Mediasch auf Reisen

Gemeindeausflug zu den evangelischen Gemeinden und Kirchen im Norden Siebenbürgens

Mönchsdorf/Herina – Gruppenbild vor der Kirche

Gespannte Mediascher Zuhörer

Ende Mai war es wieder soweit! An einem Samstag machten sich 51 Vertreter aus Mediasch auf den Weg nach Nordsiebenbürgen. Es wurden alle Angestellten, dazu die Gemeindevertretung, das Bezirkskonsistorium und der Diakonieverein aus Mediasch eingeladen. Vielen war das Ziel unbekannt. Früher wurde das Gebiet zu Unrecht „das siebenbürgische Sibirien“ genannt. Auch war die Situation ehemaliger evangelischen Kirchen, die heute orthodox sind, kaum bekannt. Pfarrer Gerhard Servatius-Depner hat die Reise organisiert und viel über die Evakuierung der Siebenbürger Sachsen aus Nordsiebenbürgen im Jahr 1944 und über die Geschichte der ehemaligen evangelischen Kirchen erzählt. Er tat das mit großer Begeisterung, hat er ja 2001-2002 sein Vikariat in Bistritz und Nordsiebenbürgen verbracht.
Die erste Station war Mönchsdorf (Herina). Imposant thront die romanische Kirche (Anfang des 13. Jhs.) über dem Dorf. Frau Brigitte Budacan, Mitglied der einzigen evangelischen Familie vor Ort, empfing uns und Prof. Corneliu Gaiu vom Bistritzer Stadtmuseum stellte uns die Kirche vor. Sie dient heute meistens als Ausstellungsraum.

In Bistritz, dem nördlichen „Eingangstor Siebenbürgens“, erfuhren wir von Stadtpfarrer Johann-Dieter Krauss vieles über die große Kirche und ihr bewegtes Schicksal. Immer noch sitzt uns der Schrecken in den Knochen von 2008, als der hohe Kirchturm und ein Teil der Kirche in Flammen standen… Pfarrer Krauss berichtete über die extreme Diaspora der aktuellen Gemeinde. Es werden von Bistritz aus (ein früheres Dekanat!) nicht nur die kleinen Gemeinden in der Umgebung betreut, sondern auch die Kleinstgemeinden in der Bukowina. Die lange Reise zu den wenigen Evangelischen ist, besonders im Winter, nicht unbeschwerlich. Nach einem leckeren Mittagessen im städtischen Park im Schatten des Kulturpalastes (früher Gewerbevereinshaus) wurden wir herzlich von Vertretern der Bistritzer Kirchengemeinde bei Kaffee und Kuchen im Stadtpfarrhaus empfangen.

Danach führte uns die Reise weiter in den Norden: nach Mettersdorf/Dumitra, Tschippendorf/Cepari und Treppen/Tărpiu. Pfarrer Servatius berichtete aus den Heimatbüchern dieser Gemeinden, wobei Mettersdorf die erste siebenbürgische Gemeinde ist, die ein Heimatbuch schon Ende der 60er Jahre besaß. In allen diesen heute orthodoxen Kirchen wurden wir von den orthodoxen Ortspfarrern herzlich begrüßt. Sie stellten uns ihre alten-neuen Kirchen vor und freuten sich über den Besuch aus dem Süden. Interessant war, Näheres über das heutige Gemeindeleben zu erfahren. Höhepunkt der Reise wurde der Besuch der gotischen Kirche in Treppen. Der Ortspfarrer berichtete uns sehr lebendig über das Schicksal der Kirche, die knapp vor der Wende sogar zum Abriss bestimmt war. Leider ist auch diese Kirche, die im Jahr 2000 sehr schön renoviert wurde, wieder reparaturbedürftig, doch fehlen die nötigen Mittel.

Bewegt von so vielen Eindrücken kamen wir Mediascher, auf den Glockenschlag genau, zu Mitternacht zu Hause an. Wir danken Gott für die wunderschönen Stunden. Auch dafür, dass verlassene Kirchen immer noch als Gotteshäuser benutzt und erhalten werden können. Der Besuch in Nordsiebenbürgen hat sich sehr gelohnt – wir empfehlen es auch anderen Gemeinden! Auf diesem Weg danken wir herzlich allen Gastgebern und nicht zuletzt dem Stadtpfarramt Mediasch für die Organisation und Finanzierung der Reise und freuen uns schon jetzt auf den nächsten Ausflug 2019!