Nach Altötting zur Mutter Gottes pilgernd

Bei der 58. Gelöbniswallfahrt der Donauschwaben notiert

Glaubenskundgebung anlässlich der 58. Gelöbniswallfahrt nach Altötting

Pontifikalgottesdienst in der „St. Anna“-Basilika

Wer zum zweiten Mal an der vom „Sankt Gerhards-Werk e.V.“ organisierten Gelöbniswallfahrt der Donauschwaben, die am 8. und 9. Juli 2017 im „Herzen Bayerns“, in Altötting stattfand, teilnimmt, der rekapituliert erst mal. Mit weit über tausend Jahre Geschichte, davon über 500 Jahren Pilgerwesen, zählt dieser wichtigste Wallfahrtsort Süddeutschlands zu einem der bedeutendsten Europas und ist im Laufe der Jahrhunderte zu einem Zentrum des Glaubens und der Volksfrömmigkeit für Menschen aus allen Himmelsrichtungen geworden.

Im Mittelpunkt von Altötting steht die kleine Gnadenkapelle inmitten des „Papst Benedikt“-Platzes und drinnen das um 1300 am Oberrhein oder im Burgund entstandene, aus Lindenholz geschnitzte, 70 Zentimeter hohe, frühgotische Madonnenbild im Oktogon der ehemaligen Taufkapelle, ein Marienstandbild, das um 1330 nach Altötting gekommen sein dürfte.

Drei Päpste besuchten Altötting im Laufe der Geschichte: Papst Pius X. (8. Juli 1913), Papst Johannes Paul II. (19. November 1980), und am 11. September 2006 Papst Benedikt XVI., der nicht weit von Altötting entfernt, in Marktl am Inn, am 16. April 1927 das Licht der Welt erblickt hatte (in diesem Jahr feierte man auch in Reschitza, im Deutschen „Alexander Tietz“-Zentrum, seinen 90. Geburtstag!).
So war es für die aus Rumänien angereiste Gruppe (das Jugendblasorchester „Lambert Steiner“ aus Sanktanna - Dirigent: Dan Miculit; Leiter der Reise: Meinhard Höniges - und der Autor dieser Zeilen, aus Reschitza) eine spirituelle Freude, nach Altötting eingeladen zu werden. Die Einladung erfolgte in Verbindung mit der 58. Gelöbniswallfahrt der Donauschwaben, die alle Jahre, am zweiten Sonntag im Juli, hier stattfindet. Warum Gelöbniswallfahrt? Sie geht zurück auf ein Versprechen von Pfarrer Wendelin Gruber (vor Jahren hatten wir persönlich Bekanntschaft geschlossen) und vieler Donauschwaben, besonders von denen aus dem ehemaligen Jugoslawien, die der Mutter Gottes in den Nachkriegswirren des II. Weltkriegs versprochen haben, wenn sie lebend davonkommen, alle Jahre eine Gelöbniswallfahrt zur Mutter Gottes zu organisieren. Und das geschah bereits zum 58. Mal!

Unter dem Motto „Maria, unsere Mutter mit Christus im Zentrum“ (Gotteslob 10,3) begann am Freitagnachmittag die 58. Gelöbniswallfahrt der Donauschwaben in der Altöttinger zweitürmigen gotischen Stiftskirche „St. Philipp und Jakob“ (Bauzeit: 1499 - 1511), südlich der Gnadenkapelle. Als Erstes fand eine Glaubenskundgebung mit der Begrüßung vom Stiftskanoniker Johann Palfi (ein gebürtiger Tschakowaer, u.a. früher als Pfarrer in Moritzfeld tätig) statt. Ihm zur Seite standen der Visitator Emeritus der Donauschwaben und der Deutschen aus Südosteuropa, Msgr. Andreas Straub (auch ein ehemaliger Banater, der u.a. in Steierdorf 1965 - 1971 Pfarrer war) und Pfr. Paul Kollar, Vertriebenenseelsorger in der Diözese Mainz (auch er ein ehemaliger römisch-katholischer Priester aus dem Banat, aus Ebendorf bei Lugosch). Im Programm stand auch der Vortrag von OSR Richard Guth aus Schlüchtern - Werischwar (Ungarn), der zum Thema „70 Jahre Vertreibung der Deutschen aus Ungarn“ sprach.

Nächster Höhepunkt der Gelöbniswallfahrt war der Vorabendgottesdienst in der Altöttinger päpstlichen „St. Anna“-Basilika. Diese Basilika entstand in den Jahren 1910 - 1912. Über 8.000 Menschen kann diese Kirche aufnehmen und ist somit die größte in Altötting. Hauptzelebrant der Heiligen Messe war Msgr. Andreas Straub. Anwesend waren Erzbischof emeritus Dr. Robert Zollitsch aus Freiburg in Breisgau, Präsident der Deutschen Bischofskonferenz a.D., ein gebürtiger Donauschwabe aus Filipova/Serbien, und der emeritierte Bischof von Fünfkirchen in Ungarn, Miháli Mayer. Gepredigt hat Pfr. Paul Kollar.

Anschließend folgte die Lichter-Prozession von der „St. Anna“-Basilika zum Kapellplatz, vor der Gnadenkapelle. Msgr. Andreas Straub sprach eine kurze Meditation und zum Abschlusslied wurden alle Anwesenden durch Erzbischof Dr. Zollitsch gesegnet. Obwohl es schon nach 22 Uhr war, versammelten sich die anwesenden Donauschwaben um den ad hoc gebildeten Wallfahrtschor und sangen gemeinsam weitere Lieder.

Anderntags, 9 Uhr, einem Sonntag, versammelten sich die Donauschwaben aus allen Richtungen, teils mit Vereins- und Kirchenfahnen, mit Mutter-Gottes-Statuen und nicht zuletzt die Sanktanna-Blasmusik aus Deutschland. In einem festlichen Zug, voran das Kreuz, die Sanktannaer Marienmädchen und die Geistlichen, zog man andächtig in die „St. Anna“-Basilika, wo das Pontifikalamt stattfinden sollte. Davor aber stand das Wort des Laien im Programm. Ministerialdirigent Herbert Hellstern vom Innenministerium Baden-Württemberg in Stuttgart (auch er mit familiärem Bezug zum Banat) wandte sich an die volle Basilika mit seinem „Wort des Laien“.

Das Pontifikalamt wurde vom Erzbischof emeritus Dr. Robert Zollitsch und dem emeritierten Diözesanbischof von Pécs/Fünfkirchen, Miháli Mayer, zelebriert. Dabei waren Msgr. Andreas Straub, Stiftskanoniker Johann Palfi, Pfr. Paul Kollar und Pfr. István Simon Wagner, jetzt in Ungarn, ein gebürtiger Sathmarschwabe. Begrüßt wurden zu Beginn des Pontifikalamts alle Anwesenden durch Prälat Günther Mandl, Stadtpfarrer, Stiftspropst und Wallfahrtsrektor der Pilgerstätte. Musikalisch wurde das Pontifikalamt durch die Donauschwäbischen Singgruppe aus Landshut, die Blaskapelle der Heimatortsgemeinschaft Sanktanna und das Jugendblasorchester „Lambert Steiner“ aus Sanktanna umrahmt.

Ergreifend war für alle Teilnehmer - dabei waren in diesem Jahr nebst Pilgern aus Deutschland Gäste und Vertreter der Donauschwaben aus Ungarn (Budapest und Umfeld), Rumänien und aus Serbien (Sombor) - als zum Schluss des Pontifikalamtes die Sanktanna-Blasmusik vor dem Hauptaltar den Totenmarsch für alle verstorbenen Donauschwaben blies.

Den Abschluss der 58. Gelöbniswallfahrt der Donauschwaben bildete das Marienliedersingen und die Marienandacht in der „St. Anna“-Basilika. Die Predigt hielt Msgr. Andreas Straub.

Die Donauschwaben verließen Altötting nicht mit leeren Händen. Jeder Teilnehmer trug mit sich nach Hause den Segen der Muttergottes von Altötting und die Hoffnung, wieder hierher zu kommen. Das taten auch wir, die Gruppe aus Rumänien. Dazu sei noch ein Dankwort für die Organisatoren und Gastgeber ausgesprochen, in erster Linie Josef Lutz, stellvertretender Vorsitzender des „Sankt Gerhards-Werks e.V.“ in Stuttgart. Besonders für die jungen Bläser aus Sanktanna war diese Reise und der vielfältige Auftritt an beiden Tagen, sowohl in den Gotteshäusern, aber auch im Freien, auf den Hauptplätzen von Altötting, ein einmaliges Erlebnis.