Naturschutzgebiet von Touristen mit Abfällen verunstaltet

Wochenendbesucher fügen der Tier- und Pflanzenwelt auf der Zinne Schaden zu

Informationstafel bezüglich des Naturreservates, entworfen vom Forstrevier Kronstadt

Von Graffiti-Malern und Wüstlingen bleiben auch die am Bergkamm aufgestellten Informationstafeln nicht verschont.
Fotos: Ralf Sudrigian

Die gelegentlich vorgenommen Aktionen zur Beseitigung des Mülls von der Zinne, dem Berg, der in der Mitte von Kronstadt/Braşov die Stadt um 400 Meter überragt, werden zu zwecklosen Einsätzen, könnte man sagen, wenn man den Zustand nach verlängerten Wochenenden zu Gesicht bekommt. So schätzte die Sachlage auch Viorel Mihai, Ranger des Zinnen-Berges, nach den von der Regierung landesweit gewährten freien Tagen vom 1. bis 6. Juni, die auch das Pfingstfest eingeschlossen haben, ein. Dieses wegen des regelrechten Ansturms von Besuchern auf die Stadt, die am Fuße der Zinne liegt. Viele nutzten das schöne Wetter, um auch eines der Wahrzeichen der Stadt, die Zinne, zu besteigen. Doch das sind weniger die Touristen, die die Fußpfade auf sich nehmen, um auch auf den 960 Meter über dem Meeresspiegel hohen Gipfel zu gelangen, sondern eher die, die mit der Gondel von der Burgpromenade in einigen Minuten auf den Kamm gelangen.

Von der Talstation neben der Gaststätte „Casa Pădurarului“ (Försterhaus) auf der Burgpromenade und der Endstation, die neben der Panoramic-Gaststätte eine wunderbare Aussicht auf die Stadt bietet, sind Hunderte Besucher mit der Gondel hochgefahren. Bewaffnet mit Getränken aller Art und Nahrung, haben diese die Flaschen während ihres Aufenthaltes einfach am Wegrand zwischen Endstation und dem Aussichtspunkt auf der Zinne liegen lassen oder sogar vom Gipfel in die Tiefe geschmissen. Unterhalb von diesem befand sich bekanntlich eine Gaststätte mit Herberge, die 1890 eingerichtet worden war und 1905 auch eine Terrasse erhielt. Bei dem Brand von 1977 blieb nur die Terrasse übrig, von der man heute eine schöne Aussicht, besonders auf den alten Stadtteil, genießen kann. Die in die Tiefe geworfenen Flaschen und andere Müllreste werden immer wieder von Mitgliedern des Bergrettungsdienstes Salvamont unter schwierigen Einsätzen beseitigt.

Der Ranger der Zinne stellt sich auch die Frage: Muss man zu einem Waldhüter-Volk werden, um derartiges Verhalten der Besucher zu stoppen? Die Tafeln, die Hinweise bezüglich des Naturschutzgebietes Zinne enthalten, aber auch Strafen gegen das Vergehen angeben, werden einfach übersehen. In letzter Zeit sind sogar hier die Graffiti-Maler am Werk und übermalen diese. Es wurden kostspielige Folien gekauft, die die Aufschriften der Tafeln schützen, doch auch diese werden beschädigt. Die Strafen, die gegen Missetäter verhängt werden, reichen von 3000 bis 6000 Lei, gegen solche, die mit dem eigenen Wagen oder mit Quad (ATV) in das Naturschutzgebiet fahren, sind Summen von 5000 bis 10.000 Lei vorgesehen. Doch wer soll diese verhängen? Als Einzelperson kann der Ranger in dem insgesamt 150 Hektar umfassenden Naturschutzgebiet nicht überall vor Ort sein. Auch der Einsatz von Polizisten und Gendarmen ist an solchen Tagen unzureichend. Entlang der Wege wurden Plastikbeutel ausgelegt, damit der Müll in diesen hinterlassen wird. Doch das tun die wenigsten.

Laut gesetzlichen Bestimmungen dürfen in Naturschutzgebieten keine Müllkörbe angebracht werden.
Viorel Mihai macht darauf aufmerksam, dass derartiges Verhalten der Besucher mehrere negative Folgen hat. Außer dass immer wieder Aktionen zum Einsammeln des Mülls organisiert werden müssen, an denen sich zahlreiche Freiwillige beteiligen, werden auch die Tier- und Pflanzenwelt sehr geschädigt. Die Lebensmittelreste locken immer wieder Bären, Füchse, Wölfe an, die sich auf Nahrungssuche befinden. So kommt es auch zu Zwischenfällen mit Wanderern. Eine weitere Gefahr besteht in der Auslösung von Bränden durch nicht gelöschte Feuerstellen. Vor wenigen Wochen konnte nur mit Mühe ein Brand im Zinnen-Sattel gelöscht werden. Und Großbrände gab es auf der Zinne seit Jahrhunderten. Erinnert sei an den Stadtbrand von 1689, aber auch an Brände in den Jahren 1731, 1860, 1880. Und schließlich an den Brand von 1946, als der gesamte Wald Opfer der Flammen wurde und bei der nachfolgenden Aufforstung dann mit Setzlingen die im Burzenland weithin sichtbare Aufschrift STALIN gestaltet wurde, wie die Region bis nach dem Tod des ehemaligen Diktators offiziell genannt wurde.

Zum Naturschutzgebiet wurde die Zinne – rumänisch Tâmpa, ungarisch Cenk – im Jahre 1980 erklärt. Laut Gesetz Nr. 5 vom 6. März 2000 wurde dieses zum geschützten Areal von nationalem Interesse. 35 Prozent der landesweit verbreiteten Arten sind in diesem Naturschutzgebiet anzutreffen: Luchse, Bären, Wölfe, bis hin zu zahlreichen Schmetterlings- und Vogelarten. Hier wachsen Pflanzenarten, die in Europa geschützt sind. Auch hier stehen sie unter Schutz. Doch wer berücksichtigt diese Maßnahmen? Noch diesen Monat sollen laut Ranger Viorel Mihai neue Warntafeln bei den Zugangsstellen zum Naturschutzgebiet angebracht werden, die Feuer, Hinterlassen von Abfällen und die Fahrten von Motorfahrzeugen verbieten. Desgleichen wird eine Informationskampagne bezüglich der Bedeutung des Gebietes, unter Naturschutz stehende Tier- und Pflanzenarten und das Verhalten der Besucher gestartet. Zwar strahlt bei Nacht seit 2006 die vom Kronstädter Kreisrat finanzierte Inschrift „BRASOV“ von der Zinne aus über die Stadt, eine große Staatsflagge weht von dem Kamm des Berges, doch das sind nicht ausschlaggebende Initiativen, um das Naturschutzgebiet Zinne als solches auch für die Nachwelt zu bewahren.