Pädophiler Polizist: Innenministerin fordert Rücktritt des Polizeichefs

Premier will Entschluss erst nach Treffen mit Despescu fassen

Bukarest (ADZ) - Im Skandal um den pädophilen Verkehrspolizisten, der jüngst zwei Kinder im Aufzug eines hauptstädtischen Plattenbaus sexuell belästigt hat und inzwischen in weiteren 15 Belästigungs- oder Missbrauchsfällen als verdächtig gilt, will Innenministerin Carmen Dan (PSD) keine persönlichen Konsequenzen ziehen, sondern Polizeichef Bogdan Despescu entlassen. Sie habe Regierungschef Mihai Tudose die einschlägige Empfehlung bereits unterbreitet, sagte Dan am Dienstag.

Dem seit 2016 amtierenden Polizeichef warf die Ministerin vor, sie viel zu spät zum Thema des Pädophilie-Skandals unterrichtet zu haben. Neben Despescu forderte Dan auch den Leiter des Bukarester Morddezernats, Radu Gavriş, zum Rücktritt auf, obwohl just dessen Ermittler den inzwischen in U-Haft sitzenden pädophilen Polizeibeamten letztlich dingfest gemacht haben. Gavriş hatte Ende Dezember die von der PSD geplante Strafrechtsnovelle scharf kritisiert – insbesondere die Pläne, Aufnahmen von Überwachungskameras künftig als Beweismittel zu untersagen und Opfer nur noch im Beisein der Täter verhören zu können. Nach seiner Kritik verwarnte die Innenministerin den Kripochef öffentlich, er habe sich damit einen „Bärendienst“ erwiesen.

Premier Tudose ging am Dienstag auf Distanz zu den Entlassungsplänen der Innenministerin, die als enge Vertraute Liviu Dragneas gilt und im Zuge des Machtkampfes zwischen PSD- und Regierungschef längst auf der Abschussliste des letzteren steht: Wie die Presse aus Regierungsquellen erfuhr, wollte sich Tudose vom angezählten Polizeichef zunächst ausführlich Bericht erstatten lassen und mit ihm ein klärendes Gespräch führen, bevor er einen Entschluss betreffend dessen Entlassung trifft.