Mazel tov, Dr. Aurel Vainer!

Erster Nicht-Deutscher erhält goldene Ehrennadel des DFDR

Übergabe der Urkunde durch Dr. Paul-Jürgen Porr

Hermannstadt - Als „Meilenstein der Moral und Korrektheit“ bezeichnete Ovidiu Ganţ, Abgeordneter des Demokratischen Forums der Deutschen in Rumänien (DFDR) und Laudator bei der Verleihung der Ehrennadel des DFDR in Gold seinen ehemaligen Parlamentskollegen, Dr. Aurel Vainer. Zum ersten Mal in der Geschichte wurde am vergangenen Freitag im Bukarester Kulturhaus „Friedrich Schiller“ die höchste Auszeichnung des Forums nicht in den eigenen Reihen, also nicht an einen ethnischen Deutschen, verliehen. Die Entscheidung für Dr. Vainer war dennoch einstimmig gefallen. Mazel tov – herzlichen Glückwunsch!

Der 87-jährige, 1932 in Botoşani geborene Präsident der Föderation der jüdischen Gemeinschaften in Rumänien (FCER) – ein bekannter Wirtschaftsexperte und ehemaliger Leiter der rumänischen Handelskammer, der noch mit 72 jahren Abgeordneter wurde und drei Legislaturperioden diente – hatte sich sein Leben lang für Demokratie, Frieden und Solidarität zwischen den ethnischen und religiösen Minderheiten in Rumänien stark gemacht. Jegliche Tendenz von Antisemitismus, Rassismus, Xenophobie oder Diskriminierung, egal gegen wen, hatte er stets bekämpft, betont Ganţ in seiner Laudatio. Auf Vainers Initiative wurden zudem zahlreiche Projekte und gemeinsame Aktivitäten für die Jugend zur Aufarbeitung von Geschichte und im Hinblick auf eine gemeinsame, demokratische, friedliche Zukunft umgesetzt. Vor allem aber hat er auf die jüngsten Verunglimpfungen von Staatspräsident Klaus Johannis, der deutschen Minderheit und des DFDR als „postnazistische Organisation“ seitens hoher PSD-Mitglieder und Regierungspolitiker prompt reagiert und in der Öffentlichkeit dazu Stellung bezogen.

Die Föderation der jüdischen Gemeinschaften war die einzige Organisation, die diese Art von Solidarität gezeigt hatte, betonte auch Dr. Porr – und dies „in einem Moment, in dem die rumänische Gesellschaft gespaltener ist als je zuvor, ausgerechnet im Jubiläumsjahr der Großen Vereinigung“. Seitens des deutschen Forums beehrten die Veranstaltung DFDR-Geschäftsführer Benjamin Józsa, Unterstaatssekretärin Christiane Gertrud Cosmatu, der Leiter des Altreichforums, Dr. Klaus Fabritius, und dessen Geschäftsführerin Carmen Cobli{. Außerdem wohnten ihr die Botschafter Deutschlands, Österreichs und Russlands bei sowie Präsidentenberater Sergiu Nistor.

Dr. Vainer erinnerte an den Moment, als er erstmals die Karikatur von Johannis mit Hitlerbärtchen entdeckte: „Ich bin explodiert – obwohl ich sonst nicht wütend bin – und habe ihm sofort eine Nachricht geschickt“. In seiner Dankesrede erwähnt er Vorbilder aus der deutschen Literatur, die sich für jüdische Kultur interessierten, Schiller, Goethe, Lessing, betonte die Bedeutung von Erinnerung und Aufarbeitung der Geschichte, die der aufrichtigen Freundschaft mit der deutschen Minderheit in Rumänien nie im Wege gestanden habe – im Gegenteil. Er verweist aber auch darauf, dass Erinnerungskultur nicht nur schlechte Momente betrifft und kündigt in diesem Zusammenhang ein geplantes Projekt der jüdischen Gemeinschaften an: die wissenschaftliche Dokumentation von Fällen, in denen Menschen in Rumänien Juden zur Zeit des Holocausts und der Pogrome geholfen haben. Beispiel: der Bürgermeister von Czernowitz/Cernăuţi, Traian Popovici, der 22.000 Gutachten gegen die Deportation von Juden nach Transnistrien ausgestellt hatte, mit der Begründung, dies würde der Wirtschaft der Stadt schweren Schaden zufügen.

In seinem Diskurs, in dem es um Freundschaft geht, begrüßt er anwesende Würdenträger, blickt in die Runde, bemerkt lächelnd, „der russische Botschafter sitzt neben dem deutschen Botschafter, bravo“, worauf sich diese spontan die Hände reichen. „Was hier geschieht, erinnert mich an vier Worte Schillers“, schließt Sergiu Nistor und zitiert diesen auf Deutsch: „Alle Menschen werden Brüder.“ Der Abgeordnete Varujan Pambuccian bekennt über seinen Ex-Parlamentskollegen Vainer, er gelte nach wie vor als „der Weise unserer Gruppe“. Botschafter Cord Meyer-Klodt bemerkt, die Rolle, die Vainer im aktuellen politischen Kontext spiele – seine Solidarität mit der deutschen Minderheit und mit anderen Minderheiten – sei „eine große Sache“. „Es gibt nichts Gutes, außer man tut es“, zitiert er Erich Kästner. Und es sei ja in der Regel nicht „man“, der etwas tut, sondern eine bestimmte Person: „Ich verneige mich vor Ihnen, Dr. Vainer“.