Politische Wirren führen zu kleine Kurskorrekturen, FP- und Strom-Aktien im Aufwind

Ein Rückblick auf den Handel an der Bukarester Wertpapierbörse

Dem rumänischen Aktienmarkt war gegen Ende der vergangenen Handelswoche die durch die größten Proteste der letzten 25 Jahre verursachte Nervosität anzumerken. Ab Donnerstag ließen die Indizes merklich nach, auf Wochensicht konnte nur der BETPlus noch einen Kurszuwachs vorweisen (0,07 Prozent). Von einem Einbruch kann nicht die Rede sein, auf Wochensicht verzeichnete nur der Finanzwerte-Index BET-FI ein höheres Minus von 0,6 Prozent. Alle übrigen Indizes blieben bei Verlusten unter 0,2 Prozent. Der Marktindex schloss die Woche mit einem Minus von 0,04 Prozent. Die Zurückhaltung der Anleger zeigte sich auch am Abflachen des Umsatzes gegen Ende der Woche. Insgesamt wurde in der vergangenen Woche um 46,7 Prozent weniger mit Aktien umgesetzt als in der Vorwoche. Doch trotz Nervosität gab es durchaus Gewinner an der Bukarester Wertpapierbörse.

Neues Allzeithoch für FP

Der Fonds Proprietatea (FP, 0,895 Lei, ISIN ROFPTAACNOR5) erreichte in der vergangenen Woche ein neues Allzeithoch. Der Emittent hat in der vergangenen Woche ein viertes Aktienrückkaufprogramm angekündigt. Marktbeobachter erwarten Rückkaufpreise zwischen 0,95 und 1 Leu je Aktie, was auf weitere Kurszuwächse schließen lässt. FP-Aktien waren auch die einzigen Finanzwerte, die in der vergangenen Woche zugelegt haben. Sämtliche SIF-Aktien schlossen die Woche mit Verlusten. Die höchsten verzeichnete SIF (SIF4, 0,702 Lei, ISIN ROSIFDACNOR6) mit minus 2,5 Prozent, das „beste“ Ergebnis erzielte SIF (SIF3, 0,2525 Lei, ISIN ROSIFCACNOR8) – minus 0,6 Prozent.

Baubranche ist unentschlossen

Das Bauunternehmen Impact (IMP, 0,706 Lei, ISIN ROIMPCACNOR0) hat die Zustimmung der Aktionäre für eine Emission von Unternehmensanleihen über 135 Millionen Lei erhalten. Die maximale Laufzeit soll sieben Jahre betragen, die Anleihe kann in Lei, Euro oder auch beiden Währungen gleichzeitig ausgegeben werden. Der Zinssatz wurde noch nicht festgelegt, damit wurde der Verwaltungsrat beauftragt. Anleger überzeugte der Plan nicht sonderlich, auf Wochensicht verlor die Aktie 0,6 Prozent. Damit liegt die Aktie weit hinter jenen des Bauunternehmens Constructii Napoca (NAPO, 1,74 Lei, ISIN RONAPOACNOR0) mit ihrem Wochenplus von 7,4 Prozent, jedoch vor jenen der Transilvania Constructii (COTR, 31,1 Lei, ISIN ROCOTRACNOR9), die 4,9 Prozent nachgaben. Damit gab die Baubranche in der vergangenen Handelswoche ein uneinheitliches Bild ab.

Strommarkt in Aufruhr

Die Preisexplosion für Strom am sogenannten Spotmarkt, auf dem kurzfristige Lieferverträge abgeschlossen werden, hat den Energiemarkt aufgemischt. Vom Durchschnittspreis von 33 Euro je Megawattstunde (Stand: 2016) sind die Preise zeitweilig auf bis zu 450 Euro angestiegen, wie die Finanzzeitung „Ziarul Financiar“ errechnete. Die Energie-Regulierungsbehörde ANRE und das rumänische Wettbewerbsamt haben eine Untersuchung gestartet. Auf einen ersten Blick ist die hohe momentane Nachfrage für den Preisanstieg verantwortlich. Zeitweilig habe die Differenz zwischen Angebot und Nachfrage 60 Prozent betragen, wie aus den Meldungen der Regulierungsbehörde hervorgeht. Die Entwicklung war ein Segen für die börsennotierten Stromerzeuger und -versorger. Aktien wie Nuclearelectrica (SNN, 6,1 Lei, ISIN ROSNNEACNOR8) und Transelectrica (TEL, 31,05 Lei, ISIN ROTSELACNOR9) legten in der vergangenen Handelswoche zwischen 6,1 beziehungsweise 0,8 Prozent zu. Dennoch verlor der Energiewerte-Index BET-NG auf Wochensicht 0,16 Prozent, vor allem wegen der schwächeren Entwicklung der Erdöl- und Erdgasaktien.

In dieser Woche wird der Fokus auf den Aktien im Hauptsegment liegen. Der Baustoffhersteller Cemacon (CEON, 0,339 Lei, ISIN ROCEONACNOR0), die Bank BRD (BRD, 11,38 Lei, ISIN ROBRDBACNOR2) und der Stromerzeuger Electrica (EL, 13,8 Lei, ISIN ROELECACNOR5) werden demnächst ihre Jahresergebnisse veröffentlichen. Es wird spannend zu sehen, wie gut das wirtschaftlich erfolgreiche Jahr 2016 auch für diese Emittenten gewesen ist. Doch der derzeit größte Risikofaktor ist ganz anderer Natur.

Devisen

Die politische Anspannung im Land wirkte sehr sichtbar auf den Wechselkurs ein. Ab Mittwoch vergangener Woche geriet der rumänische Leu vonseiten des Euro stark unter Druck. Minus 0,45 Prozent gab es schon an diesem Wochentag, weitere 0,21 Prozent folgten am Donnerstag. Zwar erholte sich der Leu am letzten Handelstag der vergangenen Woche, doch auf Wochensicht blieb eine Aufwertung der europäischen Einheitswährung um 0,17 Prozent. Damit kehrte der Euro wieder über die 4,5-Lei-Grenze. Am gestrigen Montag kostete ein Euro 4,5156 Lei. Der US-Dollar hingegen machte eine gegensätzliche Entwicklung durch. Der Leu gab erst am vergangenen Freitag kräftig nach gegenüber der amerikanischen Währung. Gestern kostete ein US-Dollar mit 4,2033 Lei um 0,37 Prozent weniger als noch vor einer Woche.

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