Offensive deutsches Schulwesen

Bundestagsmitglied Dr. Christoph Bergner versucht, Unterstützung für Lehrer zu vermitteln

Beraten über die Förderung von Lehrern an deutschsprachigen öffentlichen Bildungseinrichtungen in Rumänien: MdB Dr. Christoph Bergner (l.) und Martin Bottesch.
Foto: Hannelore Baier

Das Thema Schule veranlasste Dr. Christoph Bergner, Mitglied des Deutschen Bundestags, von 2006 bis 2013 der Beauftragte der Bundesregierung für Aussiedlerfragen und nationale Minderheiten im Bundesministerium des Innern, der Einladung zu den Deutschen Kulturtagen in Schäßburg/Sighişoara Folge zu leisten. Der Grund war sehr aktuell: Im Unterausschuss Auswärtige Kultur- und Bildungspolitik des Bundestages hat er in der laufenden Haushaltsdebatte den Vorschlag eingebracht, den Haushalt auch für die Unterstützungen von Lehrern in den deutschsprachigen Schulen in Rumänien zu öffnen. Im Bundestag ist Dr. Bergner desgleichen Mitglied des Auswärtigen Ausschusses und Berichterstatter für die deutschen Volksgruppen in der CSU/CDU-Fraktion. Während seines diesmaligen Besuchs in Siebenbürgen führte er also auch Gespräche mit Hermannstadts Oberbürgermeister Klaus Johannis, mit Reinhart Guib, dem Bischof der Evangelischen Kirche A.B. in Rumänien, und Prof. Dr. Paul Philippi, dem Ehrenvorsitzenden des Demokratischen Forums der Deutschen in Rumänien (DFDR). Auf der Fahrt von Hermannstadt/Sibiu nach Schäßburg führte er ein „sehr intensives Gespräch“ mit dem DFDR-Abgeordneten Ovidiu Ganţ und traf Freitagvormittag desgleichen Martin Bottesch.

Die Vielzahl an Begegnungen habe er sich vorgenommen, um seine veränderte Rolle wahrzunehmen, erklärte Dr. Bergner gegenüber der ADZ. Vor einigen Wochen wurde er zudem zum Vorsitzenden des Deutsch-Rumänischen Forums in Berlin gewählt, in Nachfolge von Susanne Kastner (SPD), die das Forum 2002 als zivil-gesellschaftliche Organisation der bilateralen Verständigung gegründet hatte und nun zur Ehrenvorsitzenden ernannt worden ist. Die Reise sollte desgleichen dazu beitragen, die Tätigkeit des Deutsch-Rumänischen Forums neu zu verankern. Für diese außerparlamentarische Tätigkeit wollte Dr. Bergner neue Impulse mitnehmen. In seinem Grußwort in Schäßburg gab Dr. Bergner sein Vorhaben bekannt, „eine kleine Offensive“ für das deutsche Schulwesen in Rumänien anzustoßen. Wie erfolgreich er dabei sein wird, könne er nicht abschätzen, ein wichtiger Schritt zum Erfolg aber sei, den deutschen Parlamentariern deutlich zu machen, „welcher europäische Kulturwert in diesem Schulwesen steckt“ und „dass die Geschichte der Schulen in Siebenbürgen viel, viel weiter zurückgreift als die Geschichte der meisten Schulen, die wir in Deutschland haben, zumindest der allermeisten“, sagte er.

Gegenwärtig ist es formal nicht möglich, die rumänischen Lehrer an den deutschsprachigen Schulen aus Mitteln des Bundeshaushaltes zu fördern, weil es sich um staatliche Schulen handelt. Eine Unterstützung aus öffentlichen Mitteln ist gegenwärtig über die laufenden DSD-, Lehrerentsende- und ähnliche Programme erlaubt. Im Mai vergangenen Jahres wurde Dr. Christoph Bergner in Hermannstadt, bei der Sprachenkonferenz der vom „BMI betreuten“ deutschen Minderheiten in Mittel- und Osteuropa, eine von der DFDR-Leitung und deren Schulkommission unterzeichnete Eingabe überreicht, mit der Bitte, sie an bundesdeutsche Behörden mit dem Ziel weiterzureichen, eine weitere finanzielle Unterstützung für den deutschsprachigen Unterricht in Rumänien zu ermöglichen. „Die einzige wirksame Maßnahme, um junge qualifizierte Lehrer für die deutschsprachigen Schulen zu bekommen und auch behalten zu können ist, sie besser zu entlohnen“, sagte Martin Bottesch, der an der Ausarbeitung des Schreibens beteiligt war und die beiden Forums-Schulkommissionen über den Vorgang informierte. Der im Antrag formulierte Vorschlag lautet: Die Bundesrepublik Deutschland soll Mittel zur Verfügung stellen, um eine Zusatzentlohnung der deutschsprachigen Lehrer zu ermöglichen, damit diese nicht in besser bezahlte Stellen abwandern.

Sollten dergleichen Mittel bewilligt werden, könnte nach Meinung des DFDR die Auszahlung über eine oder mehrere Stiftungen in Rumänien erfolgen, wobei es zu klären gilt, welche von den existierenden sich hierfür eignet oder ob eine neue gegründet werden muss, so Bottesch, der Vorsitzende des Siebenbürgen-Forums und vormalige Vorsitzende der DFDR-Schulkommission. Wie die Förderung in geeigneter Weise umgesetzt wird, müsse man auch im Einvernehmen mit dem rumänischen Staat diskutieren, erklärte Dr. Bergner, der bereit ist, diesbezüglich Gespräche zu führen. Vorerst muss abgewartet werden, wie die Beratungen innerhalb der Haushaltsdebatte weitergehen, ob der Vorschlag angenommen wird bzw. diesen muss man weiter verfolgen. In der Diskussion mit Martin Bottesch wurde diesbezüglich angesprochen, für das öffentliche deutschsprachige Bildungswesen in Rumänien zu werben, zum Beispiel beim mittlerweile traditionellen parlamentarischen Abend in Berlin im September, zu dem eventuell eine Gruppe Schüler mit einem Kulturprogramm eingeladen werden soll, um die Schulen den Entscheidungsträgern bekannt zu machen, bzw. jenen, die bisher zu ihnen keinen Kontakt hatten.