Nationalfeiertag im Geiste der Toleranz

Stadt Arad will 2018 ihre historische Rolle hervorheben

Ioan Slavici und König Ferdinand I. – die Stadt Arad bereitet sich auf den Nationalfeiertag Rumäniens vor
Foto: Dan Cărămidariu

Arad  – Mit Zitaten aus dem Werk des in Hellburg/Şiria geborenen Ioan Slavici (1848 – 1925) sowie mit einem Aufruf König Ferdinands I. bereitet sich die Stadt Arad auf den bevorstehenden Nationalfeiertag Rumäniens vor, der heuer bereits im Zeichen der Jahrhundertfeier steht, die im kommenden Jahr begangen werden soll.

Am Montagabend haben Bürgermeisteramt und Kreisrat im Arader Theatersaal das Programm vorgestellt, das 2018 an die Ereignisse von vor hundert Jahren erinnern und die Rolle der Stadt Arad hervorheben soll, die von den zentralen Behörden immer wieder ignoriert werde, wie es in Arader Lokalmedien heißt. Für die Vereinigung Siebenbürgens und des Banats mit Rumänien spielte die Stadt Arad 1918 – 1919 zweifelsohne eine wichtige Rolle: Hier wurde der Zentrale Nationalrat der Rumänen gegründet, der im Haus des Juristen Ştefan Cicio Pop (1865 – 1934) zusammenkam, der auch den Vorsitz übernommen hatte. Nach dem Scheitern der Verhandlungen mit der ungarischen Regierung, die ebenfalls in Arad stattgefunden hatten, berief der Zentrale Nationalrat die Volksversammlung von Alba Iulia ein, bereitete diese vor und traf Maßnahmen zur Wahrung der Ordnung in den mehrheitlich von Rumänen bewohnten Gebieten der bereits in Chaos versunkenen ungarischen Reichshälfte der zusammenbrechenden Habsburgermonarchie.

Dass sich nun die Verantwortlichen in Arad auf den Klassiker Slavici besinnen und dabei für das an der Hauptfassade des gleichnamigen Stadttheaters hängende Plakat ein Zitat wählen, das für den Toleranzgeist des Schriftstellers repräsentativ ist, bezeugt ein für eine vormals multiethnische Stadt entsprechendes Taktgefühl. Bereits Mitte November hat das Bürgermeisteramt Arad gemeinsam mit einem Verein, der für eine bessere Verständigung zwischen Rumänen und Ungarn wirbt, die Regierungen in Bukarest und Budapest davor gewarnt, das Jahr 1918 politisch zu missbrauchen. Insbesondere in Rumänien müsse man sich davor hüten, ein Feierprogramm vorzulegen, das nationalistische Ressentiments schürt und das Gegeneinander anstatt eines Miteinanders in den Vordergrund stellt. Mit Slavici wolle man in Arad ein Zeichen setzen, hieß es. In seinen Erinnerungen erzählt der rumänische Schriftsteller, wie seine Mutter ihm beigebracht hatte, den Rumänen mit „bună ziua“, den Magyaren mit „jó napot“ und den Deutschen mit „Guten Tag“ zu begrüßen, es sei dann Sache eines jeden, wie er zu antworten gedenke.

Während seiner Jugendjahre hatte Slavici zunächst in Temeswar bei den Minoriten gelernt, den Töchtern eines deutschen Restaurantbetreibers Privatunterricht erteilt und sodann das Banat bereist, um sich Jahre später an die Banater Schwaben zu erinnern, über die er schrieb, sie seien wohlhabender, besser gekleidet und kulturell fortschrittlicher als die Rumänen („mai înstărit, mai bine îmbrăcat, mai înaintat în cultură”). Der Student der Rechtswissenschaften in Pest und Wien, der später in Hermanstadt/Sibiu die Zeitung „Tribuna“ leiten wird, ist zeitlebens der deutschen Sprache und Kultur verbunden, kämpft für die Autonomierechte der siebenbürgischen Rumänen innerhalb der Doppelmonarchie und bleibt während der deutschen Besatzung des Altreichs in Bukarest. Anfang 1919 wird er für seine Zusammenarbeit mit den Besatzern zu fünf Jahren Haft verurteilt, jedoch noch im selben Jahr wieder befreit.

König Ferdinand I., dessen Konterfei nun das Arader Rathaus ziert, spricht von der Vereinigung der Gedanken und der Seelen, ruft aber auch zur vereinten, fruchtbaren Arbeit auf.