Korruption an Europas Universitäten erreicht alarmierendes Niveau

Bisher größte Umfrage zum Thema veröffentlicht

*Summe der Prozentsätze der Befragten, die mindestens einen Fall akademischer Korruption während ihres Studiums an ihrer Universität in fünf ausgewählten Bereichen kannten: Universitätszulassungen, die Vergabe von Noten, Diplomen und Promotionen, sowie die Rekrutierung wissenschaftlichen Personals (Professoren, wissenschaftliche Mitarbeiter).

Akademische Korruption an europäischen Universitäten wird in manchen EU-Ländern als ausgesprochen hoch eingestuft. Eine im Auftrag der Milata KG durchgeführte YouGov-Umfrage unter 5217 Hochschulabsolventen aus 10 europäischen Staaten hat festgestellt, dass in bestimmten Ländern die Korruption in allen fünf untersuchten Bereichen als sehr hoch einzustufen ist. Untersucht wurden Universitätszulassungen, die Vergabe von Noten, Diplomen und Promotionen sowie die Rekrutierung wissenschaftlichen Personals. Es ist die bisher größte Umfrage zu akademischer Korruption an europäischen Universitäten. Die Stichprobe setzt sich aus mindestens 500 Hochschulabsolventen in jedem Staat zusammen. Das niedrigste Auftreten akademischer Korruption wird aus Großbritannien und Schweden berichtet, das höchste aus Spanien, Italien und Rumänien.

Befragt wurden Personen aus 10 europäischen Ländern: Tschechische Republik, Frankreich, Deutschland, Ungarn, Italien, Polen, Rumänien, Spanien, Schweden, Großbritannien. Alle Teilnehmer absolvierten eine Universität in einem dieser Länder, teilt die Milata KG mit.

Insgesamt werden die meisten Korruptionsfälle in der Vergabe von Noten berichtet (Median: 32 Prozent), die wenigsten in der Vergabe von Doktortiteln (11 Prozent). Im Mittelfeld befinden sich die Bereiche Universitätszulassung (24,5 Prozent), die Rekrutierung wissenschaftlichen Personals (23 Prozent) und die Vergabe von Diplomen (18 Prozent). Es überrascht das hohe Maß wahrgenommener Korruption in der akademischen Rekrutierung.

Frauen berichten in jedem der zehn Länder seltener als Männer, Korruption wahrgenommen zu haben (Median: 24 Prozent vs. 20 Prozent). Die größte Diskrepanz fällt in Spanien auf, wo 40 Prozent der Männer aber nur 29 Prozent der Frauen akademische Korruption wahrnahmen.

Der Geschäftsführer der Milata KG, Dr. Paul Milata, stellt fest: „Arbeitgeber müssen die Background Checks von Bewerbern oder Mitarbeitern intensivieren, wenn diese in Ländern studiert haben, die sich auf den letzten Plätzen des Rankings befinden. Die Länder im Mittelfeld haben Probleme in nur einigen der fünf untersuchten Bereiche: Deutschland aufgrund der Promotionsplagiate und der akademischen Rekrutierung, Tschechien aufgrund der Zulassungen, etc.
Kurzfristig stehen Arbeitgeber vor dem Risiko höherer Rekrutierungskosten und Verbindlichkeiten aufgrund nachlässiger Einstellungen („negligent hiring“). Langfristig werden weitere Ausgaben und Risiken steigen, da Führungspositionen überdurchschnittlich oft von Universitätsabsolventen besetzt werden.

Wir haben akademische Korruption nicht nur auf die Zahlung von Bestechungsgeldern reduziert. Eine interessante Folge davon ist, dass in unseren Ergebnissen die bisher vermutete Kluft zwischen Universitäten in Ost-und Westeuropa weniger eindeutig ist als bisher angenommen.“

In der Umfrage wurden Hochschulabsolventen gebeten, die Zahl der Korruptionsfälle zu nennen, die sie während ihres Studiums an ihrer Universität in fünf Bereichen angetroffen haben. Die Feldstudien wurden im September 2014 durchgeführt (Tschechische Republik), sowie Mai-Juli 2015 (Frankreich, Deutschland, Ungarn, Italien, Polen, Rumänien, Spanien, Schweden, Großbritannien). „Akademische Korruption“ wurde definiert als akademische Entscheidung, die nicht auf wissenschaftlichen Kriterien, sondern der Zahlung von Bestechungsgeldern, Geschenken, Verwandtschaftsverhältnissen, Parteimitgliedschaft oder absichtlicher Unterlassung der Prüfungsaufsicht beruht.