Magisch, aber auch mit Problemen

Eröffnung des Internationalen Theaterfestivals in Hermannstadt

Die Fotoausstellung „Fotografie tötet Menschen“ am Zaun der Brukenthal -Schule zeigt Bilder aus mehreren Schaffensjahrzehnten des polnischen Theatermachers Tadeusz Kantor.
Foto: Robert Pfützner

Hermannstadt – Seit Freitag gastiert in Hermannstadt/Sibiu zum 22. Mal das größte Theaterfestival Rumäniens. Schon am Freitag Morgen konnten sich die Besucher auf zahlreichen Fotoausstellungen auf die Vorstellungen einstimmen. So waren und sind am Brukenthal-Lyzeum Schwarz-Weiß-Fotos von Romano Martinis zu bewundern, auf denen er Inszenierungen von  Tadeusz Kantor darstellt. Einblick in die japanische Theaterlandschaft gaben Ausstellung von Teruko Shinka und Akio Kushida im Theater „Gong“ sowie Sachio Ishiis „Ecology Diversity Energy Laboratory“ in der Aula der medizinischen Fakultät. Gut besucht eröffnete am Freitag um 21.30 Uhr auf der Bühne am Großen Ring/Piaţa Mare „Delia & Band“ den Reigen der Konzerte. Trotz einer übersteuerten Sound-Anlage und einer daher mäßigen musikalischen Qualität harrte das Publikum aus, und wurde dafür von der französischen Truppe „Plasticiens Volants“ mit der magischen Show „Big Bang“ und einem anschließenden Feuerwerk belohnt. Zeitgleich lief die ausverkaufte „Faust“-Inszenierung Silviu Purcăretes in einer eigens dafür hergerichteten Industrie-Halle.

Akademischer ging es im, das Festival flankierenden, Seminar- und Konferenzprogramm zu. Dieses startete mit einer Veranstaltung zur Krise der Dramaturgie an deutschen Theatern. Die ehemalige Dramaturgin („Ich habe diesen Beruf ausgesprochen langweilig gefunden, und habe ihn verlassen.“) und bekannte Theaterkritikerin Renate Klett und der Dramaturg am Deutschen Theater Berlin, Ulrich Beck, loteten dabei die Vor- und Nachteile dieser, international unüblichen, Position an deutschen Theatern aus. Weitere Diskussionen gab es am Wochenende zur Kulturpolitik in Europa und zum polnischen Theatermacher Tadeusz Kantor.

Beim Publikum auf geteiltes Echo stieß die Sonntagsvorstellung „Moscow-Petushki“ des Wiener Burgtheaters. Auf der Reise von Moskau zu seiner Geliebten nach Petushki trifft der Alkoholiker Wenja verschiedene obskure Gestalten, mit denen er über Goethe, Sozialdemokraten und Schluckauf philosophiert – das alles natürlich unter einer alkoholischen Perspektive, was in Sentenzen gipfelt wie: „Die Würstchen der Wahrheit, die für uns gebraten werden, wollen wir nicht mehr essen.“ Trotz der überzeugenden Inszenierung, des liebevoll gestalteten Bühnenbildes und den beiden souveränen und improvisationsfreudigen Darsteller n(Jasna Fritzi Bauer in mehreren Rollen und Daniel Sträßer als Wenja) mussten beide zum Teil regelrecht gegen das Publikum anspielen. Der Funke wollte einfach nicht übergreifen. Während die deutschsprachigen Zuschauer über ironische Wortspiele und philosophische Andeutungen lachen konnten, verlor das Stück in seiner an den oberen Bühnenrand projizierten (und leider nicht für alle sichtbaren) Übersetzung merklich an Esprit. - Wohl ein Problem, mit dem einige der fremdsprachigen Vorstellungen des Festivals zu kämpfen haben.
Das Festival mit Theatervorstellungen, Konzerten und Filmen unter anderem aus Rumänien, Deutschland, Frankreich, Kanada und den USA geht noch bis Sonntag Abend.