Kommunikation im Bildungswesen

Gäste aus Deutschland bei Internationalem Banater Lehrertag dabei

„Bei unserem diesjährigen Aufenthalt wollten wir den Kolleginnen ermöglichen, uns bei unserer Arbeit mit den Kindern über die Schulter zu schauen. Durch einen partnerschaftlichen Austausch können wir viel voneinander lernen“, sagt Elisabeth Ströhler (Mitte). Sie kam in Begleitung von Schulrektor Johann Schwarz-Hemmerling und Schulrätin Carmen Huber.
Foto: privat

Egal, ob im Alltag, im Beruf oder in der Familie: „Kommunikation“ ist heutzutage ein Schlagwort schlechthin. Darum ging es in diesem Jahr auch beim Internationalen Banater Lehrertag, der bereits zum zwölften Mal von der Leitung der Nikolaus-Lenau-Schule am ersten Oktober-Wochenende in Temeswar veranstaltet wurde. Mehr als 180 Unterrichtende aus ganz Rumänien und aus dem Ausland kamen bei dieser Gelegenheit zusammen und beteiligten sich an den angebotenen Workshops – mit dabei waren auch in diesem Jahr Gäste aus Deutschland.

Elisabeth Ströhler ist die Leiterin der Hans-Thoma-Grundschule in Rastatt. Bei dem Internationalen Banater Lehrertag machte sie heuer bereits zum zweiten Mal mit. Davon hatte sie vor zwei Jahren von Franz Quint, dem Vorsitzenden des Vereins der Freunde der Lenauschule, erfahren, der gleichzeitig auch im Förderverein der Hans-Thoma-Schule engagiert ist. „Wir haben sehr viele Familien rumänischer Abstammung. Es hat mich einfach interessiert, wie die Kultur und das Verständnis von Schule und Bildung hier ist“, sagt Elisabeth Ströhler, die im Rahmen des Banater Lehrertags einen Workshop anbot. Schulleiterin Elisabeth Ströhler kam nicht allein zum Lehrertag. Sie brachte Carmen Huber, Schulrätin im staatlichen Schulamt in Rastatt, wie auch den Leiter der Anne-Frank-Schule in Karlsruhe, Johann Schwarz-Hemmerling, mit.

„Die Lehrer waren total aufmerksam, hilfsbereit und sehr angenehm als Gruppe. Von der Atmosphäre her fand ich es einfach schön, hier zu sein“, erzählt Schulrätin Carmen Huber über ihre erste Teilnahme am Internationalen Banater Lehrertag vor zwei Jahren. „Der Unterricht läuft hier ein bisschen anders als bei uns. Wir arbeiten viel in Gruppen und lassen die Kinder selber arbeiten, es gibt viel Bewegung. Die einzelnen Persönlichkeiten werden dabei hervorgehoben“, erklärt Carmen Huber. Bei der vorherigen Teilnahme am Lehrertag referierten die Gäste aus Deutschland über den Übergang vom Kindergarten zur Grundschule. Sie entwickelten eine Art „Screening“, bei dem sichtbar werden sollte, wo das Kind in den einzelnen Bereichen steht, von der Motorik und Sprache sowie vom Sozialverhalten her. „Wir haben Spiele dazu entwickelt, das heißt, wenn die Kinder spielen und man sie beobachtet, dann bekommt man einen Überblick, wo sie stehen“, so die Schulrätin.

Das diesjährige Thema des Internationalen Banater Lehrertags war an einen aktuellen Anlass gebunden. „Wir arbeiten zurzeit in Deutschland an dem Thema ´Elternberatung´. Von daher war es für uns naheliegend, den Workshop ´Elternberatung und Lernentwicklungsgespräche´ anzubieten“, sagt Elisabeth Ströhler. „Vor zwei Jahren habe ich einen Workshop zur ´Schule ohne Noten´gehalten. Dieses Mal habe ich etwas zum Thema ´Coaching´ vorbereitet“, sagt Schulleiter Johann Schwarz-Hemmerling. „Die Gemeinschaftsschule hat die Idee, dass man Kinder unterstützt, indem man regelmäßig mit ihnen über ihr Lernen spricht. Wie das funktioniert, das habe ich dieses Mal vorgestellt“, sagt er.

Die Gäste aus Deutschland kennen die Nikolaus-Lenau-Schule aus Temeswar allzu gut. Durch die Vermittlung des Vereinsvorsitzenden Franz Quint kamen von der Hans-Thoma-Schule und von der Anne-Frank-Schule Schulbücher und Mobiliar für Temeswars bedeutende Bildungseinrichtung in deutscher Sprache. In Temeswar fühlten sich die Gäste auch diesmal wohl. „Ich war sehr beeindruckt, wie viele wunderschöne Altbauten es hier gibt. Vor zwei Jahren ging ich auch ins Theater, wo ich total fasziniert von dem Engagement der jungen Schauspieler war“, sagt Carmen Huber. „Vor zwei Jahren gab es noch viele Baustellen, über die sich die Menschen hier beklagten. Jetzt kann man sehen, dass es sich gelohnt hat. Wir waren erstaunt, wie viele Möglichkeiten es gibt, draußen zu essen und zu sitzen. Eine schöne Lebensatmosphäre wird da vermittelt“, fügt Elisabeth Ströhler hinzu. „Temeswar wirkt sehr lebendig. Es sind sehr viele junge Menschen unterwegs“, schildert Johann Schwarz-Hemmerling seine Eindrücke von der Kulturhauptstadt Europas 2021.

Der Mangel an Lehrern, die auf Deutsch unterrichten können, ist nach wie vor ein Problem an vielen deutschen Traditionsschulen in Rumänien. Grund dafür, dass junge Leute die Arbeit in einem Unternehmen dem Unterrichten vorziehen, ist vor allem die schlechte Bezahlung der Lehrer hierzulande. Dabei vergessen sie, wie viel Spaß die Arbeit mit (sehr) jungen Menschen machen kann, finden die, die schon seit Jahren im Bildungswesen tätig sind. „Mit Kindern zu arbeiten, macht viel Freude. Ich glaube, vielen ist gar nicht bewusst, welche enorme Verantwortung auf ihnen lastet. Unsere Zukunft hängt davon ab, wie gut gebildet junge Leute sind. Wir brauchen einfach hoch qualifizierte Leute und das liegt in den Händen der Lehrer“, sagt Stadträtin Carmen Huber. „Nichtsdestotrotz finde ich, dass Lehrer besser bezahlt werden müssen – auch bei uns“, fügt sie hinzu. Wie viel der Lehrerberuf einem zurückgibt, das verrät Schulleiterin Elisabeth Ströhler: „Das beginnt damit, dass man gern mit Menschen zusammenarbeitet. Es ist faszinierend, was Kinder alles lernen können, wenn man mitbeobachten und bilden darf, wie die Persönlichkeiten wachsen, wie man die Stärken in den Kindern nutzen kann. Das gibt einem sehr viel zurück“.