Marktplatz als Regierungssache

Die ewige Bauruine im Sonnenviertel

Warten auf bessere Zeiten: Die Bauruinen des künftigen Marktplatzes im Temeswarer Sonnenviertel
Foto: Zóltán Pázmány

Temeswar - Unabhängigkeit und Entscheidungsfreiheit der Lokalverwaltung reicht hierzulande offensichtlich nur bis zu einem Punkt, woran diese von der Regierung in Bukarest gutgeheißen und genehmigt werden müssen: Ein beredtes Beispiel geben die bürokratischen Hürden und Schwierigkeiten, die die Temeswarer Kommunalverwaltung mit der seit Längerem geplanten Modernisierung eines städtischen Marktplatzes bzw. des Marktplatzes im Temeswarer Sonnenviertel zu meistern hat. Gestartet wurde dieses Vorhaben auf Drängen der Bevölkerung aus dem Stadtviertel schon ...vor zehn Jahren, von der ehemaligen Ciuhandu-Stadtverwaltung. Jetzt empfängt einen hier kein reges Markttreiben sondern nur eine schon von Unkraut überwucherte Bauruine, gleichzeitig Schlupfwinkel für herrenlose Hunde und gefährlicher Spielplatz für Kinder. Etwas voreilig versprach der neue Bürgermeister Nicolae Robu kurz nach Amtsantritt, dass hier schon 2014 der modernste städtische Marktplatz mit Räumen für Kleinproduzenten und Händler, einer Sommerterrasse auf dem Dach, Grünflächen sowie einem Parkplatz funktionieren wird. Es blieb leider Wunschdenken, denn die zuständige Stadtgesellschaft für Marktplätze, „Pieţe AG“, konnte das Modernisierungsprojekt bis heute nicht durchführen. Kommunalverwaltung und „Pieţe AG“ warten weiterhin vergeblich, wie die frühere Stadtverwaltung, auf ein erforderliches Gutheißen bzw. einen Beschluss der rumänischen Regierung.

Laut Bürgermeister Robu, dem dieses Vorhaben im Sonnenviertel nach allen Aussagen nahe geht, muss dieser Regierungsentscheid nämlich, als Grundbedingung für die Ausführung dieses Projekts, den noch strittigen Status des dortigen Baugeländes klären. Mehrere unbebaute Bodenparzellen aus diesem Stadtviertel müssen aus dem Besitz des Staates in den der Stadt überführt werden. Darauf soll eine Langzeitkonzessionierung des gesamten Geländes an die Gesellschaft „Pieţe AG“ erfolgen. Man wartet demnach auf grünes Licht aus der Hauptstadt, denn, wie auch Victor Ştefan, Direktor der Gesellschaft „Pieţe AG“ bekräftigt, wären die nötige Summe für dieses Projekt wie auch die Mittel für den Projektentwurf schon längst gesichert. Entwurf und Arbeiten sollen mit Eigenmitteln von insgesamt 100.000 Euro aus dem Haushalt der Gesellschaft finanziert werden. Der geplante Marktplatz soll laut Projekt sämtliche nötigen, modern eingerichtete Bereiche decken: Gemüse- und Obststände, ein Sektor für den Verkauf von Fleisch und Milchwaren, einen Blumenmarkt, einen Verkaufsstand für Fisch. Direktor Stefan verspricht übrigens einen sofortigen Projektstart nach Erlass des vorgenannten Regierungsbeschlusses. Die Gesellschaft, 1991 als autonomer Regiebetrieb gegründet, 1998 in eine HG umgewandelt, verwaltet derzeit in der Stadt Temeswar 11 Marktplätze und den Großhandelsmarkt, darunter die traditionellen Marktplätze Josefstadt (kürzlich modernisiert), den Platz „Badea Cârţan“ (Heuplatz) oder den Platz „Temeswar 700“ im Stadtzentrum. Hinzu kommen kleinere Marktplätze, die die Versorgung der Stadtviertel sichern, so Dacia, Doina, Giroc, Mehala, I.I. dela Brad, Bălcescu und der Marktplatz im Sonnenviertel.