Kirchweihfest in Tschene

120 Jahrestag seit der Weihe der katholischen Kirche begangen

Hansi Müller versteigerte den Rosmareinstrauß in Tschene.

Das Stefan-Jäger-Geburtshaus existiert nicht mehr – an dessen Stelle wurde ein Laden errichtet. Um die Erinnerung wach zu halten, ließ die HOG Tschene eine Gedenktafel anfertigen.
Fotos: Adrian Ardelean

Temeswar - Die Temescher Gemeinde Tschene/Cenei feierte Ende August 120 Jahre seit der Weihe der römisch-katholischen Ortskirche. Aus Anlass der runden Jahreszahl kamen auch mehrere ehemalige Ortsbewohner aus Deutschland zum Fest. Rumänen, Serben, Ungarn und Roma, die jetzigen Bewohner der Gemeinde, feierten mit.

Tschene ist eine kleine Gemeinde westlich von Temeswar, an der serbischen Grenze. Bekannt ist sie als Geburtsort des banatschwäbischen Malers Stefan Jäger, der hier am 28. Mai 1877 das Licht der Welt erblickte. Das Geburtshaus von Stefan Jäger gibt es heute nicht mehr. Es wurde abgerissen und an seiner Stelle ein Laden gebaut. Die Heimatortsgemeinschaft aus Deutschland gab eine Gedenktafel in Auftrag und ließ sie an der Fassade des neuen Gebäudes anbringen. „Dank unseres Bürgermeisters, Herrn Gabriel Ilaş, und des neuen Besitzers des nun neu gebauten Hauses durften wir die Gedenktafel da anbringen. Wir sind stolz darauf, denn Stefan Jäger ist mit einer der berühmtesten Banater Schwaben“, sagte der HOG-Vorsitzende Stefan Ruttner, der zum Fest angereist war. Die Gedenktafel wurde anlässlich der Jubiläumsfeier feierlich enthüllt.

Die katholische Kirche in Tschene wurde 1896 geweiht. Das Kirchweihfest wird jedes Jahr, Ende August, von der ungarischen Gemeinschaft mit Unterstützung der rumänischen, serbischen und Roma-Bevölkerung der Ortschaft gefeiert. Zum 120. Weihetag kamen auch rund 35 ehemalige Dorfbewohner aus Deutschland hinzu, sagte der HOG-Vorsitzende Stefan Ruttner. „Von zehn in zehn Jahren feiern wir in unserer Heimatgemeinde. Da ist die Kirche, in der wir alle noch getauft worden sind. Der Friedhof ist ja auch noch unser, denn fast jeder hat Vorfahren, die hier begraben wurden. Die Kirchweih ist unser größtes Fest“, sagte Stefan Ruttner.

Für den jetzigen Bürgermeister der Gemeinde, Gabriel Ilaş, war das banatschwäbische Kirchweihfest ein Novum. „Ich stamme eigentlich aus Siebenbürgen und für mich ist es eine große Freude, diese schönen Traditionen kennenzulernen. Von den berühmten Kirchweihfesten habe ich bisher nur gehört, jetzt kann ich auch daran teilnehmen und es würde mich freuen, wenn wir solche Feste jährlich veranstalten könnten“, sagte der Bürgermeister.

Um dem Kirchweihfest auch eine banatschwäbische Komponente zu verleihen, wurde die deutsche Tanzgruppe „Warjascher Spatzen“ nach Tschene eingeladen. Der Tanzleiter der Gruppe ist Hansi Müller, ein Banater Schwabe, der vor einigen Jahren aus Deutschland zurückgekehrt ist und im Banat mehrere deutsche Trachtengruppen betreut. „Mein ehemaliger Tanzlehrer aus München ist Stefan Ruttner. Ich war sehr froh, als er uns einlud, hier aufzutreten“, sagte Hansi Müller. Stefan Ruttner ist Mitbegründer der Münchner Tanzgruppe der Banater Schwaben. „Es ist eine Ehre, wenn der Lehrling den Lehrer überflügelt – was Besseres kann einem nicht passieren! Wir sind sehr glücklich darüber, dass die Warjascher Spatzen hier aufgetreten sind, denn dadurch hat das Ganze eine besondere Aura bekommen“, sagte Stefan Ruttner.

Das Fest in Tschene wurde mit einem bunten Programm im örtlichen Kulturheim begangen. Zu den Akkorden der Blaskapelle „Amicitia“ aus Temeswar marschierten die Trachtenpaare aller in der Gemeinde vertretenen Ethnien auf. Die Warjascher Spatzen spielten eine traditionelle banatschwäbische „Kerwei“ nach, wobei Hansi Müller den geschmückten Rosmareinstrauß versteigerte. Den Strauß ersteigerte ein Ungar aus Tschene. Als Begründung dafür sagte dieser, er wolle, dass das alte banatschwäbische Fest im Dort auch nächstes Jahr gefeiert werde. Für ihn spielte die Kapelle einen Walzer und er durfte dabei mit dem Strauß und der Vortänzerin tanzen. Innerhalb der darauffolgenden Stunden traten mehrere Trachtengruppen auf. Rumänische und ungarische Volkstänze trugen örtliche Kindergruppen vor. Die Warjascher Spatzen geleitet von Monica Lazea und Hansi Müller stellten mehrere banatschwäbische Tänze vor.
Und weil die örtliche serbische Tanzgruppe kurzfristig ihre Teilnahme abgesagt hatte, improvisierten die Warjascher Spatzen auch einen serbischen Tanz in schwäbischer Tracht. Anschließend spielte die Blaskapelle Walzer und Polkas, so wie das früher mal gewesen war, und alle Anwesenden konnten dabei das Tanzbein schwingen.