Neun Bürgermeister nach der Wende

Fogarascher Stadtväter in einem Rückblick

Der amtierende Bürgermeister von Fogarasch, Sorin Mănduc, stellt sich für ein neues Mandat bei den Lokalwahlen im Juni.

Das einladende alte Stadtzentrum von Fogarasch wird von dem Gebäude des Bürgermeisteramtes (rechts) und anderen Bauten gekennzeichnet. Im Hintergrund befindet sich die orthodoxe Kathedrale deren Bau auch durch die Finanzierung des Kronstädter Kreisrates im bevorstehenden Mandat, des alten oder neuen Bürgermeisters, abgeschlossen werden soll.
Fotos: der Verfasser

Die Bewohner der zweitgrößten Stadt des Kronstädter Kreisgebietes, Fogarasch, haben die Wende vom Dezember 1989 praktisch am Bildschirm miterlebt. Dass sich einige doch Verdienste in der Revolution zusprechen, ist nichts Neues. Tatsache ist, es gab einige Aktionen vor Ort die aber friedlich verlaufen sind. Seither haben die Stadt neun Bürgermeister geleitet. Da in Kürze Lokalwahlen stattfinden, ist ein Rückblick über diese Stadtväter nicht fehl am Platz. Wer der zehnte Bürgermeister sein wird, werden die Fogarascher entscheiden. Vielleicht bleibt es weiterhin der Neunte. Es bleibt zu sehen.

Der erste Bürgermeister von Fogarasch nach der Wende belegte dieses Amt nur zwei Wochen lang. Alexandru Dalea war Bürgermeister nach der Hinrichtung Ceauşescus am 25. Dezember 1989 bis Anfang Januar 1990 und war ein großer Verehrer von Corneliu Coposu, Vorsitzender der Bauernpartei. Er war auch derjenige, der die Grundlage zur Organisation dieser Partei in Fogarasch geschaffen hat. Einer seiner Freunde erinnert sich an diesen, dass sie gemeinsam am Morgen des 21. Dezember, Kerzen vor dem Kaufhaus der Stadt in Erinnerung an die Opfer von Temeswar angezündet hatten. Anschließend gingen sie zur Miliz und haben die Uniform Tragenden aufgefordert niederzuknien und das „Vaterunser“ zu beten. Bei der ersten Demonstration gegen die Front der Nationalen Rettung (FSN) in Bukarest am 28. Januar 1990 war Dalea mit dabei. Im Februar hatte er einen Zusammenstoß mit Gelu Voican Voiculescu, worauf er für zwei Monate ins Gefängnis Rahova kam. Dalea ist ein Intellektueller sowohl durch das Studium als auch durch sein Format. Er hat in Klausenburg Physik studiert. Im Juni 1990 ist er in die Bundesrepublik Deutschland ausgesiedelt und lebt seither in Nürnberg. 

Am 8. Januar 1990 wurde Vasile Lascu Bürgermeister der Stadt und blieb in diesem Amt bis zum 1. August gleichen Jahres, als er nach Bukarest in die Abgeordnetenkammer zog, auf Grund der Wahlergebnisse vom 20. Mai 1990. Als Bürgermeister wurde er von der damaligen Rumänischen Sozialdemokratischen Partei (PDSR) ernannt. Alle Bürgermeister wurden anfangs interimistisch eingesetzt. In seiner Amtszeit wurde mit dem Bau der ersten Wohnblocks in der Câmpului-Straße begonnen, erinnert er sich heute. Geboren wurde er am 30. Januar 1948. Heute lebt er weiterhin in Fogarasch. Der studierte Wirtschaftsfachmann ist Geschäftsführer bei zwei Privatunternehmen.

Vasile Dan wurde dritter Bürgermeister der Stadt in der Zeitspanne 1990 – 1991. Geboren wurde er am 11. März 1941; vom Fach ist er Chemieingenieuer und hat 25 Jahre im Chemiekombinat gearbeitet. Vom Sommer 1990 bis September 1991 übte er das Amt des Bürgermeisters aus, eine Zeit in der der Standort der im Bau befindlichen Kathedrale festgelegt wurde, die Konsolidierungsarbeiten an der Brücke über den Alt abgeschlossen und die Kollektivwirtschaft im Stadtteil Galaţi aufgelöst wurde, wobei die Güter an die ehemaligen Mitglieder aufgeteilt wurden. Im Amt folgte ihm bis 1992 Traian Timariu. In dessen Amtszeit wurde das 700-jährige Jubiläum der Stadt am 4. bis 6. Oktober 1991 begangen. Daran erinnert eine Gedenktafel die an der Mauer der Fogarascher Festung angebracht wurde.

Die nächsten vier Jahre (1992 – 1996) stand Nicolae Ciocan der Stadt vor. Er hat sich für das Projekt der Trinkwasserleitung eingesetzt, die von Sebeş bis vor die Stadttore gelegt wurde. Heute erinnert an ihn eine Inschrift an der Sozialkantine der Stadt, die in seiner Amtszeit gegründet wurde. Er selbst erinnert sich aber nicht gerne an seine Amtszeit. Im Amt folgte ihm ein waschechter Fogarascher, Horaţiu Judele, ehemaliger Direktor des Radu Negru-Lyzeums. Er setzte sich gleich für eine saubere Stadt ein, konnte aber nicht zu viele Projekte durchführen und trat 1998 aus gesundheitlichen Gründen aus seinem Amt als Bürgermeister zurück. 

Ovidiu Simen stand der Stadt von 1998 bis 2000 vor. Er war der Vertreter der National-Christlich Demokratischen Bauernpartei (PNŢCD) im Rahmen der Demokratischen Konvention (CDR). In seiner Amtszeit wurde das Problem der Heizung gelöst. Durch ein Programm der Europäischen Entwicklungsbank (BERD) wurde die Heizzentrale des städtischen Unternehmens Ecoterm gebaut und in Funktion gesetzt. 

Auf die längste Amtszeit als Bürgermeister von Fogarasch, blickt Ioan Bărbuţi seitens der Sozialdemokratischen Partei (PSD) zurück. Dieser stand zwei Legislaturperioden von 2000 bis 2008 der Stadt vor. Unter den Projekten, die in dieser Zeit durchgeführt wurden, befindet sich der Bau der landwirtschaftlichen Verkaufshalle, der Bau des Sportsaales des Lyzeums Dr. Ioan Şenchea, der Bau der ersten Wohnblocks im Rahmen des ANL-Programms (Agentur für Wohnungsbau). In dieser Zeitspanne gab es eine gute Zusammenarbeit mit der Stiftung ECODE aus Spanien, in der auch ein neuer Gebäudeteil beim Aurel Vijoli-Kolleg errichtet wurde.

Die vier Jahre als Vizebürgermeister der Stadt (2004 – 2008) waren für den Vertreter der National-Liberalen Partei (PNL), Sorin Mănduc, eine gute Übungszeit für sein kommendes Mandat als Bürgermeister. Als solcher wurde er bei den Lokalwahlen 2008 gewählt und kandidiert heuer für ein nächstes Mandat als Vertreter der Allianz USL, als Mitglied der PNL. Zugute kam ihm auch seine Erfahrung als Journalist, die er in den lokalen Medien der Stadt sammelte. In seiner Amtszeit erhielten die beliebten „Fogarascher Tage“ eine neue Orientierung. Das Stadtfest wurde zu einem großen Anziehungspunkt für alle Fogarascher, sodass bei jeder Auflage tausende „Fremdarbeiter“ nach Hause kommen und da Urlaub machen. Mehrere Straßen wurden in diesen Jahren repariert, sodass seit Jahren gut bekannt Straßenlöcher endlich verschwanden. Das Umfeld der Burg wurde zum Teil neu gestaltet, der Sportsaal des Radu-Negru-Kolleg konnte fertiggestellt werden. Sorin Mănduc hat den orthodoxen Patriarchen Daniel in die Stadt einladen können und ernannte ihn zum Ehrenbürger. In seiner Amtszeit beteiligte sich Fogarasch an einem gemeinsamen Projekt der Entwicklungsagentur mit Hermannstadt, durch das das Trinkwasser- und Kanalisationsnetz der Stadt erneuert wurden. In diesen Jahren wurden auch die Restaurierungsarbeiten an der Fogarascher Burg wieder aufgenommen. Dafür kommt der Kronstädter Kreisrat mit der teilweisen Finanzierung auf. Der Bau der orthodoxen Kathedrale ist in ein fortgeschrittenes Baustadium gelangt. Erzielt Mănduc den Sieg bei den Wahlen und verlängert somit sein Mandat, so muss weitere vier Jahre gewartet werden, um zu sehen, wer der zehnte Bürgermeister der Stadt sein wird, wenn Mănduc sich nicht auch dann ein weiteres Mal zur Wahl stellt.