Landwirte fordern Notstandserklärung

Dürre am Karpatenknie hat bereits die Produktion Technischer Nutzpflanzen halbiert / Kreuzfahrtschifffahrt muss gestützt werden

Symbolfoto: sxc.hu

Der Verband der Erzeuger von Getreide und Nutzpflanzen des Verwaltungskreises Vrancea und der Verein der Landwirte des Verwaltungskreises Brăila haben das Ministerium für Landwirtschaft und ländliche Entwicklung aufgefordert, den Dürrenotstand zu erklären. Die Ernten seien endgültig verloren bzw. extrem stark vermindert.

Constantin Bazon, der Vorsitzende des Erzeugerverbands aus Vrancea, erklärte, dass die Mais- und Sonnenblumenkulturen am stärksten betroffen sind. Bei diesen würde auch der schönste Regen nichts mehr nutzen und die Kulturen seien – mit Ausnahme tiefgelegener Flussauen und schmalen Streifen in der bewaldeten Hügelgegend – endgültig verloren. Der Schaden beim großflächigen Anbau gehe – durch Ernteausfall und die bisherigen Kosten – in die Milliardenhöhe, doch auch die Kleinbauern werden nicht einmal die Grundinvestitionen herausholen. Deshalb könne nur noch der Dürrenotstand den Landwirten helfen, wenigstens einen Teil des erlittenen Schadens wettzumachen.

Faktischen Dürrenotstand offizialisieren

„Wir sind bisher auf wenig Verständnis gestoßen“, erklärte Bazon gegenüber Mediafax. „Der Herr Minister hat uns zwar versprochen, die Demarchen für die Erklärung des Dürrenotstands zu starten und dass er durch Verringerung des Energiepreises uns entgegenkommt, damit bewässert werden kann, aber am Karpatenknie haben wir seit zwei Monaten extreme Hitze und keinen Regen, sodass alle Kulturen vernichtet sind und nichts mehr gerettet werden kann. Auf den meisten Feldern kann der Mais nicht einmal mehr gehäckselt werden, um als Tierfutter Verwendung zu finden. Außerdem: Futter für Tiere, denn die Nutzviehbestände sind geschrumpft. Wir können nur noch von Totalverlusten sprechen.“

In Vrancea gäbe es Farmer, die zeitgerecht in den Kanalbau investiert haben, um zu bewässern. Aber die Bewässerungskanäle sind trocken, „kein Kubikmeter Wasser ist drin“, weil der Wasserstand aller Gewässer extrem niedrig ist. Außerdem gäbe es Konflikte mit der Gewässerverwaltung, die sich auf das Fehlen diverser Verträge beruft und ein Abzapfen der fließenden Gewässer, vor allem des Siret/Sereth – dort wo es noch möglich gewesen wäre – verbietet.

Wasser niedrig, Felder hoch

In Vrancea sind die bewässerten Flächen von Jahr zu Jahr weniger geworden. 2011 waren es nur noch 1400 Hektar. Somit könnte nicht einmal ein Prozent der Landwirtschaftsfläche des Verwaltungskreises Vrancea bewässert werden. Den größten Schaden hätten in den vergangenen 20 Jahren die Schrottdiebe angerichtet, die praktisch alle aus Eisen bestehenden Komponenten der Bewässerungsanlagen entwendet haben.

Auch der Verband der Landwirte von Brăila, der aus hunderten Mitgliedern besteht und 150.000 Hektar Ackerland bearbeitet, hat vom Landwirtschaftsministerium die Ausrufung des Dürrenotstands gefordert. Laut Steluţa Duţu von der Verbandsleitung sind in diesem Verwaltungskreis – der noch über die größten bewässerungsfähigen Landwirtschaftsflächen verfügt, bereits zehntausende Hektar abzuschreiben, weil die Kulturen vertrocknet sind.

Allein die 50.000 Hektar auf der Insula Mare a Brăilei und rund 20.000 Hektar in der Donauniederung, die leicht zu bewässern sind, stehen genauso gut wie gewöhnlich. Ansonsten: „Die Situation ist katastrophal“, erklärt Stelu]a Du]u, „infolge von 60 Grad in Bodennähe über Wochen konnte keine Kultur überleben. Nicht einmal die Bienen konnten zur Bestäubung beitragen. Wir können nur noch zerhäckseln und Tierfutter machen.“

Buzău: 40-50 Prozent Ernteausfall

Ähnlich ist die Lage auch im Verwaltungskreis Buzău, meldet Mediafax. Seit 1980 habe es hier kein so schlechtes Landwirtschaftsjahr mehr gegeben. Die Dürre habe, laut Landwirtschaftsstatistik, im Großraum Buzău bereits über 50 Prozent der Ernte bei Mais und Sonnenblumen vernichtet.

Auch der Weizen, der in diesem Landwirtschaftsjahr in Buzău über 75.000 Hektar belegt hatte, sei auf 35.000 Hektar von der Dürre betroffen. Man erwartet nach Abschluss der Weizenernte einen Hektardurchschnitt von bloß höchstens zwei Tonnen – weniger als halb so viel wie 2011. Am schwersten betroffen sind die Räume im Osten des Verwaltungskreises, gegen Brăila zu.

Dort seien auch die Kosten einer Bewässerung sehr hoch, weil die Strecken, über welche das Wasser zu transportieren ist, sehr lang sind. Außerdem müsse das Wasser mit den Pumpen sehr hoch- gehoben werden, weil die Landwirtschaftsflächen weit über dem Niveau jedes stark ausgewaschenen Flussbetts liegen bzw. weit über dem Niveau der Donau.

Schifffahrtskanal Untere Donau

Der zunehmend sinkende Wasserstand der Donau gefährdet auch in diesem Jahr bereits den Schiffsverkehr, zumal die Sandbänke nicht weggebaggert wurden. Stark betroffen sei bereits der Touristenverkehr mit Kreuzfahrtschiffen. Deshalb wandte sich die Föderation der Patronate aus dem Tourismus und den Dienstleistungen an die Regierungen Rumäniens und Bulgariens.

Die Regierungen der beiden Länder werden aufgefordert, eventuell mit Unterstützung der EU, ein gemeinsames Programm zum Ausbaggern eines Schifffahrtskanals im Donaubett an der Unteren Donau zu starten, denn die jährlich verbuchten Verluste durch die Einstellung des Kreuzfahrtverkehrs – der sich nach den Sezessionskriegen in Ex-Jugoslawien erholt hatte – gehen in die Milliarden Euro.

Dieses Maßnahmenprogramm zur Nachhaltigkeit des Kreuzfahrttourismus müsse mit einem Bekämpfungsprogramm der Dürre bzw. einem Bewässerungsprogramm der fruchtbaren Ebenen an beiden Flussufern einhergehen. „Es ist an der Zeit, die beide Seiten schädigende Rivalität zwischen Bulgarien und Rumänien an der Unteren Donau aufzugeben“, heißt es im Schreiben des Patronatsverbands an die Regierungen der beiden Länder, „denn Bulgarien und Rumänien haben zu vieles gemeinsam, als dass sie ohne Zusammenarbeit auskommen könnten.

Allein mit dem tatenlosen Zusehen, jeder an seinem Ufer, wie die Donau immer weniger Wasser führt und nur noch in ihrem mittleren Teil stabil schiffbar ist, haben wir gar nichts erreicht. Außer, dass der Schiffsverkehr der Touristen in Budapest hängen bleibt, bestenfalls in Belgrad.“