Literatur und Natur in den Kronstädter Bergen

Schuler, SKV und J. Römer-Hütte im Roman „Der Unfall“ von Mihail Sebastian

Interessante Details über die Entstehungsgeschichte des Romans „Der Unfall“ konnte man am Freitag gerade in der Berghütte erfahren, die im Roman erwähnt wird.
Foto: der Verfasser

Der Siebenbürgische Karpatenverein (SKV) hat auf Initiative seines Geschäftsführers Marcel Şofariu am Freitag, dem 21. Oktober, bei der Julius-Römer-Hütte am Schuler/Postăvarul eine Tagung organisiert, die sowohl bei Bücher- als auch bei Bergfreunden für Interesse gesorgt hat. Das Hauptreferat der „Literatur und Natur in den Kronstädter Bergen“ benannten Tagung behandelte den Kontext, in dem der Roman „Der Unfall“ (rum. Titel „Accidentul“) von Mihail Sebastian entstanden ist, sowie die Bedeutung, die dabei dem SKV und seiner schon damals gut bekannten Hütte zukommt. Das Referat hielt Adrian Lesenciuc, Vorsitzender der Filiale Kronstadt des rumänischen Schriftstellerverbandes, Partner des  SKV bei dieser Veranstaltung, die unter finanzieller Mitbeteiligung des Kronstädter Bürgermeisteramtes zustande kommen konnte.
Im Roman von Mihail Sebastian (1907-1945), von dem es, dank Georg Aescht, auch eine deutsche Übersetzung gibt, spielt ein Teil der Handlung, die zeitlich auf den Jahreswechsel 1934-35 festgelegt wird, auch am Schuler, wobei die beiden damaligen Hütten (die rumänische des „Touring Clubul României“ (TCR) und die sächsische des SKV, sowie die Skihänge am Schuler beschrieben werden. Somit ist die heutige „Julius Römer“-Hütte eine der ganz wenigen Schutzhütten Rumäniens, die in der Belletristik ihren Platz gefunden hat. In der Mappe, die jeder Tagungsteilnehmer erhalten hatte, war auch der Neudruck einer im Kronstädter kartographischem Institut „Unirea“ erschienenen TCR-Wanderkarte samt historischen Fotos alter Berghütten enthalten.

Einleitend hatte Marcel Şofariu eine kurze Vorstellung des SKV geboten und von dessen gegenwärtigen und zukünftigen Projekten berichtet. So konnte man erfahren, dass gerade am Schuler auf rund 40 km Wandertrassen die Markierungen erneuert wurden im Rahmen eines rumänisch-schweizerischen Projektes. Diese Wege sollen Teil des E8-Fernwanderweges sein, der die rumänischen Karpaten von der Grenze zu Serbien bis zu jener mit der Ukraine durchläuft und somit eine Anbindung an das europäische Fernwandernetz darstellt. Desgleichen konnte man erfahren, dass der SKV an den Bau einer neuen Hütte im Fogarascher Gebiet (im Tal Viştea Mare) denkt. An der Tagung beteiligten sich Mitglieder der SKV-Sektionen aus Kronstadt und Z˛rne{ti sowie der aus Kronstadt stammende, heute in den USA lebende Literaturkritiker M.N. Rusu, die Schriftstellerin Gabriela Vlad aus Konstanza, der Direktor des Kronstädter Geschichtsmuseum Nicolae Pepene, der Bergsteiger und Schriftsteller Mircea Noaghiu. Nach Ergänzungen und Bemerkungen der Gäste sowie nach einigen von Noaghiu vorgetragenen eigenen Gedichten wurde ein im Auftrag des SKV erstellter Werbefilm über Wander- und Freizeitgestaltungsmöglichkeiten in der Kronstädter Umgebung gezeigt, ein Film, den Radu Pescaru konzipiert und erstellt hat und der auch bei der bevorstehenden rumänischen Tourismusmesse in Bukarest gezeigt wird. Im Film, der durch einmalige Luftaufnahmen via Drohne mit Kamera zustande kam, ist auch die Römer-Hütte gut vertreten samt Live-Aufnahmen mit sächsischer Blasmusik und Volkstanz anlässlich des da unlängst abgehaltenen Kulturprogramms „Karpatenpanorama“. Bei einem Abendessen, so wie es nur in einer echten Berghütte genossen und geschätzt werden kann, tauschten die Tagungsteilnehmer Meinungen und Eindrücke aus. Die SKV-Hütte am Schuler lebt nicht nur in der Literatur weiter, sondern, dank SKV und Hüttenwart Rolf Truetsch  und Familie auch in unseren Tagen.