Polizeigewalt gegen Großdemo der Auslandsrumänen

Tränengas, Schlagstöcke und Wasserwerfer gegen Protestler – 453 Verletzte

Mit Wasserwerfern gegen Antiregierungsdemonstranten: Der brutale Einsatz soll laut Presse von der für Terrorismusbekämpfung zuständigen Spezialeinheit „Vlad Țepeș“ der Gendarmerie durchgeführt worden sein.
Foto: Agerpres

Bukarest (ADZ) - Die erste Großdemo der Auslandsrumänen gegen die Regierung ist am Freitag von Polizeigewalt überschattet worden. Die Gendarmerie setzte schon zu Beginn der Demo Reizgas und Schlagstöcke ein, nachdem eine Gruppe von Rowdies eine Absperrung durchbrach und in Richtung Regierungssitz hechtete. Statt die Störenfriede zu isolieren und abzuführen, ging die Gendarmerie gegen alle Demonstranten vor: Menschen wurden wahllos niedergeknüppelt, Tränengasgranaten in Gruppen mit Kindern geschleudert, Senioren Pfefferspray ins Gesicht gesprüht, Demonstranten trotz erhobener Hände mit Fäusten und Fußtritten traktiert. Insgesamt wurden 452 Personen, darunter auch ein Team des österreichischen Rundfunks ORF, sowie 35 Gendarmen verletzt und mussten vor Ort notverarztet oder in Krankenhäuser gebracht werden.

Die Protestler ließen sich jedoch nicht abschrecken, zahllose Bukarester strömten als Reaktion auf die Polizeigewalt zur Piața Victoriei. Trotz stechender Luft forderten am Abend rund 110.000 Menschen empört den umgehenden Rücktritt der Regierung Dăncilă, des vorbestraften PSD-Chefs Liviu Dragnea als Unterhaus-Präsident sowie Neuwahlen. Die Menschen riefen „Wir gehen nicht, bis ihr nicht geht“, „Rücktritt“, „Weg mit der Mafia“, „Ohne Straftäter in hohen Ämtern“ und „Wir sind das Volk“. Die Gendarmen lösten die Großdemo schließlich gegen Mitternacht mit Wasserwerfern auf.

Als Folge gingen das ganze Wochenende über in Bukarest, Hermannstadt, Temeswar, Kronstadt, Jassy, Klausenburg und weiteren Städten Zehntausende Menschen auf die Straße, um den sofortigen Abgang der Regierung zu fordern. Vielerorts wurde „Halte durch, Bukarest“ und „Wir stehen euch bei“ gerufen.