Neuerscheinungen 2014 zu Stadtgeschichte und Archivistik

Thomas Şindilariu über den „Archivführer zur deutschen Geschichte und Kultur von Kronstadt und dem Burzenland“

Thomas Şindilariu, Vorsitzender des Lokalforums Kronstadt und Leiter des Archivs der Honterus-Gemeinde
Foto: Hans Butmaloiu

Im vergangenen Jahr umriss Thomas Şindilariu in einem ausführlichen Gespräch seine Vorstellungen über die Rolle und Tätigkeit des Lokalforums Kronstadt („Warum auch noch Forum?“, ADZ vom 5. Juni 2013), wobei er auch die Absicht bekundete, die Herausgabe von Büchern in die Forumsaufgaben einzubeziehen. Dieses Jahr ist es nun soweit, und anstelle von „mindestens einem Buch“, wie sich der Leiter des Archivs der Kronstädter Honterus-Gemeinde und Vorsitzende des Lokalforums Kronstadt im Vorjahr ausdrückte, haben wir es gleich mit mehreren Neuerscheinungen zu tun. Der gemeinsame Nenner, welcher diese verbindet, ist für Thomas Şindilariu Herzenssache: Stadtgeschichte und Archivistik.

Als erstes wird ein Reiseführer erscheinen, welcher in Form einer Broschüre die älteste Kirche Kronstadts, im Stadtviertel Bartholomä gelegen, vorstellt. „Damit soll diese Kirche einem breiteren Publikum zugänglich gemacht werden und vor allem in dem Kreislauf der Reiseziele der Stadt, Region und des Landes seinen verdienten Platz bekommen“, betonte Thomas Şindilariu, der sich um Konzept und Inhalt der Publikation bemüht hat. Der Reiseführer wird in der deutschen Verlagsgruppe „Schnell & Steiner“ erscheinen, deren Schwerpunkt im Bereich hochwertiger Titel über Kunst- und Kulturgeschichte, aber auch Archäologie, Baugeschichte und Architektur liegt. Gezielt für dieses Projekt kommt auch Unterstützung seitens des Kronstädter Forum-Stadtrats  Christian Macedonschi, dessen Bemühungen für den Ausbau des Tourismus auf lokaler Ebene bekannt sind.

„Der zweite Band über Kronstadt, aus der Reihe ‘Aus Urkunden und Chroniken’, ist inzwischen auch soweit, dass seine baldige Erscheinung angekündigt werden kann“, setzt Thomas Şindilariu die Vorstellung der Bücher fort. Das wichtigste Projekt folgt jedoch zum Abschluss, nämlich der „Archivführer zur deutschen Geschichte und Kultur von Kronstadt und dem Burzenland“.
„Die Idee, einmal eine vollständige Erfassung aller Handschriften zu erstellen, ist eigentlich nicht neu, doch benötigte sie Zeit, um zu reifen. Genauer: Es wurden die relevanten Bestände des Archivs der Honterus-Gemeinde und des Stadtarchivs Kronstadt aufgenommen. Es ist sozusagen eine erstmalige Wiederzusammenführung der gesamten Bestände, welche es in Kronstadt bezüglich der Deutschen gegeben hat. Und wenn wir an dieser Stelle Handschriften sagen, so bedeutet das, in diesem Kontext, vor allem die Handschriftensammlung des Honterusgymnasiums. Der Begriff ‘Handschriften’ bedeutet in diesem Fall eine beabsichtigte Überlieferung von Ereignissen, das Werk eines Verfassers, dazu bestimmt, von anderen gelesen zu werden. Es handelt sich also nicht um Urkunden aus dem Verwaltungswesen, die zweckgebunden einen Sachverhalt festhalten.

Dieser Handschriftenfundus, den ich beschrieben habe, der wurde bisher noch nie richtig erfasst. Es gab einige Versuche im 19. Jahrhundert, doch es blieben Teilversuche. Was nun bald vorliegen wird, ist die erste Kompletterschließung. Es gab den vorausgehenden Versuch, anlässlich der 400 Jahre seit der Geburt von Johannes Honterus, welchen der damaligen Bibliothekar und spätere Rektor Oskar Netolicka unternommen hat. Da der Bestand riesig ist, wurde nur ein kleiner Teil bewältigt, die Sammlung Josef Franz Trausch. Damals wurde nur der Folio-Teil geschafft, es gibt aber noch ein Quart-, ein Oktav- und ein Normalformat. Dazu kommen die Handschriften, welche nicht Teil der Sammlung von Josef Franz Trausch sind, die aber auch in der Bibliothek waren. Hierher gehört die gesamte Kronstädter Chronistik, in Kopie und in Original.

In Zahlen ausgedrückt, sprechen wir da von den ältesten Schriften, etwa aus dem 16. Jahrhundert, mit immer größerem Volumen in dem 17. und 18. und sehr großem im 19. Jahrhundert. Von den insgesamt etwa 600 Seiten des Archivführers umfassen nur die Handschriften etwa 400 Seiten. Darunter fällt alles: Angefangen vom Hochzeitsgedicht des X an den Y ist nun alles erfasst“, erklärte uns Thomas Şindilariu. Er fügt noch spaßeshalber hinzu: „Damit wird nun etwas zugänglich, was bis jetzt nur wenigen Eingeweihten zugänglich war!“ Das Werk entstand unter der Mitwirkung des Bundesinstituts für Kultur und Geschichte der Deutschen im östlichen Europa in Oldenburg und wird in einer Reihe von Archivführern erscheinen. Als Autoren zeichnen Petra Rezac, Bernhard Heigl und Thomas Şindilariu.