Mit guter Laune ins neue Semester starten

Kinder und Jugendliche aus Großsanktnikolaus feierten das Faschingsfest

Großsanktnikolaus: Die lustigen Spiele, die der Cerino-Club organisierte, kamen sehr gut bei den Kindern und Jugendlichen an.

Die Oma führte den kleinen Maskenaufzug an.
Fotos: Zoltán Pázmány

Im großen Festsaal des Náko-Schlosses von Großsanktnikolaus/Sânnicolau Mare stehen heute Tanzen und Lustig-Sein auf dem Programm. Hier feiern die Kinder der deutschen Kindergartenabteilung sowie die Schülerinnen und Schüler der deutschen Schulabteilung aus der Temescher Kleinstadt das traditionelle Faschingsfest. Es ist Rosenmontag und der erste Schultag nach den Ferien. Ein Tag, der allen in angenehmer Erinnerung bleiben soll, wünscht sich die deutsche Forumsvorsitzende Dietlinde Huhn, die dafür sorgt, dass in Großsanktnikolaus jedes Jahr das Faschingsfest gefeiert wird. Fasching steht in Großsanktnikolaus eng mit der Schule in Verbindung und das bereits seit vielen Jahren. Dabei setzen sich alle Schülerinnen und Schüler im Unterricht mit dem Thema „Fasching“ auseinander, sie lernen unter anderen über die Herkunft des Begriffs und wie das Fest früher im Banat begangen wurde – alles auf Deutsch, natürlich. In der Schule werden Masken angefertigt – die Tätigkeit macht allen Beteiligten viel Spaß, denn schließlich kann man beim Fasching jemand anderer sein als sonst, im täglichen Leben.

„Wir haben schon vor einem Monat bekannt gegeben, wie wir in diesem Jahr das Faschingsfest veranstalten wollen. Beim Spielen, Tanzen und Hüpfen kann man kein Kostüm tragen, das einen einengt. Die Kinder haben sich daran gehalten – Eltern und Großeltern haben natürlich auch mitgewirkt“, sagt Dietlinde Huhn. „Verkleiden ist nicht dasselbe wie Fasching feiern – das wollen wir den Kindern und Jugendlichen ebenfalls beibringen. Mit den größeren Klassen haben wir recherchiert, welche Faschingsverkleidungen fürs Banat typisch sind“, fügt die Forumsvorsitzende hinzu. Zu den begehrtesten Verkleidungen gehören jene, bei denen Mädchen und Jungs die Rollen wechseln, d.h. die Jungs tragen Mädchen- und die Mädchen Jungenkleider. Ein weiteres interessantes Kostüm, das bei der Jugend beliebt ist, ist der rückwärts gehende Mensch. Die Verkleidung verleiht einem den Eindruck, dass die maskierte Person rückwärts geht, da am Hinterkopf das Gesicht zu sehen ist. „Ich bin eine Spinnenhexe heute. Die Idee dazu hatten meine Mutter und ich – meine Mutter hat dann das Kostüm gemacht. Mir gefällt, dass alle heute so schön angezogen sind“, sagt Astrid Kappel aus der vierten Klasse. Izabela Puri{el aus der fünften Klasse betrachtet den Fasching als „eine sehr schöne Feier“. Sie ist aus diesem Anlass in ein ganz besonderes Kostüm geschlüpft: Mit einem Stock in der Hand und einem Buckel am Rücken ist sie heute eine Oma.

In diesem Jahr wurden professionelle Entertainer nach Großsanktnikolaus geholt: Der Cerino-Club aus Temeswar sorgte für gute Unterhaltung im Náko-Schloss. Zuerst waren die Kindergartenkinder dran, dann kamen die Grund- und Gymnasialschüler an die Reihe. Die teilnehmenden Kinder und Jugendlichen waren allesamt verkleidet. Mit von der Partie waren Rotkäppchen und der böse Wolf, jede Menge Prinzessinnen und Prinzen, wilde Tiere wie Giraffen, Bären oder Hasen, Rockstars, Ärzte, eine Oma und eine Spinnenhexe sowie unzählige andere Gestalten.

„Wir hatten in den vergangenen Jahren mehreres experimentiert, von Maskenauftritten bis zu lustigen Programmen, die Gruppen oder ganze Klassen darboten. In diesem Jahr wollten wir eine professionelle Gruppe einladen, die mit den Kindern arbeitet“, sagt Forumsvorsitzende Dietlinde Huhn. Dass es den Kindern viel Spaß macht, das kann man am Enthusiasmus erkennen, der ihnen die ganze Zeit im Gesicht geschrieben steht. Für lustige Spiele sorgen die beiden Mitglieder des Cerino-Clubs aus Temeswar.

Anfang der 1990er Jahre, als deutlich mehr Deutsche als heute in Großsanktnikolaus lebten, feierte man mit der Jugendgruppe des Deutschen Forums, mit einem traditionellen Maskenaufmarsch und einem Faschingsball am Abend. Dies sei heute nicht mehr möglich, sagt Forumsvorsitzende Dietlinde Huhn, doch mit einem angepassten Konzept kann Fasching trotzdem Jahr für Jahr in Großsanktnikolaus gefeiert werden. Im vergangenen Jahr fertigten die Schülerinnen und Schüler Krönchen für die Senioren an, die, bunt gekleidet, einen angenehmen Faschingsnachmittag am Forumssitz verbringen durften.

Banatschwäbische Veranstaltungen wie das Faschingsfest seien wichtig, ist Dietlinde Huhn überzeugt. „Diese Veranstaltungen sind eine sehr wichtige Ergänzung zu dem Schulalltag. Während die Kinder im Unterricht intellektuell gefordert sind, kommt der Aspekt des sich frei Bewegens, untereinander Kennenlernens und der gemeinsamen Freude viel zu kurz in der Schule. Ich finde, dass für die Entwicklung eines Kindes und später eines Jugendlichen auch dieser Aspekt dazugehört“, sagt die Forumsvorsitzende.
In die diesjährige Faschingsveranstaltung, bei der insgesamt etwa 170 Kinder und Jugendliche mitmachten, waren alle Lehrkräfte der deutschen Abteilung aus Großsanktnikolaus eingebunden. Finanziert wurde das Projekt über das Deutsche Forum aus Mitteln des Departements für Interethnische Beziehungen.