„Man hatte die Kirche aufgegeben“

Feier zum Abschluss der Sicherungsarbeiten an der Mardischer Kirchenburg

Frisch gekalkt und von Bewuchs befreit steht das evangelische Kirchlein in Mardisch da.

Für Bruce Kleiner (re.) wurde durch eine amerikanisch-deutsch-rumänische Kooperation ein „Schatz“ gerettet (daneben v.l. Friedrich Roth, Friedrich Gunesch, Reinhart Guib).
Fotos: Holger Wermke

Hermannstadt - Die kleine Kirchenburg von Mardisch/Moardăş ist kaum wiederzuerkennen: die südliche Wehrmauer wurde gesichert, die Kirche ist frisch mit Kalkmörtel geschlämmt, die hohen Fichten im Burghof fällte man, so dass man die turmlose Kirche jetzt schon von der Hauptstraße durch das Kaltwassertal aus erkennen kann.

„Es ist ein unbeschreiblich beglückendes Gefühl, die Kirche so zu sehen“, sagte ein sichtlich bewegter Friedrich Roth. Der Vorsitzende der Heimatortsgemeinschaft (HOG) begrüßte am Donnerstagabend rund 120 Gäste im Kirchhof. Anlässlich des Abschlusses der akuten Sicherungsarbeiten organisierten die Projektbeteiligten eine kleine Feier in der Kirche, zu der der Bischof der evangelischen Kirche A.B. in Rumänien, Reinhart Guib, der Pressereferent der US-amerikanischen Botschaft in Bukarest, Bruce Kleiner, der deutsche Generalkonsul in Hermannstadt/Sibiu, Thomas Gerlach, und der Bürgermeister der Gemeinde Mihăileni, Ioan Şchiau, kamen.

Gut die Hälfte der Gäste waren Helfer: 42 angehende Meister der Münchner Fachschule für Bautechnik und 15 Auszubildende der Bauinnung München sowie deren Lehrer haben seit dem 6. September an dem historischen Bauwerk gearbeitet – das dritte Jahr in Folge. Hans Gröbmayr, stellvertretender Leiter der Fachschule, sei einer der Motoren des Projektes gewesen, lobte Roth. Ihm sei es gelungen, Jahr für Jahr größere Schülergruppen nach Mardisch zu bringen.

Gröbmayr selbst sagte, dass das Ziel erreicht wurde, „die Kirche in ihrem Erhalt für die nächsten hoffentlich Jahrzehnte zu sichern“. In seiner Rede zog er eine Bilanz des Geleisteten: insgesamt seien rund 23.000 Arbeitsstunden geleistet worden, jedes Jahr hätten im Durchschnitt zehn Einheimische Arbeitskräfte auf der Baustelle mitgeholfen.

In den jeweils zwei- bis dreiwöchigen Aufenthalten schafften die Baufachschüler unter fachkundiger Anleitung von Architekt Jan Hülsemann und Restauratorin Henriette Lemnitz einiges. Neben den genannten, von außen sichtbaren Arbeiten, sind es vor allem die weniger offensichtlichen Arbeiten, die für den Erhalt des Gebäudes wichtig sind: an der inneren Kirchennordwand beseitigte man Feuchteschäden, der Kanzelunterbau wurde repariert, der Sockel im Chorbereich trocken gelegt, im Dachstuhl wurde schadhafte Schwellen ausgetauscht, außerdem sanierten die Münchner das ehemalige Schlachterhaus am Eingang zur Kirchenburg.

Doch auch im benachbarten Martinsdorf/Metiş, wo die Gruppen im evangelischen Pfarrhaus untergebracht waren, wurde angepackt. Hier wurde ein ein Stützpfeiler neu aufgemauert sowie erste Schritte unternommen, das alte Schulgebäude zu retten, indem man den Dachstuhl reparierte bzw. in Teilen rekonstruierte.

Das Projekt wurde auf Initiative der Leitstelle Kirchenburgen beim Landeskonsistorium der evangelischen Kirche gestartet, die im Jahr 2009 HOG und die Münchner Fachschule zusammenbrachte. Während die Münchner die Arbeitskräfte stellten, organisierte die HOG die Unterbringung und Verpflegung der Schüler und sammelte zudem 8000 Euro an Spenden. Ein Großteil der Kosten für die Schüler in Höhe von etwa 80.000 Euro wurde über das Leonardo da Vinci-Programm der EU finanziert. Die amerikanische Botschaft unterstützte über den Ambassadors Fund for Cultural Preservation das Projekt mit etwa 30.000 Euro, den entsprechenden Antrag stellte die Leitstelle Kirchenburgen.

Alt, verfallen, eingesturzgefährdet – das war die evangelische Kirche in Mardisch im Jahr 2010.  „Man hatte die Kirche schon aufgegeben“, so Roth. Nun gibt es wieder Hoffnung für eines der in so vielen Orten gefährdeten Baudenkmäler. Eine Aufgabe für die Zukunft ist noch die Suche nach einer Nutzung. Bis diese gefunden ist, wird vielleicht der derzeit bilderlose Altar ein Stück weit wieder hergestellt. Das obere Altarbild befinde sich im Pfarrhaus in Großau, erfuhr ein engagierter Fritz Roth am Rande der Abschlussfeier.