Musica suprimata in Hermannstadt und Klausenburg

„Der Kaiser von Atlantis“ wurde 2009 auch vom Greenwich Music Festival produziert.

Mit einer Neuinszenierung der Oper „Der Kaiser von Atlantis oder Die Todverweigerung“ von Viktor Ullmann als Figurentheater wird in diesem Jahr die Konzertreihe Musica suprimata eröffnet. Diese Oper entstand zwischen 1943 und dem Oktober 1944 im Konzentrationslager Theresienstadt, wurde aber nie dort aufgeführt. Die erste Aufführung fand nach 31 Jahren 1975 in Amsterdam statt. Und seither viele, viele Male in ganz Europa und in Amerika. Aber noch nie in Rumänien.

Viktor Ullmann ist seit den Musica Suprimata-Konzerten 2011 und 2012 in Siebenbürgen nicht mehr unbekannt, hat doch Moritz Ernst in seinen Rezitalen immer nach und nach ebenso wie Hannenheims Klaviersonaten auch Ullmanns Klaviersonaten aufgeführt und wird das noch einige Jahre weiterhin so tun. Und 2012 hat Irena Troupová Lieder sowohl von Hannenheim als auch von Ullmann gesungen, begleitet von Jan Dušek, und noch etliche Zyklen hat sie bereit, auch in den kommenden Wochen ist einer in ihr Liedprogramm eingebettet.

Diesmal also besonders Ullmann. Denn am 16. Oktober ist es 70 Jahre her, dass er in Theresienstadt den Transportzug nach Auschwitz besteigen musste, und der 18. Oktober ist der mutmaßliche Tag, an dem er ermordet wurde. Er, und Peter Kien, sein Librettist, auch.

Seitdem haben es diejenigen, die seine Musik aufführen bzw. aufführen lassen, schwer, von den tragischen Umständen seines Lebensendes abzusehen. Eines Lebensendes, das er mit vielen Tausenden teilte – doch jeder stirbt für sich allein. Es ist nicht möglich – und wäre ein Sakrileg –, die wichtige und wunderbare Musik, die er schrieb, so ganz allein für sich sprechen zu lassen. Obwohl sie das überzeugend könnte, und obwohl sich Musica Suprimata immer bemüht, Konzertprogramme zu gestalten, die nicht von bleiernen Gewichten beschwert sind, sondern die Musik in den Kontext der Musikentwicklung einzugliedern, „auf ganz normale Weise“, und einfach die Schönheit und die Wahrheit der Komposition als Kriterium zu nehmen.

Diese Quadratur des Kreises wird auch diesmal wieder versucht, zwischen dem 16. und dem 30. Oktober. Fünf Programme sind für Siebenbürgen zusammengestellt: die Oper; Drama, Dichtung und Musik; Lieder und Klavierstücke; Klavier-Rezital; Duo Violine und Klavier (dies mit der Uraufführung einer Violinsonate von Norbert von Hannenheim, die Violine spielt Marianne Boettcher, Hannenheims Nichte in der übernächsten Generation.)

Der Eintritt zu den Konzerten ist frei - denn manches hat keinen Preis, aber sehr wohl einen Wert!


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Das Programm

Donnerstag, 16. Oktober: „Der Kaiser von Atlantis“, ARBOS Theater Salzburg, Hermannstadt GONG-Theater
Sonnabend, 18. Oktober: „Der Kaiser von Atlantis“, ARBOS Theater Salzburg, Klausenburg Tranzit House
Sonntag, 19. Oktober: Lieder und Klavierstücke, Irena Troupová und Jan Dušek, Klausenburg Musikakademie „Gheorghe Dima“
Dienstag, 21. Oktober: Lieder und Klavierstücke, Irena Troupová und Jan Dušek, Hermannstadt Staatsphilharmonie - Thalia-Saal
Mittwoch, 22. Oktober: Klavier-Rezital Moritz Ernst, Klausenburg Musikakademie „Gheorghe Dima“
Donnerstag, 23. Oktober: Drama, Dichtung und Musik, Oskar Ansull und Moritz Ernst, Klausenburg, Ethnographisches Museum
Sonnabend, 25. Oktober: Drama, Dichtung und Musik, Oskar Ansull und Moritz Ernst, Hermannstadt GONG-Theater
Sonntag, 26. Oktober: Klavier-Rezital - Moritz Ernst, Hermannstadt GONG-Theater
Dienstag, 28. Oktober: Duo Violine und Klavier, Marianne Boettcher und Björn Lehmann, Hermannstadt Staatsphilharmonie - Thalia-Saal
Donnerstag, 30. Oktober: Duo Violine und Klavier, Marianne Boettcher und Björn Lehmann, Klausenburg Musikakademie „Gheorghe Dima“

Die Konzerte beginnen alle um 19 Uhr.