Modernisierung des alten Banater Eisenwegs

250 Millionen Euro für Sanierung der Eisenbahnstrecke Curtici–Arad

Erinnerung an Zeiten, als der Fahrgast sich noch als König fühlte: der imposante, schlossartige Arader Bahnhof im Winternebel.
Foto: Zoltán Pázmány

Man schrieb den 25. Oktober 1858: Zu einer großangelegten Feierlichkeit im Beisein hoher k.u.k.-Notabilitäten gestaltete sich die Einfahrt des ersten Zuges in Arad aus Richtung Curtici. Ein Ereignis nicht nur für die Stadt, sondern für das ganze Banat. Gleichzeitig wurde auch der neue, prunkvolle Bahnhof der Maroschstadt, heute noch ein eindrucksvoller Bau und schon längst Geschichtsdenkmal, eingeweiht. Der schmucke Zug, von den Aradern mit donnerndem Applaus, Hurra- und anderen Rufen empfangen, bestand nur aus drei Waggons I. Klasse und zwei Gepäckwagen und wurde wohl zur Sicherheit von zwei Dampfloks gezogen. Vor vierzehn Jahren feierte man in Arad ein anderes Jubiläum der Banater Eisenbahngeschichte: 140 Jahre seit der Eröffnung der Eisenbahnstrecke Arad – Temeswar.

Nachdem man Jahre lang nach der Wende über die dringende Notwendigkeit der Sanierung dieser alten, aber nach wie vor wichtigen Banater Eisenbahnstrecke gesprochen und schöne Entwürfe gemacht hat, ist es nun endlich soweit: Die Rumänische Eisenbahn AG hat kurz vor Jahresschluss noch die Versteigerung der Sanierungsarbeiten geschafft: Den Bauvertrag im Gesamtwert von 1,08 Milliarden Lei bzw. 248,2 Millionen Euro für die Eisenbahnstrecke Grenzübergang-Curtici-Arad wurde an ein Konsortium von fünf Firmen vergeben: Astaldi (Italien), Swietelsky (Österreich), Alstom (Frankreich) sowie die rumänischen Unternehmen Euroconstruct Trading 98 und Dafora. Die ersten drei Firmen werden bekanntlich gemeinsam mit Strabag, Arcada und Transferoviar Grup auch die Sanierungsarbeiten an der Eisenbahnstrecke Vinţu de Jos – Simeria durchführen. In beiden Fällen geht es zu 85 Prozent um EU-Gelder, den Rest der Mittel wird der rumänische Staatshaushalt beisteuern.

Nach Abschluss der Sanierung werden Personenzüge mit einer Höchstgeschwindigkeit von 160 km/Stunde und Güterzüge mit maximal 120 km/Stunde auf diesen beiden Strecken verkehren können.
Von den insgesamt sechs Bauverträgen, die landesweit von CFR SA vergeben wurden und die u. a. auch die Sanierung von vier Bahnhöfen im Land vorsehen, ist der für die Bahntrasse Curtici–Arad wohl der wichtigste und auch teuerste. 

Eisenweg im Wechselbad der k.u.k.-Politik

Der Bau und Ausbau des Banater Eisenbahnnetzes galt als vital und prioritär im Rahmen der k.u.k.-Politik für das Banat. Die erste nicht mehr von Pferden, sondern von Dampfloks gezogene Eisenbahn des Banats verkehrte bekanntlich im südlichen Banat, auf der Strecke Orawitza – Basiasch, und wurde für den Transport der Kohle genutzt. Die Eisenbahnstrecke Arad – Temeswar entstand schwer, nach vielen Hürden und Aufschüben, da sie sich jahrelang mitten im Wechselbad der k.u.k.-Politik befand. Also gar nichts Neues, wenn es um eine Verbindung zwischen den beiden traditionellen Banater Stadtrivalen geht. Damals lag die Entscheidung in Wien oder Budapest.

In vierzig Jahren entstanden drei Entwürfe, doch keiner wurde letztlich Wirklichkeit. Ein erster Entwurf von Friedrich List 1833, der die Eröffnung einer Pferdebahn von Budapest bis Arad betraf, wurde als schwerfällig befunden und erhielt nicht die Unterstützung in Budapest. Das zweite Projekt des Grafen István Szechenyi von 1848 sollte eine von Dampfloks gezogene Eisenbahn auf dieser Strecke werden. Die ungarische Verwaltung gab ihr Jawort dazu, doch die Ereignisse der Revolution 1848/49 führten zu einem Abbruch aller Vorhaben, wie im ganzen Kaiserreich. Die Strecke Lökösháza (Ungarn) – Curtici – Arad konnte erst nach zehn Jahren fertiggestellt werden.

1864 gab es einen Entwurf der Ingenieure Heinrich Reiber und Zacharias Hermann, doch die Arader Militärgarnison war dagegen. 1868 wurde dann im Budapester Parlament ein Gesetz über den Bau der Eisenbahnstrecke Arad–Temeswar angenommen. Der Bau der 55,6 Kilometer langen Strecke begann 1869, sie wurde am 6. April 1871 feierlich eröffnet. Die ersten Züge mit Dampflok und drei Eisenbahnwagen verkehrten mit einer Höchstgeschwindigkeit von 25 km/Stunde. Staunen und große Freude gab es bei den Fahrgästen: Sie erreichten Temeswar in nur zwei Stunden. 1890 nationalisierte das Königreich Ungarn die Eisenbahn. Die Eisenbahngesellschaft Arad – Temeswar erhielt eine Millionenentschädigung.

Gleichzeitig begann auch die Produktion der ersten Lokomotiven und Waggons in Arad. 1896 verließ die erste Dampflokomotive der Serie 377 nach dem Projekt der Serie MAV 377 der Lokfabrik Budapest die Fabriktore der Arader AG von Johann Weitzer. Bis 1922 sollten in Arad über 125 Lokomotiven produziert werden, sie wurden in der Zwischenkriegszeit aus dem Verkehr gezogen. Die erste zur Gänze in Rumänien entworfene und hergestellte Lok war die von Reschitza 1939. Von den 67 Stück gibt es heute noch fünf.
Seit 1918 und der Vereinigung des Banats und Siebenbürgens mit Rumänien befindet sich die Eisenbahnstrecke Curtici – Arad im Besitz des rumänischen Staates und wird seitdem von den Rumänischen Eisenbahnen verwaltet.