Lichtblicke in dunkleren Zeiten

Das „Deutsche Jahrbuch für Rumänien 2019“ ist erschienen

Das Jahrbuch 2019 wird an die treuen Leser der ADZ als Abo-Prämie versandt. Interessenten melden sich bitte in der Redaktion unter aboservice@adz.ro oder +40 (0) 21 317 89 18 (rumänisch), +40 (0) 21 317 89 16 (deutsch). Postabonnenten bitten wir um die elektronische oder postalische Zusendung der Kopie des Einzahlungsbelegs.

Ein düsteres Bild zeichnet der Forums-Vorsitzende Dr. Paul Jürgen Porr in seinem Geleitwort zur neuesten Ausgabe des deutschen Jahrbuchs für Rumänien von den Ereignissen des letzten Jahres. Auch der Abgeordnete des DFDR, Ovidiu Ganț, kommt nicht umhin, mahnende Worte in sein Resümee einzuflechten. Für solche war auch der jüngst verstorbene Ehrenvorsitzende des DFDR, Prof. Paul Philippi (1923-1918), bekannt, wie sein hier veröffentlichter Essay „Jede Kratie braucht ihren Démos – vor den Wahlen und nach den Wahlen“ belegt. Ihn und sein Vermächtnis zu würdigen unternimmt der Bischof em. D. Dr. Christoph Klein in seinem Nachruf. Doch „Hoffnung ist immer!“ zitiert Nina May den Vorsitzenden Paul Jürgen Porr in ihrem Porträt „Der Mensch hinter den Kulissen des Deutschen Forums“.

Von finsteren Zeiten erzählt die nun 90-jährige Margarethe Szivacsek in dem Artikel von Raluca Nelepcu, in dem sie an die fünf Jahre Zwangsarbeit in der ehemaligen Sowjetunion erinnert. Aus der fernen Vergangenheit schildert Ursula Philippi den licht- und schattenreichen Lebensweg des Kronstädter Stadtrichters Michael Weiß. Sein militärisches Engagement endete am 16. Oktober 1612 bekanntlich in einer furchtbaren Tragödie. Den weniger dramatischen, aber bedeutsamen Ereignissen rund um die Unterzeichnung des Minderheiten-Schutzvertrags von 1919 widmet sich Wolfgang Wittstock, wobei er das Dunkel um die Autorenschaft der berühmten Broschüre „Die Siebenbürger Sachsen – wer sie sind und was sie wollen“ erhellt.

Ein Licht zu spenden, das funktioniert selbst im kleinsten Dorf, wie Adalbert Csaszar zu berichten weiß. Dankbar für seine Auszeichnung „Lichtspender für das Dorf“ schildert er den Beginn seiner Initiative in Turterebesch bei Sathmar. Selbst da, wo scheinbar nur noch Dunkelheit herrscht, gibt es erstaunlich viele lichte Momente. So lässt sich die Lebensgeschichte des taubstummen und blinden Vasile Adamescu zusammenfassen, den Andreea Oance getroffen hat und der ihr von seinen unglaublichen Fähigkeiten erzählt.

Hoffnungsvolle Lichtblicke ergeben sich von den Rändern her oder aus dem kleinen „unbekannten Winkel“. Von jenseits der Karpaten fasst knapp und anschaulich Dr. Klaus Fabritius die Geschichte der „deutschen Minderheit im Altreich“ zusammen. Im kleinen Reichesdorf besucht Christa Richter das „3. Transylvanian Book Festival“, das weit über die Landesgrenzen hinaus das Publikum zu begeistern versteht.

Nina May berichtet von Initiativen in sächsischen Dörfern Siebenbürgens. In Meschendorf konnte dank des persönlichen Engagements von Hermine Antoni die Orgel restauriert werden. In Malmkrog oder dem abgelegenen Almen sorgt der Mihai Eminescu Trust mit seinem Projekt zur nachhaltigen Dorfentwicklung dafür, dass wieder mehr Leben in die verlassenen Dörfer einzieht. In einem dritten Artikel erzählen junge Siebenbürger Sachsen, wie sie in ihrer alten Heimat ihren Lebensplan umsetzen. Und farbige „Highlights“ stellen wie immer die Fotos im Kalenderteil von George Dumitriu dar, die diesmal die sächsische Schreinermalerei in Szene setzen.

Aus dem Banat stammen positiv gestimmte Beiträge, insbesondere Temeswar rückt mit dem Blick auf das Kulturhauptstadtjahr 2021 mehr in den Fokus. „Als ich kam nach Temesvari…“ zitiert Balthasar Waitz den berühmten rasenden Reporter Egon Erwin Kisch, der hier sein Herz verlor und eine langjährige Freundschaft gewann. Ein Neuanfang auf geistlicher Ebene bedeutet sicher der Amtsantritt von Josef Csaba Pál als neuer Bischof von Temeswar, den uns Raluca Nelepcu vorstellt. Aus den Anfängen der Kirche im Banat bringt uns [tefana Ciortea-Neam]iu auf den neuesten Stand der Forschung über den bedeutenden Heiligen Gerhard von Tschanad. Dr. Markus Fischer führt uns anlässlich der jüngsten Veröffentlichung, „Der Nabel der Welt“, in das Werk des in Temeswar geborenen preisgekrönten Schriftstellers Catalin Dorian Florescu ein. Dass Beamte ein spannendes Thema sein können, belegt Werner Kremm in seinem Interview mit Vasile Ionu] Roma über dessen Doktorarbeit zum Personalmanagement im österreichischen Banat.

Viele weitere Berichte über erfreuliche Fortschritte aus der Kindergarten- und Schularbeit, dem Rundfunk- oder Verlagswesen bieten Lichtblicke oder erhellen schlaglichtartig Entwicklungen, wie die spannende Untersuchung zu der Darstellung der Minderheiten in rumänischen Schulbüchern von Christine Chiriac.

Wie in jedem Jahrbuch versprechen Prosatexte und Gedichte von Joachim Wittstock, Carmen Elisabeth Puchianu, Helen Alba und vielen anderen beliebten Autoren auf Hochdeutsch oder in Mundart Lesespaß. Der Rätselspaß von Ovidiu Șperlea hat sich diesmal die Europäische Union zum Thema erkoren. Angesichts der aktuellen Ratspräsidentschaft Rumäniens und der anstehenden Europawahlen ein verdienstvolles, weil erleuchtendes Unterfangen.