Leitung des Kulturinstituts tritt aus Protest zurück

Patapievici: Neue Agenda des ICR nationalistisch, nicht europäisch

Bukarest (ADZ) - Die Leitung des Rumänischen Kulturinstituts (ICR) um Direktor Horia-Roman Patapievici will am Donnerstag geschlossen zurücktreten, nachdem das Verfassungsgericht am Dienstag die von der Regierung beschlossene neue Schirmherrschaft des Senats über das Institut für verfassungskonform befunden hatte. Bisher war das ICR bekanntlich dem Staatsoberhaupt unterstellt gewesen, die Regierung unter Premier Ponta hatte Patapievici jedoch „Propaganda“ für den zurzeit suspendierten Staatschef vorgeworfen.

Patapievici kündigte den Rücktritt der gesamten ICR-Leitung bereits am Dienstag an, nachdem das Finanzministerium das diesjährige Budget des Instituts um ein Drittel kappen ließ und die Regierung auf Empfehlung des Kulturressorts zudem eine umgehende Kursänderung verordnete: Das Rumänische Kulturinstitut habe ab sofort die „vernachlässigte“ nationale Identität der Auslandsrumänen zu fördern – dies bedeute, dass die bisherige europäische Agenda durch eine nationalistische ersetzt und das Institut faktisch in eine „Propaganda-Agentur“ umgewandelt werde, erläuterte Patapievici.

Gegen einen derartigen Kurs des ICR hatten jüngst bereits die Literatur-Nobelpreisträger Herta Müller, Elfriede Jelinek und Tomas Tranströmer protestiert. Der rumänische Schriftsteller Mircea Cărtărescu geißelte am Dienstag den von den Machthabern begangenen „Kulturmord“.