Kunstvolle Keramik und Billigware am Hermannstädter Töpfermarkt

Händler boten teure Qualität und Schnäppchen am Großen Ring feil

Blau ist die vorherrschende Farbe der Keramik in der Maramuresch und Nordrumänien. Fotos: Klaus Philippi

Ungarische Töpfermeister aus dem Szeklerland haben einen ausgeprägten Sinn für das Musikalische im Volksalltag und Handwerk.

Hermannstadt - Hochsommerlich sengende Sonnenstrahlen läuteten am vergangenen Wochenende in Hermannstadt/Sibiu den Beginn des Spätsommers ein. Keramikhersteller aus allen Landesteilen Rumäniens und ein internationales Publikum nahmen auf vielsprachige Art und Weise am Samstag, dem 1. September, und am Sonntag, dem 2. September, die 52. Auflage des Hermannstädter Töpfermarktes wahr. Von der tönernen Okarina und den Vogelstimmen imitierenden Pfeifen bis hin zu Gebrauchsgegenständen verschiedenster Keramik-Stilrichtungen hielt der Hermannstädter Hauptplatz eine Vielfalt an kunsthandwerklichen Produkten und, zu einem kleinen Anteil,  altbackenen Kitsch bereit.

Nicht wenige Händler und Stammgäste des lokalen Töpfermarktes waren mit Sonnenschirmen nach Hermannstadt angereist, um der Mittagshitze auf dem Großen Ring standhalten zu können. Die atemberaubend virtuosen Spielmelodien des Instrumentenbauers Nicolae Sava waren auch heuer über alle Stationen des Töpfermarktes hinweg zu hören und brachten dem begeisterten Volksmusiker aus Bistritz/Bistriţa im Nösnerland/Ţara Năsăudului die Neugierde zahlreicher musikalischer Besucherinnen und Besucher der Traditionsveranstaltung ein. Eine Okarina in bunt ausgemalter Hahnenform aus der Werkstatt von Nicolae Sava wird immer ein Ausprobieren und Kaufen wert sein.
Ebenso hohen Warenabsatz verzeichnete der Verkaufsstand des Töpferehepaares Ilona und Jószef Tóth aus Ghidfalău/Gidófalva im Kreis Covasna, deren dünnwandige Tee- und Kaffeetassen sowie Tabletts und Schüsseln sich aus der Masse des traditionellen Gesamtangebotes an Keramik im Szeklergebiet deutlich herausheben. Nur wenige der einfach und geistreich zugleich bemalten Gegenstände aus dem Atelier Tóth im Kreis Covasna waren am Sonntag noch nicht verkauft worden.

Ein Indikator für die in Siebenbürgen stets geübte Toleranz war die Tatsache, dass Töpfermeister ungarischer Abstammung aus den Verwaltungskreisen Harghita und Covasna trotz ihrer teils brüchigen Beherrschung der rumänischen Sprache mit vielen Besuchern und Käufern ins Gespräch traten. Einen ausgeprägten Sinn für Humor legte Töpfer Ion Mitroi aus Măldăeni im Kreis Teleorman an den Tag. Gemeinsam mit seiner Frau Nicoleta pflegt er das Töpferhandwerk der vorgeschichtlichen Cucuteni-Zivilisation und bot am Großen Ring für nicht wenig Geld wunderschön bemalte Blumenvasen und Teller in verschiedenen Größen an. Die Produkte von Ion Mitroi sprengen die schmerzhafte Preismarke von 100 Lei, doch fällt es manchem Besucher nicht zu schwer, die nötigen Scheine lockerzumachen.

Starken Zulauf ernteten die Verkaufsregale des Ateliers „D&D Art“ aus Temeswar/Timişoara, das jährlich mit Buttergefäßen, Käseglocken, Spielhäuschen und netten Gegenständen aller Art aufwartet, die in starken und kunstvollen Farbmustern die Blicke aller Marktbesucher auf sich ziehen.

Zeitgleich zum Töpferware-Angebot am Großen Ring wurde am Kleinen Ring ein kunterbunter Jahrmarkt mit teils wertlosen Gebrauchsgegenständen, Schmuckobjekten und aus Plastik angefertigten Spielzeugen veranstaltet. Verkaufszeilen mit antiken Küchenobjekten ließen einen informativen Spaziergang von Angebot zu Angebot zum spannenden Erlebnis werden. Unweit der Lügenbrücke/Podul Minciunilor und des Schatzkästleins/Casa Artelor wurden vor den Augen der Betrachter raue Mengen minderwertigen Küchenporzellans ausgebreitet. Doch hatte die Stippvisite auch dieses Verkaufsbereiches etwas für sich, hielt doch von Freitag, dem 31. August, bis Sonntag, dem 2. September, die christliche Gruppierung der ethnischen Minderheit der Roma am Kleinen Ring eine erneute Auflage der „Tage der Roma-Kultur“ (Zilele Culturii Romilor) ab.