen Euro. An diese Erwartungen kommt jedoch kein einziger Hersteller von Schienenfahrzeugen in Rumänien heran. Rumänienweit erreichen nur ganze fünf Firmen dieses Niveau, doch diese sind in anderen Bereichen tätig. Valer Blidar fällt deshalb auch mal ins Grübeln: „Wenn wir keine Unterstützung haben, schließe ich hier alles ab und fertig“. Trotz Steuern und Gebühren, die sein Unternehmen in Rumänien bezahlt, sei man bereits im Vornherein durch die überzogenen Ausschreibungsbedingungen ausgeschlossen. Unter diesen Umständen setzt der Unternehmer seine Waggons in Brasilien ab.

In gleicher Situation befinden sich auch andere rumänische Unternehmen, denn es fehlt auf dem Binnenmarkt generell an Nachfrage - sowohl für Reise- als auch für Güterwaggons. Als Beispiel: In den letzten 15 Jahren hat das Bukarester U-Bahn-Unternehmen Metrorex Züge um 400 Millionen Euro aus dem Ausland gekauft. Der letzte U-Bahn-Zug rumänischer Produktion stammt aus dem Jahr 1992.

Die Arader Waggonbauer haben auch keinen Absatz für ihre Straßenbahnen. Zwar gibt es seit 2011 einen Liefervertrag zwischen dem Arader Werk und der Bukarester Stadtverwaltung, doch Geld für den Ersatz der veralteten Bahnen in der Hauptstadt gibt es angeblich keines.