Kronstadt war der entscheidende Impulsgeber

Der Evangelische Kirchentag anläßlich des 500-jährigen Jubiläums der Reformation fand unter dem Motto: „Aus gutem Grund: evangelisch in Rumänien“ an der Schwarzen Kirche, dem zentralen Erinnerungsort der siebenbürgischen Reformation statt

Stadtpfarrer Christian Plajer und Pfarrer Istvan Koszta (links) begrüßten am Freitag, dem Abend der Begegnung, in der ungarischen Evangelisch-Lutherischen Kirche die zahlreichen Gäste und eröffneten den Kirchentag.

Abschließend zum Kirchentag wurde am Sonntag in der Kirche Bartholomä der Partnerschaftsvertrag zwischen der Evangelischen Kirche A.B. in Rumänien mit der Evangelischen Kirche Berlin-Brandenburg-Schlesische Oberlausitz von Direktor Roland Herpich und Bischof Reinhart Guib in Anwesenheit von Hauptanwalt Friedrich Gunesch unterzeichnet (v.l.n.r.)

Das 8. Apfelbäumchen wurde von Bischof Reinhart Guib und Landeskirchenkurator Friedrich Philippi am Hof der Obervorstädter Kirche von Kronstadt, einem weiteren Ausgangspunkt der Reformation gepflanzt.

Die Schwarze Kirche konnte schwer die zahlreichen Teilnehmer am Festgottesdienst „Die vier Zeiten“ am Samstag, dem 30. September aufnehmen.

An dem Podiumsgespräch „Evangelisch mit Herzen, Mund und Händen“ im Festzelt, moderiert von Pfr. Dr. Ştefan Cosoroabă, äußerten ihre Meinung und antworteten auf die zahlreichen Fragen Dr. Stefan Tobler (Hermannstadt), Präses i.R.. Nikolaus Schneider (Berlin), Diplom.-Pharm. Diana Mureşan (Mediasch) , und Geczi Gellert, Stadtrat in Săcele vermittels der Dolmetscherin Frau Lukacs (v.r.n.l.)

Die Uraufführung der „Messe von Kronstadt“ war der musikalische Höhepunkt des Kirchentages.
Fotos: Dieter Drotleff

Es waren drei besinnliche Tage, an denen der Kirchentag als Höhepunkt des Reformationsjahres in der Evangelischen Kirche A.B. in Rumänien stattgefunden hat. Als Austragungsort des Evangelischen Kirchentages wurde Kronstadt, die Schwarze Kirche von der Leitung der Landeskirche im März 2015 beschlossen. Reinhart Guib, Bischof der Evangelischen Landeskirche A.B. in Rumänien, der gemeinsam mit dem Bischofsvikar der Evangelisch-Lutherischen Kirche Jozsef Zelenak am ersten Abend die zahlreichen Gäste aus dem In- und Ausland in der ungarischen Evangelisch-Lutherischen Kirche begrüßte, betonte, es sei klar gewesen, dass der Kirchentag in keiner anderen Stadt stattfinden konnte, denn von Kronstadt ging die Reformation aus ins Burzenland, in ganz Siebenbürgen.

Noch im Juni gleichen Jahres wurde in Hermannstadt eine Arbeitsgruppe einberufen, die sich der Organisation annahm. In Kronstadt wurde dann eine „kleine“ Arbeitsgruppe gegründet, die sämtliche Details dieser Festlichkeiten die vom 29. September bis 1. Oktober 2017 stattfanden, durchführte, den Beschlüssen der Landeskirche folgte, alle organisatorischen Aspekte löste. Und das haben die Mitglieder dieser Gruppe, bestehend aus Stadtpfarrer Christian Plajer, Pfarrerin Adriana Florea, Geschäftsführerin Liliana Şelaru, Kirchenmusiker Dr. Steffen Schlandt, Andrea Miron, Assistentin des Stadtpfarrers und Frank-Thomas Ziegler, Leiter des Bereichs Schwarze Kirche, wie an diesen Tagen ersichtlich wurde, bestens verwirklicht. Gemeinsam mit den Glaubensgeschwistern der Evangelisch-Lutherischen Kirche aus Rumänien, von denen man nur durch die Sprache getrennt ist, wurde der Kirchentag zum wichtigsten Ereignis des kirchlichen Lebens der letzten Jahre und über diese hinaus gestaltet. An dem festlichen Ereignis beteiligten sich zahlreiche Gäste aus dem In- und Ausland, Freunde und Partner, hochrangige kirchliche Würdenträger aus Rumänien und dem Ausland. Gottesdienste wurden gefeiert, Bibelarbeiten, Workshops, Orgelkonzerte, Diskussionsrunden, Ausstellungen standen zur Wahl. Grundhaltung eines Kirchentages ist nämlich der Dialog. Den zahlreichen Mitwirkenden besonders als Sängerinnen und Sänger, Instrumentalisten, den genannten oder ungenannten Helfern und Förderern muss der Dank der Gemeinschaft, der Organisatoren für das Gelingen des Kirchentages öffentlich ausgesprochen werden.
 

Zum zweiten Mal Evangelischer Kirchentag in Kronstadt

Der evangelische Glaube wird als offen und vielfältig verstanden. Dazu haben auch die Evangelischen Kirchentage beigetragen. Als Gründer des Deutschen Evangelischen Kirchentages wird D. Dr. Reinold von Thadden-Trieglaff (1891–1976) betrachtet, der auch dessen erster Präsident wurde.

Und dieses war nicht ein Theologe, sondern ein Jurist, Politiker und vor allem ein evangelischer Christ. Er war auch Vorsitzender der Deutschen Christlichen Studentenbewegung (1928 – 1938). Der erste Deutsche Evangelische Kirchentag fand 1949 unter dem Motto: „Kirche in Bewegung“ in Hannover statt, und wird seither alle zwei Jahre veranstaltet. Waren es damals 9000 Teilnehmer, beteiligten sich heuer am Deutschen Evangelischen Kirchentag, der in Berlin und Wittenberg vom 24. - 28. Mai ausgetragen wurde und unter dem Motto stand „Du siehst mich“, rund 120.000 Teilnehmer. Der Kirchentag wird allgemein als ein zivilgesellschaftliches Forum betrachtet, das über eine kirchliche Veranstaltung weit hinausgeht und Themen wie gesellschaftlicher Zusammenhalt, Dialog zwischen Religionen, Konfessionen und Nationen zur Sprache bringt.

Nach dem in Deutschland stattfindenden Modell, werden auch in Siebenbürgen die evangelischen Kirchentage ausgerichtet. Der erste Kirchentag der Evangelischen Landeskirche A.B. in Rumänien fand in einer Umbruchszeit vom 15. - 17. Juni 1990 ebenfalls in Kronstadt statt. Dieser stand unter dem Motto: „Wir sind in Ängsten, aber siehe, wir leben“. Viel Vorarbeit und Organisation hat dieser auch damals benötigt. Vor dem Kirchentag wurde ein schwerer Verlust durch den Tod von Bischof Dr. Albert Klein am 8. Februar 1990 verzeichnet. Erst nach dem Kirchentag, bei dessen Abschluss eine Erklärung angenommen und veröffentlicht worden ist, wurde D. Dr. Christoph Klein als neuer Bischof eingeführt. Der nächste Kirchentag fand 1999 in Mediasch statt.Es war das Jahr, in dem auch die Restaurierungsarbeiten an der Schwarzen Kirche in Kronstadt abgeschlossen werden konnten. Wenn manche nach der Wende prognostiziert hatten, in fünf Jahren wird die Kirche nicht mehr sein, so erhielt Bischof D. Dr. Christoph Klein 2010 auch noch einen Nachfolger in der Person von Bischof Reinhart Guib, der mit Rat und Tat den diesjährigen Kirchentag unterstützte.

Der jetzige Kirchentag bezeugte, dass wir doch noch eine starke Gemeinschaft darstellen, hier zusammen gekommen sind, und dass uns das Evangelium auf die Beine bringt wie Pfarrerin Hildegard Servatius-Depner im Rahmen des Eröffnungsfestgottesdienstes „Die vier Zeiten“ über die Zeit des Umbruchs, des Aufbruchs und Gegenwart betonte. In ihren Predigten ging Pfarrerin Enikö Koszta auf die Zeit der Reformation ein, Bischofsvikar und Vorsitzender des Kronstädter Evangelischen Kirchenbezirkes A.B. Dr. Daniel Zikeli sprach über Markus Fronius und dessen reformatorische Botschaft. Der Kronstädter Stadtpfarrer Christian Plajer sprach im Blick auf die Bergpredigt, die am Altar der Schwarzen Kirche dargestellt ist, über Bemühungen und Vervollkommnung und wie sie uns geprägt haben. Musikalisch eingeleitet wurde der Gottesdienst mit der Uraufführung des Chorvorspiels „Lobe den Herrn“ von Klaus Dieter Untch. Chor und Orgel boten den musikalischen Rahmen – sowie Klaus Philippi (Oboe) –, dieses beeindruckenden Gottesdienstes.
 

Workshops, Podiumsdiskussion, Uraufführung

Es folgte eine Pressekonferenz, in der Bischof Reinhart Guib, Dr. Stefan Cosoroabă,Pfarrerin Margit Bandi (Halmagen), Stadtpfarrer Christian Plajer, Pfarrerin Adriana Florea auf die Bedeutung des Kirchentages eingingen, den Dank an die Förderer und Ansprechpartner in ganz Europa, an die 150 Mitarbeiter aus dem Hintergrund aussprachen. Gedankt wurde der Leitung der Honterusschule, der Stadtleitung, Feuerwehr, Polizei,dem Jugendwerk die mit Einsatzfreude und Verantwortung zum guten Ablauf beigetragen haben. Die sehr gute Organisation erwies sich überall, beginnend mit den Infozentren im Hof der Evangelisch-Lutherischen Kirche, am Honterus-Hof, der Austeilung des Essens für die Teilnehmer, dem speziellen Kinderprogramm, das von Dr. Renate Klein koordiniert worden ist. Die am Morgen stattgefundenen Bibelarbeiten in deutscher, ungarischer, rumänischer Sprache dienten der Auslegung von Bibeltexten.

Die Workshops nach der Mittagspause gingen auf unterschiedliche Themen ein wie „Was uns im evangelischen Glauben eint“ (Dr. Hans Klein), „Siebenbürgische Identität im Wandel von der Reformationszeit bis in die Gegenwart“ (Prof. Dr. Berthold Köber), „Import – Export. Einflüsse und Wirkungen der Reformation (Dr. Ulrich Andreas Wien). Insgesamt 12 Themen standen zur Debatte. Es folgte das sehr aufschlussreiche Podiumsgespräch unter dem Motto „Evangelisch, mit Herzen, Mund und Händen“ in dem auch aus der Sicht der andersnationalen Angehörigen gesprochen wurde. Musikalische Jazz-Einlagen dabei bot Petra Acker & Friends. Es folgte der musikalische Höhepunkt mit der Weltaufführung der „Messe von Kronstadt“ unter der Leitung von Steffen Schlandt, der mit Brita Falch-Leutert, Heinz Acker, Şerban Marcu, Szalay Zoltan zu den Komponisten gehört. Chor und Solisten bewiesen dabei ihr Können, die an der Buchholzorgel von Amalia Goje und Kertesz Janos (Schlagzeug) begleitet wurden. Die Lesungen dazu wurden von Bischof Reinhart Guib, den Pfarrerinnen Enikö Koszta und Adriana Florea gehalten. Einleitend hatte das Canzonetta-Ensemble, geleitet von Ingeborg Acker fünf Werke von Johannes Honterus „Odae cum Harmoniis“ geboten.

Gedenkläuten, Gottesdienste, Partnerschaftsunterzeichnung

Festgottesdienste fanden am Sonntag, dem 1. Oktober in 19 Kirchen des Burzenlandes statt. Um 9.45 Uhr war das Gedenkläuten in allen evangelischen Kirchen des Kronstädter Bezirkes zu hören. In Brenndorf wurde auch der Abschluss der Bauarbeiten an der evangelischen Kirche gefeiert. Synodalsenior Daniel Zenaty (Evangelische Kirche der Böhmischen Brüder) hielt die Predigt, die Liturgie Dr.Peter Klein. Die HOG Brenndorf war durch ihren Vorsitzenden Siegbert Bruss vertreten. Vorsitzende mehrerer HOGs aus Deutschland, Hertha Daniel Vorsitzende des Verbandes der Siebenbürger Sachsen, Hans Gärtner Vorsitzender des Verbandes der Heimatortsgemeinschaften beteiligten sich an dem Kirchentag.

In der ältesten Kirche von Kronstadt, der in Bartholomäe, wurde am Nachmittag der Partnerschaftsvertrag zwischen der Evangelischen Kirche A.B. in Rumänien und der Evangelischen Kirche Berlin-Brandenburg-Schlesische Oberlausitz von Direktor Roland Herpich und Bischof Reinhart Guib unterzeichnet. Dieses ist der erste Partnerschaftsvertrag, den die Evangelische Kirche A.B. in Rumänien abschließt, betonte Bischof Reinhart Guib. Laut diesem sind die beiden Kirchen verbunden im Vertrauen auf Gott, es werden Erfahrungs- und Kompetenzaustausche vorgenommen im Bereich der Diakonie, der Jugendarbeit, des Religionsunterrichtes, der Kirchenmusik u.a.

Die Darsteller Heidemarie Wiesner(Klavier) und Detlef Seydel (Rezitation) stellten das Leben und Wirken von Johannes Honterus vor. Mit einer Danksagung an die Organisatoren und einem anschließenden Kulturprogramm, geboten von der Korona-Tanzgruppe und der Burzenländer Blaskapelle wurde der Kirchentag nach drei Tagen abgeschlossen. Dieser wird nicht nur in die Kirchengeschichte eingehen, sondern auch in bleibender Erinnerung aller Teilnehmer festgehalten.