Neue Chancen für Eisenbahnlinie Temeswar - Szegedin

95 Millionen Euro für grenzüberschreitende Programme

Hier stand bis Ende des Zweiten Weltkriegs die Maroschbrücke Tschanad – Magyarcsanad, über die die Eisenbahnstrecke Temeswar – Szegedin führte. Foto: Zoltán Pázmány

Die Kooperation zwischen Rumänien und Ungarn mittels grenzüberschreitender Programme und EU-Projekte läuft seit Jahren und mit Erfolg in der rumänischen Westregion. Die Bestimmung der Prioritäten, der strategischen Projekte – die diesseits und jenseits der rumänisch-ungarischen Staatsgrenze nicht immer die gleichen, manchmal gar grundverschieden sind – erfolgt zyklisch durch Verhandlungen zwischen den rumänischen und ungarischen implizierten Kreisbehörden aus der Euroregion Donau-Kreisch-Marosch-Theiß (DKMT) und den jeweiligen Zentralbehörden.

Heuer taten sich die Delegationen Rumäniens und Ungarns, darunter Kreis- und Lokalbehörden bzw. Vertreter von acht Kommunalverwaltungen aus dem Grenzgebiet, im Rahmen der Verhandlungen für die Bestimmung der Grundlinien des grenzüberschreitenden Kooperationsprogramms 2014-2020 richtig schwer: Nach mehrmonatigen Treffen und Gesprächen schienen Mitte April die Verhandlungen trotzdem zu keinem gemeinsamen Nenner zu gelangen. Man dachte gar, die EU-Behörden als Schiedsrichter in diesem Fall entscheiden zu lassen. Ende April kam man endlich zu einer Einigung, entscheidend war letztlich der erzielte Konsens zwischen den Delegationen der Kreise Temesch (Rumänien) und Csongrád (Ungarn).

Faktum ist, dass die beiden Kooperationspartner Rumänien und Ungarn in der Zeitspanne 2014 – 2020 insgesamt EU-Mittel im Wert von 95 Millionen Euro für die Durchführung mehrerer Projekte dieses grenzüberschreitenden Programms zur Verfügung haben werden. Laut Marian Constantin Vasile, dem stellvertretenden Vorsitzenden des Temescher Kreisrats, wurden bei den letzten Verhandlungen insgesamt 12 Projekte vorgeschlagen. Diese beziehen sich zum Großteil auf Vorhaben, die eine Modernisierung der Infrastruktur der beiderseitigen Grenzortschaften betreffen: grenzüberschreitende Verbindungsstraßen, Gemüse- und Obstzentren, Modernisierungen von Spitälern, Wasserbewirtschaftung, Systeme von Öko-Transport usw.

Die Vertreter der Kreise Temesch und Csongrád haben vier Projekte vorgeschlagen. Das erste Großprojekt (Projektleader ist der Temescher Kreisrat) betrifft den Bau eines Gemüse-Obstzentrums mit Hauptsitz in Temeswar. Projektleiter der übrigen drei Projekte soll der Kreis Csongrád sein. Es handelt sich um die Modernisierung zweier grenzüberschreitenden Straßen in der Zone Tschanad-Beba Veche sowie vor allem um das Großprojekt der Sanierung bzw. des Neubaus der Eisenbahnstrecke Temeswar – Szegedin (in erster Phase nur eine Machbarkeitsstudie).
Diese einstmals als Verbindung zwischen Südosteuropa und Mitteleuropa (Teil der ehemaligen europäischen Eisenbahn-Hauptstrecke Paris – Budapest – Szegedin – Temeswar – Bukarest – Istanbul) wichtige, nach der Strecke Baziaş – Orawitza zweitälteste und stark befahrene Banater Eisenbahnstrecke von insgesamt 112 Kilometern wurde am 15. November 1857 eröffnet. Sie kennzeichnete sich durch starken Verkehr bis Ende des Zweiten Weltkriegs, als die Maroschbrücke zwischen Tschanad und Szegedin durch Luftangriffe bombardiert und zerstört wurde.

Das neu erwachte Interesse für diese Eisenbahnlinie ist ganz im Einklang mit den EU-Empfehlungen und -Vorschriften: Diese geben dem Eisenbahnverkehr in der EU die gleiche Bedeutung wie dem Straßenverkehr. Eine modernisierte Eisenbahn ermöglicht gar regional einen schnellen, sicheren und vor allem billigeren Transport. Was diese Eisenbahnstrecke betrifft: Sie würde zudem den derzeitigen Weg von Temeswar nach Szegedin (Eisenbahn über Arad – Curtici, Autoverkehr über Arad – Nadlak) um zirka 60 Kilometer kürzen.

Laut Zoltán Marossy, Vizepräfekt des Kreises Temesch, ist dieses Großprojekt von höchster Wichtigkeit für den Kreis Temesch. Letzte Entscheidungen würden jedoch in Bukarest und zwar beim Transportministerium und bei der Rumänischen Eisenbahn CFR getroffen werden. Eine von den vier Projektvarianten wäre der Bau der Maroschbrücke zwischen Tschanad und Magyarcsanad (Ungarn). Die billigste Variante wäre jedoch die Sanierung der alten Eisenbahnstrecke Temeswar – Hatzfeld/Jimbolia – das serbische Kikinda  – Szegedin. Diese müsste noch einige unbestimmte Jahre warten, bis Serbien nämlich der EU beitreten würde.