Notaufnahme: monatlich 10-20 junge Drogenkonsumenten

Beratung beim Amtssitz des Präfekten von Karasch-Severin mit Medizinern und Polizisten zum Thema drogenabhängige Jugendliche

Reschitza – Dr. Cosmin Librimir von der Notaufnahme des Notfallkrankenhauses Reschitza sprach Tacheles: „Zu uns kommen – oder sie werden gebracht, weil ihre Freunde sich nicht mehr zu helfen wissen, wenn sie ins Koma gefallen sind – monatlich zwischen zehn und zwanzig Patienten, die unter dem Einfluss von (oftmals gestreckten) Drogen stehen. Das Phänomen nimmt unaufhaltsam Fahrt auf, das durchschnittliche Mindestalter, wo Kinder erstmals Drogen zu sich nehmen, liegt bei 14 Jahren, in der Regel Ethnobotanica, aber auch allerlei improvisiertes Billigzeug. Neulich war ich mit der Ambulanz in die Wohnung von jemand gerufen worden, der im Badezimmer zusammengebrochen war. Der hatte eine ganze Schachtel aromatisch riechende Räucherstäbchen gekauft, in Zeitungspapier gewickelt und wie eine Zigarre angezündet. Klinisch sah er aus wie jemand, der eine Droge zu sich genommen hatte: fast keine Iris war mehr in der Pupille zu sehen. Nun kann man keinen Laden schließen, weil der Räucherstäbchen verkauft, die von einem Jugendlichen wie eine Droge geraucht werden. Oder weil der Laden Klebzeug verkauft, das sich jemand in eine Plastiktüte gießt, um daran dauernd zu schnüffeln.“

Unreines Cannabis enthalte rund 400 toxische Substanzen. Das gründlich gereinigte Cannabis hingegen auch noch „immerhin zwei-drei“. „Aber das Grundproblem haben wir mit Schule und Eltern“, sagte Dr. Librimir. „Die Kinder stehen unter Druck, seitens der Schule, seitens der Eltern, auch der Gesellschaft. Zeit zum Spielen mit Gleichaltrigen nehmen sie sich keine mehr, so kann Stress schwer abgebaut werden. Ihr Verhalten ändert sich. Bei uns landeten schon Kinder mit 12-13 Jahren, die Selbstmordversuche unternommen hatten. Das ist abnorm. Und dann: da kommen zu uns in die Notaufnahme Kinder, die wir ganze Nächte lang betreuen müssen – und seitens ihrer Familie kommt nicht mal eine Anfrage, ob das Kind überhaupt noch lebt...“

„Gesundheit für die Justiz, Justiz für die Gesundheit“ nannte sich, etwas umständlich, die Begegnung von Verantwortungsträgern, die mit Jugendlichen zu tun haben, die unter Drogenkonsum leiden. Anlass war der Internationale Tag gegen Drogenkonsum und illegalen Drogenhandel, der 26. Juni. Chefkommissar Aurelian Vieru, der für die Bekämpfung des Drogenhandels im Banater Bergland und für Aufklärung der Jugendlichen betreffs die Gefahr des Drogenkonsums verantwortet, kam mit einer eher pessimistischen Schlussfolgerung, die seiner Erfahrung in diesem Bereich entspringt: „Leider ist der Drogenkonsum seit geraumer Zeit auch im Banater Bergland zu einem sozialen Phänomen geworden. Wir haben es längst nicht mehr mit ein paar isolierten Fällen zu tun. Regelmäßige Drogenkonsumenten sind immer zahlreicher. Das ‘Debütalter’ liegt durchschnittlich bei 14 Jahren, bei Jungs wie bei Mädchen, Cannabis, Marihuana und Haschisch sind die Favoriten. 10,1 Prozent der Lyzeumsschüler haben mindestens einmal Marihuana geraucht. Hingegen sind die Lyzeumsschüler weniger an Psychoaktiva interessiert: nur 2,3 Prozent haben sie 2018 probiert. Leider bestätigt sich immer wieder die Regel: wo eine Nachfrage existiert, dort gibt es auch ein Angebot. Da kann man noch so viele Drogenhändler hinter Gitter bringen, das Phänomen junge Drogenkonsumenten bekommt man damit nicht in den Griff!“

Der Psychiater Dr. Cristian Ciulacu sowie der Arzt Gheorghe Stoichescu wiederholten und bekräftigten die Forderung des Schulinspektors Ionel Moat²r, dass die Schulen viel mehr Schulpsychologen und Beratungsstellen bräuchten, um professionell mit Schülern zu arbeiten, die erst Mal aus Neugier Drogen probieren und rasch in die Abhängigkeit geraten können. Außerdem, so die Fachleute, sollten die Eltern viel genauer hinschauen, wenn sie bei ihren Kindern Auffälligkeiten bemerken, etwa im Umgang mit Geld.