Kitschig oder schön?

Bürgermeister initiiert Umfrage zur Dirigentenhand-Schranke

Viele würden meinen, sie würde eher in den Kinderpark passen: Die Dirigentenhand-Schranke vor der Staatsphilharmonie „Banatul“ ist trotzdem ein beliebtes Fotomotiv in Temeswar. Sie steht gleich gegenüber dem Rathaus.
Foto: Zoltán Pázmány

Temeswar - Eine neue Umfrage der Marke „Nicolae Robu“ kann seit Kurzem auf der Facebook-Seite des Temeswarer Bürgermeisters angeklickt werden. Dadurch möchte Nicolae Robu erfahren, ob die Bürger die Schranke in Form einer Dirigentenhand, die vor dem Philharmonie-Gebäude steht, mögen, oder ob sie diese als kitschig empfinden und lieber abgeschafft sehen wollen. Die Dirigentenhand-Schranke wurde im vergangenen Jahr anlässlich des 25-jährigen Partnerschaftsjubiläums zwischen Temeswar und Karlsruhe eingeweiht – für ihre Einrichtung wurden keine öffentlichen Gelder ausgegeben. Die Reaktion des Philharmonie-Direktors Ioan Gârboni ließ nicht lange auf sich warten: „Die Schranke wurde anlässlich des Besuchs des Karlsruher Oberbürgermeisters eingeweiht – er hat sich damit fotografieren lassen und sie hat ihm gefallen. Täglich lassen sich Dutzende Touristen damit fotografieren. Die Schranke ist ein Farbfleck und ein lustiges Element, das einer Stadt der Premieren wie Temeswar gut steht. Auch in Jassy wurde eine solche eingerichtet und andere Städte tun es uns nach“.

Es ist die zwölfte Umfrage, die der Bürgermeister in diesem Jahr im Sozialnetzwerk Facebook veröffentlicht. „Mehrere von euch haben mich darauf hingewiesen, dass die Schranke vor der Philharmonie schlecht aussieht, dass sie kitschig ist, und haben von mir verlangt, diese abzuschaffen“. Mit diesen Worten leitet Robu seine Facebook-Umfrage ein. Drückt man auf „Gefällt mir“, so bedeute dies, man sei damit einverstanden, dass die Schranke abgeschafft wird. Im Gegenfall müsse man mit „Ich möchte nicht, dass man die Schranke abschafft. Sie ist schön“ kommentieren, so Nicolae Robu als Erklärung. Bis Mittwochmorgen wurden fast 400 „Gefällt mir“-Angaben und über 400 Kommentare, die die Dirigentenhand-Schranke befürworten, registriert. Die Bürger, die die Schranke mögen, begründeten dies in ihren Kommentaren. Die Schranke sei lustig, originell, interessant oder willkommen. Andere wie-derum machten sich über die Umfrage lustig: „Sie können anstelle der Ampel eine Schranke aufstellen. Oder eine Palme“. „Auch wenn die Schranke sympathisch erscheint, sie ist eine Karikatur, ein Kitsch, das in der Nähe von ernsten Institutionen nichts zu suchen hat“, schrieb der Schriftsteller Petru Ilie{u als Begründung. „Das ist jetzt ein Problem Temeswars?“, kommentierte, aufgebracht, ein anderer Facebook-Nutzer.

Komisch ist die zwölfte Facebook-Umfrage des Bürgermeisters nun aber schon: Immerhin war Nicolae Robu es, der Palmen für die Stadt an der Bega erwarb und aktuell den Bau eines musikalischen Brunnens mit Lichtspielen plant. Was kitschiger oder schöner ist, darüber können die Bewohner Temeswars ruhig weiter diskutieren. Wann die Umfrage endet, das gab der Bürgermeister nicht bekannt. Womöglich dann, wenn das Verhältnis zwischen „Gefällt mir“-Angaben und Kommentaren seinen eigenen Wünschen und Vorstellungen entspricht.