„Kulturwoche Haferland“ – Historisches wird lebendig

Eine Festwoche für die Begegnung von Integration und Geschichte

Bukarest - „Die Sachsen im Haferland“ – unter diesem Motto wirbt die diesjährige „Kulturwoche Haferland“ vom 6. bis 10. August 2015 um Besucher. Michael Schmidt, als Geschäftsmann Schirmherr seiner gleichnamigen Stiftung, umriss auf einer Pressekonferenz die Grundidee des Projektes: „Die Siebenbürger Sachsen haben bedeutende Spuren in Rumänien hinterlassen. Gemeinsam mit der Tabaluga-Stiftung des Sängers Peter Maffay wollen wir mit der jährlichen Kulturwoche unseren Beitrag zum Erhalt dieses kulturellen Erbes und der örtlichen Infrastruktur leisten.“

Innerhalb von fünf Tagen sollen ehemals vorrangig sächsisch besiedelte Dörfer im Dreieck zwischen Hermannstadt/Sibiu, Schäßburg/Sighişoara und Kronstadt/Braşov vorgestellt werden. Den Auftakt bildet am 6. August ein Generationentreffen in Schweischer/Fişer: Geschichten und Erfahrungen aus der bewegten Vergangenheit der auch als „Haferland“ bekannten Region sollen für einige Stunden wieder lebendig werden. Am kommenden Tag richtet sich mit der Einweihung der Keramikwerkstatt von Keisd /Saschiz der Blick in die Zukunft. Die örtlichen Hersteller fertigen künftig Keramikprodukte nach traditionellem Vorbild der einstigen Keisder Töpfer und erhalten somit eine zusätzliche wirtschaftliche Perspektive.

Zugleich sollen in Deutsch-Weißkirch/Viscri die bisherigen Ergebnisse einer erfolgreichen Denkmal- und Kulturpflege vorgestellt werden – hierfür hat sich insbesondere die Mihai-Eminescu-Stiftung verdient gemacht, wie deren Vorsitzende Caroline Fernolend betonte: „Deutsch-Weißkirch ist heute ein authentisches Dorf, in dem jeder Bewohner seinen Platz gefunden hat. In Zukunft soll jeder Einwohner stolz auf das sächsische Erbe sein können“, so ihr Wunsch.

Den 8. August wird die Michael-Schmidt-Stiftung für eine umfangreiche Vorstellung ihrer Aktivitäten in Deutsch-Kreuz/Criţ nutzen: Zu dieser Gelegenheit öffnen die Kirche, der ehemalige evangelische Pfarrhof sowie die Kirchenburg ihre Pforten für das Publikum. Anschließend sorgt die Umweltstiftung ADEPT mit einem Fahrradrennen für etwas Bewegung. Für ihren Vorsitzenden Cristian Gherghiceanu ist klar: „Umweltschutz kann nur gemeinsam mit den Bewohnern der Region funktionieren – deshalb stammen alle Ideen für unsere Projekte von den Einwohnern selbst.“ In Zukunft solle das Haferland von einem sanften Tourismus sowie von der Wiederbelebung des traditionellen Handwerks profitieren.

Am vorletzten Tag der Kulturwoche rückt schließlich Peter Maffays Tabaluga-Stiftung in den Mittelpunkt: In Radeln/Roade{ stellen sich ihre Mitarbeiter der Öffentlichkeit vor und präsentieren ihre bisherigen Projekte. Den Schlusspunkt bilden schließlich am 10. August betreute Führungen durch die Wasserbüffelfarm in Meschendorf/Meşendorf und Touren durch die im vergangenen Jahr wiedereröffnete Kirchenburg.

Stefan Bichler, Referent für die Öffentlichkeitsarbeit der Evangelischen Kirche A.B. in Rumänien, unterstrich die anfänglichen Schwierigkeiten beim Erhalt des kulturellen Erbes nach der politischen Wende: „Die sächsische Gemeinschaft wurde immer kleiner, doch nach einer kurzen Zeit der Trauer sind die Menschen neu erwacht.“ Die Evangelische Kirche fördere die Entwicklung des sanften Tourismus – insbesondere die Kirchenburgen seien hierfür von unermesslichem Stellenwert. Diese können dazu beitragen, dass das geistliche, kulturelle und gemeinschaftliche Leben künftig Hand in Hand gehen. Zudem solle der von der Evangelischen Kirche ausgestellte „Kirchenburgenpass“ Interessierten den ermäßigten Besuch von über 40 mittelalterlichen Kirchen und Kirchenburgen ermöglichen. Alle beteiligten Stiftungen und Institutionen eint somit ein gemeinsames Ziel: „Die ehemals verlassenen und mittlerweile neu besiedelten Sachsendörfer sollen auf Dauer wiederbelebt werden“, hofft Schmidt.