Nitzkydorf: Ein kleines Dorfwunder

Acht Asphaltstraßen für die Gemeinde

Charakteristisch für das banatschwäbische Nitzkydorf sind die Tiefbrunnen.
Foto: Zoltán Pázmány

Nitzkydorf - Was etliche andere Temescher Gemeinden als Normalität betrachten und in den Vorjahren schon längst erlebt haben, das erschien den heutigen Bewohnern der ehemaligen banatschwäbischen Gemeinde Nitzkydorf wie ein kleines Dorfwunder: Acht Gemeindestraßen konnten mittels Regierungsgeldern von insgesamt einer Million Euro im Rahmen des Landesprogramms für lokale Entwicklung (PNDL) nach vielen Jahren und genausovielen leeren Versprechungen der Kreis- und Landesbehörden endlich asphaltiert werden.

Bekannt geworden ist die abgelegene und stets auch etwas isolierte Gemeinde im Südosten des Kreises Temesch, an der Grenze zum Landkreis Karasch-Severin als Geburtsort der Nobelpreisträgerin Herta Müller. Früher gab es hier eine konstant mehrheitlich deutsche Bevölkerung von 2000 Einwohnern, heute gibt es nur noch 1584 Bewohner. Bis vor Kurzem existierten hier stets, vor allem in den Regen- und Wintermonaten, große Probleme wegen der schlechten Lehm- und Schotterstraßen, von den Fachleuten Straßen II. und III. Kategorie genannt. Laut Bürgermeister Dănuţ Drăghici, der kürzlich gemeinsam mit einem hohen Gast aus Temeswar, dem Kreisratsvorsitzenden Sorin Grindeanu, die neuen Asphaltstraßen eingeweiht hat, haben nun sieben Kilometer des gesamten Straßennetzes von 12 Kilometern bzw. sechs Hauptstraßen und zwei Nebenstraßen einen Asphaltbelag.

Sorin Grindeanu, Vorsitzender des Temescher Kreisrats, gab seiner Hoffnung Ausdruck , dass dieses für die Entwicklung der ländlichen Ortschaften vitale Programm, das im Laufe des Jahres 2016 leider etwas ins Stocken geraten war, im nächsten Jahr wieder richtig angekurbelt werden wird. Man hofft auf mehr Dezentralisierung auch in diesem Bereich. Gemäß eines Vorschlags sollen diese Regierungsgelder für die Entwicklungsprojekte der Kommunen 2017 direkt an die Entwicklungsagentur ADR überwiesen und somit leichter den Nutznießern zur Verfügung gestellt werden können.

Die ehemalige banatschwäbische Gemeinde (deutsche Ansiedlung 1785), mit den eingemeindeten Dörfern Blajova und Duboz, heute nicht mit einer deutschen, sondern rumänischen aus 25 Kreisen zugewanderten Mehrheitsbevölkerung, wird nach einer wechselhaften Geschichte (1988 sollte der Ort im Rahmen von Ceauşescus wahnwitzigem Plan der Dorfschleifung verschwinden; 1991-Massenauswanderung der deutschen Einwohner), noch etliche andere Entwicklungsprojekte und Finanzspritzen zwecks Modernisierung dringend nötig haben. Man kann hier den schwachen Dienstleistungssektor anführen, fehlenden Gasanschluss und fehlende Wasserleitung. Zum Glück gibt’s die guten Tiefbrunnen, die bei der Ortsgründung unter Anleitung von Obergespann Graf Christoph Nitzky von der k.u.k.-Verwaltung vorsorglich angelegt wurden. Das holprige, löchrige Gassenpflaster hat ebenfalls längst ausgedient, es stammt aus der ersten Hälfte des vorigen Jahrhunderts.