Neue „Siebenbürgische Dorfportraits“ in Vorbereitung

In diesem Jahr steht das Haferland im Fokus

Filmemacher Günter Czernetzky.
Foto: die Verfasserin

Im Rahmen des Langzeitprojekts „Siebenbürgische Dorfportraits” soll im Juli dieses Jahres erstmals eine Sommerakademie für Videojournalisten stattfinden. Hermannstädter Journalismus-Studenten werden unter Anleitung des Regisseurs Günter Czernetzky vom 7. bis 13. Juli im Pfarrhof von Katzendorf/Caţa Quartier beziehen und die Dörfer der Umgebung unter die Lupe nehmen. Ziel des Projekts ist es, die Studenten an eigenen Kurzfilmen arbeiten zu lassen, in denen die Dörfer des Repser Ländchens „zur Sprache kommen”.  Das Ergebnis soll daraufhin auf einer DVD mit dem Titel „Gottes Mühlen mahlen im Haferland“ veröffentlicht werden. „In diesem Jahr haben wir uns das Thema Glauben im weitesten Sinne des Wortes vorgenommen“, erklärt Günter Czernetzky. Angefangen von „heidnischen Glaubensvorstellungen“, bis hin zu den „Sektenbewegungen, die es auf dem Lande gibt“ sollen die religiösen Ansichten der heutigen Bewohner alter sächsischer Dörfer ergründet werden.
Filmemacher Günter Czernetzky hatte die Serie der Kurzfilm-DVDs „Siebenbürgische Dorfportaits” im Jahr 2007 ins Leben gerufen. Jährlich widmet er seine Aufmerksamkeit einer siebenbürgischen Gegend, deren Dörfer „porträtiert” werden. Bisher sind bereits sieben DVDs veröffentlicht worden, etwa über das Burzenland/Tara Bârsei („Lichtblicke und Schlagschatten“), das Harbachtal/Valea Hârtibaciului („Oh Jammer und Sehnsucht im Harbachtal“), die Mediascher Gegend („In vino veritas – Weinland ohne Weinberge“) oder das Fogarascher Land („Nachbarn im Krautwinkel“).

Seit 2009 arbeitet Czernetzky mit Studenten der Lucian-Blaga-Universität Hermannstadt/Sibiu (Departement für Soziologie, Psychologie, Journalismus und Kommunikation der Fakultät für Humanwissenschaften) zusammen. In den Startjahren hatte sich die Arbeit an den Filmen über ein ganzes akademisches Jahr erstreckt. Im Unterschied dazu möchte Czernetzky nun gemeinsam mit den Studenten „konzentrierter und zeitlich geraffter” an den Filmen arbeiten: „Jeder Student ist für ein einziges Dorf zuständig und muss dort eine Story entwickeln, die Ansprechpartner finden, Kontakt aufnehmen, die Menschen motivieren, ausführliche Antworten zu liefern”, so der Projektleiter. Die Zahl der Teilnehmer variiert: „Ich starte meistens mit 20 Studenten, weiß aber, dass etwa die Hälfte diesen Kraftakt nicht durchhalten. Man braucht viel Konsequenz, um ein Projekt wie dieses zum Abschluss zu bringen, vor allem wenn man 20-21 Jahre jung ist.“ Was den Regisseur an dem Vorhaben reizt, ist auch, dass viele der Teilnehmer keinen siebenbürgischen und umso weniger einen siebenbürgisch-sächsischen Hintergrund haben, sodass „erfrischende Perspektiven zustande kommen“. Im Laufe der vergangenen Jahre musste Czernetzky allerdings auch Kritik einstecken: zu viel Elend, zu viele Klischees, zu wenig kritisches Hinterfragen seien auf dem Bildschirm zu sehen. „Im besten Fall sind es Spiegelungen“, antwortet der Regisseur. „Man darf sich keine Illusionen machen. Auf dem Lande gibt es mit wenigen Ausnahmen so gut wie keine siebenbürgisch-sächsische Dorfkultur mehr.“ Ob das auch für das Haferland zutrifft, wird das Publikum noch in diesem Jahr erfahren. Weitere Projekte sind im Großraum Schäßburg/Sighişoara (2015) und im Reener Ländchen (2016) vorgesehen. Zu den bisherigen Förderern gehörten der Bundesbeauftragte für Kultur und Medien, das Institut für deutsche Kultur und Geschichte Südosteuropas e. V. an der Ludwig-Maximilians-Universität München, das Haus des Deutschen Ostens sowie Heimatortsgemeinschaften der Siebenbürger Sachsen in Deutschland.