Kronstädter Forum spricht sich gegen Graft-Passage aus

Das Projekt zur Verkehrsumleitung bedrohe Umwelt und historische Baudenkmäler

Stadtmauern, Bastei und Wehrtürme sowie ihr natürlicher Rahmen könnten von der vorgesehenen Graft-Passage massiv betroffen werden.
Foto: Ralf Sudrigian

Kronstadt - Eine 9,20 Meter breite Straße in beide Fahrtrichtungen (samt Bürgersteigen), die auch zwei Tunnels (mit einer Länge von 80 bzw. 62 Metern) einschließt, soll den Verkehr in der Klostergasse der Kronstädter Inneren Stadt entlasten und den Zugang vom historischen Stadtzentrum zum Raupenberg und der Warthe erleichtern. Diese Verkehrsumleitung, die „Graft-Passage“ soll die Postwiese/Şirul Livezii mit dem Rossmarkt/str. Bariţiu verbinden. Gegen dieses Projekt des Bürgermeisteramts Kronstadt/Braşov nahm die Vertreterversammlung des Demokratischen Forums der Deutschen im Kreis Kronstadt (DFDKK) Stellung. Dadurch werde ein von Kronstädtern beliebtes und von Touristen bewundertes Naherholungsgebiet zerstört. Der massive Eingriff bedrohe die Umwelt und setze wichtige Teile der mittelalterlichen Wehranlagen der Stadt (Graft-Bastei, Weißer Turm, Schwarzer Turm, Schmiedebastei, Stadtmauern) in Gefahr, heißt es in einer vom DFDKK-Vorsitzenden Wolfgang Wittstock unterzeichneten Erklärung aufgrund des einstimmig bewilligten Beschlusses der Vertreterversammlung.

Auf der, diesmal schwach besuchten, wöchentlichen Pressekonferenz beim Kronstädter Stadtforum gingen Thomas Şindilariu, Vorsitzender des Ortsforums Kronstadt, und Christian Macedonschi, Forumsvertreter im Stadtrat, ebenfalls auf das umstrittene Projekt ein. Es wurde die Hoffnung geäußert, dass die Stadtverwaltung von der  Umsetzung dieses kostspieligen Vorhabens absehen werde und dass andere billigere und effizientere Alternativen für einen problemlosen Verkehrsfluss in der Inneren Stadt von den Fachleuten vorgeschlagen werden können. Gerade das Kronstädter Forum und seine Mitglieder stünden in einer besonderen Verantwortung gegenüber dem Erbe ihrer Vorfahren, das nun gefährdet sei. Deshalb sei es wichtig, dass die Zivilgesellschaft, die politischen Parteien, die Öffentlichkeit sich gemeinsam gegen dieses Projekt aussprechen. Zu diesem Thema sollen öffentliche Debatten veranstaltet werden sowie eventuell auch eine Fachtagung, wo Experten ihre Meinung äußern können.

Das Projekt zur Graft-Passage ist eigentlich keine Überraschung, weil es im Rahmen der Innenstadt-Umgestaltung bereits angesprochen wurde. Diesmal sind die Dinge jedoch fortgeschrittener, weil nun eine erste Projektgenehmigung vom 21. November 2013 seitens des Kulturministeriums vorgewiesen wurde um dafür, ohne weitere Debatten, auch im Stadtrat einen positiven Bescheid zu erhalten. Laut Christian Macedonschi habe aber eine wahrscheinliche Ablehnung der Stadträte seitens des Forums, der PNL und des Ungarnverbands den Bürgermeister George Scripcaru dazu bewogen, das Vorhaben von der Tagesordnung der Stadtratssitzung vorläufig zurückzuziehen. Im Stadtrat wollen nun die beiden Forumsvertreter weitere Schritte unternehmen, um dieses Projekt zu blockieren. Es geschehe im Interesse der Kronstädter und daher sei eine punktuelle Zusammenarbeit mit allen Parteien sinnvoll, sagte Macedonschi.