Kulinarischer Genuss begegnet Umweltschutz und Politik

Internationale Gäste besuchten die Gastronomische Region Europas 2019

Die Gäste aus mehreren europäischen Ländern im Kreis Hermannstadt ließen sich die Leckerbissen der „Gastronomischen Region Europas 2019“ schmecken. Foto: Tribuna

In turnusmäßiger Nachfolge der niederländischen Provinz Noord-Brabant und der Grafschaft Galway der Republik Irland führen die griechische Südägäis und die Region Hermannstadt/Sibiu seit Dienstag, dem 12. Februar, das lange Zeit im Voraus beworbene und für die Dauer eines Jahres gültige Zeugnis „Gastronomische Region Europas“ (die ADZ berichtete mehrfach). Um die Gunst des regionalen und eines internationalen Publikums bemühen sich das Hermannstädter Bürgermeisteramt und der Hermannstädter Kreisrat, die Mitte des Monats als Gastgeber einer mehrtägigen Zusammenkunft 25 kulinarischer und touristischer Vereine aus Kuopio (Finnland), Hajdu-Bihar (Ungarn), Katalonien (Spanien) sowie aus den eingangs genannten Gebieten fungiert haben. Die Austauschveranstaltung in Hermannstadt, dem nördlichen Kreisgebiet und der Stadt Mediasch fand auf Basis der Richtlinien des Projektes „EUREGA-Interreg Europe“ statt, das sich auf die methodologische Erfahrung des Internationalen Instituts für Gastronomie, Künste, Kultur und Tourismus (International Institute of Gastronomy, Culture, Arts and Tourism, IGCAT) stützt. Das Management des Projektes wird von öffentlichen Verwaltungsstellen der Region um die niederländische Stadt ´s-Hertogenbosch sichergestellt.

Bürgermeister zahlreicher Ortschaften des nördlichen Hermannstädter Kreisgebietes, Unternehmer und Bildungsbeauftragte nahmen an der Begegnung zu kulinarischen und touristischen Werbezwecken teil. Gheorghe Roman (PNL), Bürgermeister in Mediasch, erhofft sich von der Gastronomischen Region Europas 2019 einen fühlbaren Aufschwung der nördlichen Hermannstädter Umgebung im wirtschaftlichen, kulturellen und touristischen Bereich. Ein entsprechendes mündliches Versprechen wurde ihm von dem stellvertretenden Vorsitzenden des Kreisrates, Marcel Constantin Luca (ebenfalls PNL), ausgesprochen.

In Begleitung ihrer Hermannstädter Gastgeber unternahmen die Gäste aus dem europäischen Ausland Besuchsfahrten und Informationsreisen zum Bulea-See im gleichnamigen Gletschertal des Fogarascher Gebirges/Munții Făgărașului und zu dem in nächster Nähe hiervon gelegenen Forellenzuchtgebiet „Albota“. Zur Sprache gelangte die länderübergreifend dringende Frage nach Möglichkeiten des Erhalts der aktuell im Rückgang begriffenen Bienenzucht. Die zunehmende Anwendung von Pestiziden und Insektiziden fördern das Sterben von Bienenvölkern und beeinträchtigen maßgeblich das natürliche Gleichgewicht der Flora in sämtlichen Regionen Europas. Imkerin und Heilpraktikerin Cornelia Doștețean Abălaru vom Verein „ApiLife“ und Dragoș Brădicean, Geschäftsführer der Supermarkt-Warenkette „LIDL“, stellten sich den Fragen der Gäste hinsichtlich der Unterstützung lokaler und regionaler Nahrungsanbieter.

Auf dem Besuchsprogramm stand auch eine Fahrt ins Dorf Holzmengen/Hosman im Harbachtal/Valea Hârtibaciului, dem Standort der „Moara Veche“ (Alte Mühle) und des Vereins „Asociația Hosman Durabil“ (Nachhaltiges Holzmengen). Joachim Cotaru stellte die Erzeugung von Produkten der Etikette „Din Hârtibaciu cu drag“ (Vom Harbach mit Liebe) vor. Im Nachbardorf Marpod wurden den Gästen die Stallungen der Viehwirtschaft „Karpaten Meat“ präsentiert, die sich als Züchter von Rindfleisch um umweltfreundliche und tiergerechte Haltung bemüht.

Die Projektgäste aus Irland und Finnland wiesen auf die Praxis hin, im Alltag auf der Suche nach Gaststätten nicht dem jeweils kleinsten Preis den Vorzug zu geben, sondern auf regionale Herkunft der im Lokal verarbeiteten Zutaten zu achten, wodurch mittlere oder höhere Preiskategorien gerechtfertigt sind.

Ein Besuch des Astra-Freilichtmuseums im Hermannstädter Jungen Wald/Pădurea Dumbrava und ein Abendessen im Bergbauerndorf Gura Râului mit Beteiligung der beruflichen Musik- und Tanzformationen des Folklorevereins „Cindrelul – Junii Sibiului“ vervollständigten den Aufenthalt der internationalen Besuchsdelegation des Projektes „EUREGA – Interreg Europe“ im Kreis Hermannstadt.

Am Rande des Angebots der südsiebenbürgischen Gastronomischen Region Europas 2019 ist ein medialer Zwist der öffentlichen Vereine „Asocia]ia Culturală Euro-Est Alternativ“ (ACEEA, www.aceea.ro) und „Asociația Națională a Bucătarilor și Cofetarilor din Turism“ (ANBCT, www.anbct-romania.ro) zu beobachten, die durch gegenseitige Abneigung und Eitelkeiten persönlicher Art die Blicke des Publikums auf sich ziehen. Eine unlängst vom Verein ANBCT auf dem Gerichtsweg beantragte Auflösung der ACEEA wurde abgewiesen. Der Verein ACEEA selbst konzentriert seine gesamte Aufmerksamkeit darauf, „vor den Blicken der Allgemeinheit für alle Hermannstädter auf dem Großen Ring zu kochen und nur von denjenigen beurteilt zu werden, die unsere Gerichte probieren.“