La revedere, România!

Am Ende ging es dann doch ganz schnell. Die letzten Tage und Wochen meines Auslandssemesters vergingen wie im Flug. Kaum zu glauben, dass es schon fast fünf Monate her ist, dass ich nach Klausenburg/Cluj-Napoca gezogen bin. Den letzten Monat meines Aufenthalts habe ich genutzt, um ins Burzenland und ins Siedlungsgebiet der Banater Schwaben zu reisen. Diese Zeit hat meinen Blick auf Land und Menschen noch einmal verändert. Ich weiß noch, als ich 2014 zum ersten Mal nach Rumänien reiste und neben Hermannstadt/Sibiu, Kronstadt/Braşov und Schäßburg/Sighişoara auch Deutsch-Weißkirch/Viscri besuchte. Erst dort begann ich zu realisieren, was eine deutsche Minderheit in Osteuropa eigentlich ist.

Bis zu diesem Zeitpunkt kannte ich sie nur aus dem Geschichtsbuch. Auf die Erkenntnis folgte jedoch bald Ernüchterung und Traurigkeit. Denn auf den ersten Blick schien es, als wäre von der siebenbürgisch-sächsischen Kultur fast nichts mehr übrig. Eine fatale Fehleinschätzung, wie sich im Laufe des vergangenen halben Jahres zeigen sollte. Jedes Wochenende machte ich mich auf den Weg in die deutschen Dörfer und jedes Mal aufs Neue traf ich Sachsen und Deutsche – immer häufiger auch solche, die keine familiäre Bindung zu Siebenbürgen haben – , die sich in ihren Dörfern dafür einsetzen, siebenbürgische Kultur zu erhalten und sie Besuchern zugänglich zu machen. Niemals vergessen werde ich beispielsweise die Leidenschaft, mit der Johann Schaas in Reichesdorf/Richiş durch die Kirche führt und Geschichten von früher erzählt. Überwältigt hat mich auch die Gastfreundschaft, mit der ich in Rauthal/Roandola mehrfach empfangen wurde und durch die das Dorf für mich zu etwas ganz Besonderem wurde. Positiv überrascht wurde ich auch im Burzenland, wo mir in vielen Orten noch von verhältnismäßig großen Gemeinden und regelmäßigen Gottesdiensten berichtet wurde. Ein besonderes Highlight war sicherlich auch die Einweihung der Jugendscheune in Arkeden/Archita im Juni, als sich gezeigt hat, dass die siebenbürgisch-sächsische Gemeinschaft auch viele engagierte junge Mitglieder hat.

Ganz anders, aber nicht weniger faszinierend, habe ich das Banat erlebt. Die riesige und imposante Altstadt von Temeswar hat mich nachhaltig verzaubert, genauso das Banater Bergland mit seinen schönen Seen und dichten Wäldern rund um Franzdorf/Văliug und Wolfsberg/Gărâna einerseits und dem Charme der verblassten Größe in Reschitza andererseits. Neben Siebenbürgen, Maramuresch und der Moldau-Region hat mich nun also auch das Banat zu überzeugen gewusst und den Abschied aus Rumänien wirklich schwergemacht. So vieles werde ich in Deutschland vermissen: die rumänische Lebenseinstellung, die siebenbürgische Landschaft und die unglaubliche Gastfreundschaft, die ich zu schätzen gelernt habe, weswegen ich ohne großes Überlegen sagen kann: Ich komme wieder. La Revedere!