Melikoleg - ein Verein für Bienenzucht

Alles hat auch mit Obstbau zu tun

Großes Interesse an Büchern über Obstbau

Man kann auch lernen, die Apfelsorten zu unterscheiden
Fotos: Cristian Sencovici

Der Verein „Melikoleg“ mit dem Sitz im Bioladen zu Hermannstadt war kaum eingetragen, als schon ein erstes Seminar gestartet wurde. Wilhelm Tartler, Carlos Popelca, Anja Schneider als Gründungsmitglieder sowie weitere Mitstreiter aus dem Banat und der Maramuresch wollten vorerst ihr Vorhaben gesetzlich abgesichert wissen: die Förderung der Bienenzucht hierzulande! Dass der erste Workshop der Obstveredlung gewidmet war, erwies sich als einfallsreiche Idee. Ohne groß Reklame zu machen, hatten sich zahlreiche Anwärter gemeldet, so dass einigen abgesagt werden musste. Sie waren nicht nur aus der Hermannstädter Umgebung, sondern auch aus dem Harbachtal, aus Schäßburg und Kronstadt, aus Klausenburg, Temeswar und sogar aus Tulcea angereist. Ort des Seminars war diesmal das Jugend- und Umweltbildungszentrum in der Hammersdorfer Kirchenburg, vom Hermannstädter Stadtpfarrer Kilian Dörr großzügig zur Verfügung gestellt.

Der gebürtige Mediascher Willi Tartler war zwar in den achtziger Jahren als Kind ausgewandert worden, aber nach dem Studium der biologischen Landwirtschaft in Kassel wieder nach Siebenbürgen zurückgekehrt. Er besaß den richtigen Beruf für ein Land im Umbruch, wo gerade in der Landwirtschaft alles drunter und drüber ging. Zuerst mal suchte er eine Bleibe für sich und reiste durch die Lande. Der Reichesdorfer Bauer Hans Schaas kann sich noch gut daran erinnern, als sie beide den ganzen Hattert abgrasten, um heimische Obstsorten ausfindig zu machen. Bis zuletzt waren es an die 60 Sorten, die nach langem Suchen im Garten des Hahnbacher Pfarrhauses eine Bleibe fanden. Es war nicht leicht gewesen, einen passenden Ort zu finden. Doch welch gelungener Einfall, einem verlassenen Pfarrgarten wieder etwas von seinem alten Zauber zurückzugeben, gerade jetzt, wo Urlaub auf dem Bauernhof auch hierzulande im Trend steht! Auch im Pfarrgarten von Großscheuern fanden dank Willi Tartler weitere 30 Obstsorten ein gesichertes Zuhause; im Frecker Park wurde eine neue Obstallee angelegt. Man fragt sich, ob diese Initiative nicht nachahmenswert ist? Ob man in leere Pfarrhäuser nicht lieber Biobauern unterbringen sollte als mietezahlende Weekend-Städter? Um somit dem Leben auf dem Dorf neue Impulse zu verleihen?!

Seine Erfahrungen unter die Leute bringen, das war der nächste Schritt von Willi Tartler. Sein erstes Seminar fand 2005 in Malmkrog statt, wo bekanntlich der Eminescu-Trust von Prinz Charles die ausgedehnten Obstanlagen übernommen hat und schmackhaften Apfelsaft herstellt. Danach bat Sebastian Bethge aus Trappold um Hilfe, der die Kirchenburg nicht nur restaurieren sondern auch mit Obstbäumen umgeben wollte. Inzwischen tragen die Pflaumenbäumchen schon die zweite Ernte. Doch um Produkte als Bioware zu verkaufen oder zu exportieren, muss man sie seit 2007 laut EU-Gesetzen zertifizieren und dieses wieder-um fällt in den Bereich Willi Tartlers. Der in Hermannstadt 2004 eröffnete Bioladen gehört zu den ersten im Land und wird von Biobauern aus der Umgebung versorgt.

Inzwischen ist Willi Tartler ein bekannter Imker geworden. Er muss seinen Sortenhonig keineswegs im Ausland absetzen, denn er schafft es auch hierzulande ganz gut. Zwei Jahre war seine Ware sogar Verkaufsschlager auf der Piaţa Amzei in Bukarest, bis die Zwischenhändler mit ihren Machenschaften auftauchten und das Vertrauen der Kunden zerstörten.
Durch den eingetragenen Verein „Melikoleg“ kann nun die Bienenzucht über Seminare und Praxis weitergefördert werden, um diesen schönen und ertragreichen Beruf auch anderen zugänglich machen. Dank theoretischer Kurse und praktischem Einsatz kann dieses Ziel ohne weiteres erreicht werden. So wie das  beim letzten Workshop über die Obstveredlung vorgeführt wurde. Man konnte nicht nur in die Fachliteratur einsehen  und sich alles über Obstveredlung notieren, sondern lernte desgleichen die wichtigsten Apfelsorten kennen und unterscheiden. Dann wählte sich jeder drei Obstbäumchen aus und lernte, wie man schneidet, pfropft und abdichtet. Da alle Teilnehmer viel Interesse und Spaß an der Arbeit hatten, konnten sie bis zuletzt ihre Bäumchen für den eigenen Obstgarten mitnehmen, um sich am Erfolg ihrer Arbeit zu freuen. Melikoleg scheint auf einer Erfolgsschiene zu laufen!