König Klaus I

Die der Zivilgesellschaft zunehmend näher stehende Wochenzeitschrift „22“ titelte vergangene Woche „Die vereinigte Rechte, ein Seiltanz“ und analysierte auf den ersten fünf Innenpolitik- (/„Parteienpolitik-“) Seiten fast ausschließlich die Fragen, die der totale (?) Rückzug aus der Politik des bis Mai amtierenden PNL-Vorsitzenden und Präsidentschaftskandidaten der Rechten Crin Antonescu und die Bemühungen um das Zusammenrücken der Rechten nach den Europawahlen aufgeworfen haben.

Natürlich versuchte man sich auch – zum zweiten Mal innerhalb der vergangenen Wochen – Klaus Johannis jounalistisch zu nähern, der immer noch ins Klischeebild des ehrlichen, pünktlichen, pflichtbewussten und aufs Gemeinwohl bedachten Deutschen gezwängt wird („Wenn er das die kommenden sechs Monate durchhält, wird er Präsident!“). Ein Deutscher, wie es ihn bislang in der Geschichte Rumäniens nur einmal gegeben hat, als Importkönig und Modernisierer Karl von Hohenzollern-Sigmarigen, oder als König Carol I. Das Internet ist bereits voll der „Erkenntnisse“ der „Laus-im-Pelz“-Sucher, die mehr oder weniger überzeugend ihre „Wahrheiten“ über denjenigen verbreiten, der laut Umfragen gegenwärtig die besten Chancen hätte, Ende November Präsident Rumäniens zu werden. Also das höchste Staatsamt (mit den geringsten konstitutionell festgeschriebenen Machtbefugnissen) zu besetzen – aus dem Basescu in den neun Jahren seiner Herrschaft in fragwürdiger Ausreizung der balkanischen Unklarheiten der Verfassung ein Schlüsselamt gemacht hat.

Vorläufig kandidiert Johannis für das Führungsamt in der National-Liberalen Partei PNL. Und ist (ein bisserl zu schnell) mit Vasile Blaga von der PDL über ein Zusammengehen/eine Fusion einig geworden, was die PNL/PDL der 30-Prozent-Marke nähert. Basescus Kreation, die Volksbewegungspartei PMP, die auch in diesen Schlitten geholt werden müsste, ist wohl (noch?) nicht salonfähig, einerseits, weil sie fast ausschließlich aus Überläufern (vor allem von der PDL) besteht, andrerseits, weil die Basescu-Marionette an deren faktischer Spitze, Elena Udrea, von niemand in der politischen Klasse gelitten wird und als nicht koalierungswürdig gilt.

Die Reaktion der PSD war die übliche: sie hat die Bestätigung von Tatsachen, die bis gestern als feststehend galten (Regierungschef V.V.Ponta als Präsidentschaftskandidat), bis September hinausgeschoben. Wohl, um eine Strategie des Wahlkampfs gegen den Deutschen auszuarbeiten, die (ausgehend vom Wahlspruch der PSD im Europawahlkampf und dem Schlammniveau jener Wählerschaft, die zu den Urnen schreitet) nur eine national(istisch)e sein kann. Verteufelung des Deutschen. Johannis baut vor, einerseits durch seine Vorschläge zur Veränderung der PNL-Satzung in Richtung demokratische Wahlvorgänge, andrerseits durch Medienarbeit, die ihn als in Rumänien intergriert darstellt.

Einzige bisherige Schlussfolgerung: wer glaubt, dass Crin Antonescu endgültig von der nationalen politischen Bühne abgetreten ist, der irrt - wenn Johannis gewinnt.