Mehr Aufmerksamkeit für Magarei

Eine private Initiative für Arbeiten an der Kirchenburg

Abb. 1. Ansicht der Kirchenburg von Nordosten, Foto 12.1.2008

Abb. 2. Isometrische Darstellung der Kirchenburg

Abb. 3. Grundriss des Baudenkmals

Abb. 4 und 5. Südseite des Burghofs vor und während den Reinigungsarbeiten. Fotos 17. und 25. August 2017

Die Kirchenburg von Magarei gehört nicht zu jenen 30-40 wichtigen Kirchenburgen, die auf der Hauptroute der Touristen liegen und deren Besichtigung in Prospekten angepriesen wird. Leider gibt es auch keine evangelischen Gemeindeglieder mehr in der Ortschaft. Verwaltungsmäßig gehört Magarei/Pelişor, wie Abtsdorf/Apoş, zu der Gemeinde Bürgisch/Bârghiş, wo schon vor Jahrhunderten die evangelische Gemeinde erloschen ist. Aus Magarei und Abtsdorf sind die Sachsen erst nach 1990 ausgewandert. Dazu kommt, dass die Straße von Agnetheln nach Mediasch von sekundärer Bedeutung und dementsprechend nicht von bester Qualität ist. Das Pfarrhaus, ein neugotischer Bau vom Ende des 19. Jahrhunderts, wurde an eine Künstlerin vermietet, mit der es gegenwärtig wegen der Nichteinhaltung des Vertrags Zwistigkeiten gibt.

Die Kirchenburg, auf einer Bergnase im Westen der Ortschaft gelegen, besteht aus einer ursprünglich gotischen Kirche, um die eine polygonale Ringmauer mit einem ihr im Süden vorgelagerten Glockenturm errichtet wurde. Im Westen, wo das Gelände flach verläuft und für den Feind bessere Angriffsmöglichkeiten bestanden, wurde die Anlage durch die Verdoppelung der Mauer und zwei Flankierungstürme verstärkt (Abb. 2 und 3). Das relativ kleine und einfache Ensemble überzeugt durch sein wehrtechnisches Konzept, besonders aber durch seine ästhetische Gesamtwirkung (Abb. 1).

Eine Spende von 5000 Euro an die Stiftung Patrimonium Saxonicum seitens des österreichischen Unternehmers Dr. Gernot Schuhfried, der zu seinem 75. Geburtstag seine Gäste aufgefordert hat – statt Geschenken an ihn – für die Baudenkmäler in Siebenbürgen zu spenden, war die Voraussetzung für Arbeiten an der Kirchenburg in Magarei. Später wurde diese Summe vom Spender um 2500 Euro aufgestockt.

Warum gerade diese Kirchenburg? Wir wollten an diesem Beispiel zeigen, dass es auch mit verhältnismäßig geringen Summen möglich ist, substanziell zum Erhalt eines solchen Ensembles beizutragen. Generell herrscht die Meinung, dass Denkmalpflegeprojekte enorme Summen verschlingen, was in vielen Fällen sicher auch stimmt, denken wir in diesem Zusammenhang an Vorhaben mit europäischer Finanzierung, wo immer wieder Millionen Euro im Spiel sind. Eine Beurteilung auf diesem Wege durchgeführter Vorhaben, wo es gute aber auch sehr diskutable Arbeiten gibt, würde hier zu weit führen. Nur so viel dazu: Wenn wir eine nachhaltige Strategie zum Erhalt der Kirchenburgenlandschaft anvisieren, sollte den normalen Erhaltungsmaßnahmen, wie sie in der Vergangenheit über Jahrhunderte geübt worden sind, erste Priorität eingeräumt werden.

Bei der Umsetzung des Vorhabens habe ich mit dem Projektleiter der Stiftung Kirchenburgen, Herrn Sebastian Bethge, zusammengearbeitet. Zusammen haben wir beim Bürgermeisteramt in Bürgisch das Vorhaben erklärt und sind dort auf Verständnis und Hilfsbereitschaft gestoßen. In einer ersten Aktion sind vier Bäume, die direkt an der nördlichen Ringmauer standen, fachgerecht gefällt worden. Herr Bethge hat später eine Firma aus Eibesdorf ausfindig gemacht, die bereit war, Arbeiten an der Kirchenburg zu übernehmen. Ein erstes Angebot von 15.000 Euro für die Entfernung der überwuchernden Vegetation haben wir zur Kenntnis genommen, aber dem entgegen vorgeschlagen, aufgrund von Tagessätzen die Arbeiten durchzuführen. So sind wir mit dem Chef der Firma einig geworden, für einen Arbeitstag von sechs Arbeitern 1200 Lei (rund 270 Euro) zu zahlen. Die durchzuführenden Arbeiten haben wir zusammen mit Herrn Bethge und dem Firmenchef vor Ort besprochen und genau bestimmt, was und in welcher Reihenfolge durchgeführt werden soll. Im Burghof gab es einige größere Bäume und Sträucher, die gefällt werden sollten, und zahllose Schlingpflanzen, die sich an Kirche und Ringmauer hochzogen (Abb. 4 und 5). Ein hölzerner Vorbau mit den Treppen zum Glockenturm war teilweise eingestürzt und musste fachgerecht abgetragen werden.

Im August konnte mit den Arbeiten um die Kirche begonnen werden. Der Innenhof konnte in vier Tagen gereinigt werden, für die Arbeiten außen wurden fünf Tage benötigt. Ein schwierigeres Problem stellten die großen Bäume rings um die Burg dar, für deren Entfernen die Genehmigung der Forstbehörde in Agnetheln nötig war. Herr Bethge konnte diese Genehmigung erwirken und so konnten die Bäume im November gefällt werden. Diese Arbeiten, bedingt durch bürokratische Forderungen und Verfügbarkeit von Arbeitskräften, sind in drei Etappen in diesem Sommer und Herbst ausgeführt worden. Außer der Reinigung der Anlage von der überwuchernden Vegetation ist der baufällige Treppenaufgang zum Glockenturm entsprechend abgetragen und in der Kirche gelagert, das Kirchendach überholt und die Ringmauer sowie der Eingang unter dem Turm gesichert worden.

Nach diesen Arbeiten kann die Kirchenburg neu wahrgenommen werden, ihre ästhetische Qualität kommt besser zum Ausdruck und für Touristen, die die Kirchenburg besichtigen wollen, bietet sich ein von Ordnung bestimmtes Bild. Sollte sich jemand finden, der sich in der Restaurierung des Treppenaufgangs oder der Kirche engagieren möchte, wie das schon bei andern Kirchenburgen geschehen ist, findet er klare Verhältnisse vor. Jenseits der Tatsache, dass durch diese Arbeiten der Zustand des Baudenkmals für die nächsten Jahre gesichert wurde, sehen wir darin einen Beitrag zur touristischen Erschließung des Baudenkmals und somit auch zum Erhalt der siebenbürgischen Kulturlandschaft vor Ort.